So, ich bin durch, und es ist wirklich beängstigend, was @derspiegel , bzw. Jens Glüsing, @SimonHage7, Alexander Jung, Stephan Schultz und Nils Klawitter da abgeliefert haben. Folgende Tricks werden genutzt, um eine Energiewende zu zerreden:
Trick 1: Es werden eine Menge großer Zahlen gedroppt, die ohne Kontext aber überhaupt nichts aussagen und dem Publikum nur vermitteln sollen: Das ist alles viel zu viel! Zitat:
„Rund 67 Tonnen finden sich in einer mittelgroßen Offshore-Turbine.“
Habt ihr auch nur eine grobe Vorstellung davon, wie viel 67 Tonnen Kupfer, 50.000 Tonnen Erde, 11 Tonnen Silber oder 32.000 Giftseen sind? Nein, und das ist auch so gedacht.
Ohne Vergleich klingt das alles sehr bedrohlich, ist aber eine Perfect Solution Fallacy:
Jede Lösung, die das Problem nicht optimal und ohne Nebeneffekte löst, wird als unperfekt zurückgewiesen, selbst wenn sie klar die beste verfügbare Option darstellt. Der ganze Text tut so, als gäbe es eine perfekte Lösung, um 7,8 Milliarden Menschen mit Energie zu versorgen.
Spoiler: Gibt es nicht, gab es aber auch noch nie. Tatsächlich erzeigen wir pro Kilo Rohstoff in Windkraftanalgen aber krass viel mehr Strom als mit einer Tonne Kohle. Schade, dass diese extrem wichtige Information nicht im Artikel steht 🤷♂️
Trick 2: Emotionen anstatt Zahlen:
Noch besser als Zahlen ohne Kontext wirken maximal aufgeladene Begriffe.
schmutzig“, „extrem belastend“ und „verheerend“. Der „gigantische Materialbedarf“ dafür „verschlingt unfassbare Mengen“ und „extreme Massen an Ressourcen“, die Naturzerstörungen seien „brutal“, und „enorm“
Wenn Kupferabbau in einer Wüste brutal ist, was ist dann ein Braunkohletagebau, der sich für viel weniger nutzbare Energie pro m³ Erde durch historische Ortskerne, Kirchen aus dem 19. Jahrhundert und tausende Jahre alte, ökologisch hochwertige Mischwälder frisst? Ultra-Violence?
Trick 3: Möglichst viele Missstände aufzählen, die mit dem Thema nur bedingt was zu tun haben
Es ist schon bei Kupfer ziemlich klebrig, den Weltbedarf monokausal der Energiewende zuzurechnen, aber okay, in WEA ist immerhin tatsächlich viel Kupfer enthalten. Vollends absurd...
wird es aber, wenn auch die Folgen der Aluminiumförderung in Westafrika und eines Dammbruchs in der Nähe einer Eisenmine irgendwie der Energiewende in die Schuhe geschoben werden sollen.
Ich meine, Aluminium, echt? Wisst ihr, WIE VIELE Dinge wir aus Alu herstellen?
All das benutzen die Spiegel-Autoren dieses Stücks vermutlich recht gerne, aber wenn E-Autos jetzt auch daraus hergestellt werden, dann ist das Raubbau an der Natur für unsere "glänzenden Ökoprodukte »made in Germany«", wie die Autoren sie nennen.
wow.
Trick 4: Klimaschutz als heuchlerische Aktivität framen
„Damit der reiche Norden ökologisch korrekt leben kann, wird der arme Süden ausgebeutet: Konzerne zerstören ganze Landstriche, um Rohstoffe für Windräder und Solarzellen zu fördern.“
Nur ist Klimaschutz halt kein Projekt allein für den reichen Norden, sondern für alle Länder, die das Pariser Klimaabkommen ratifiziert haben. Sollen auch ein paar arme Länder dabei sein, die von den Auswirkungen der Klimakrise ganz besonders hart getroffen werden.
Überhaupt krankt dieser allzu simple Vorwurfdaran, dass sich die Welt nicht einfach einteilen lässt in Rohstoff-Länder und Länder mit Wind- und Solarkraft-Ausbau, im Gegenteil: In all den Ländern, hinter denen sich hier als Entschuldigung versteckt wird, nichts tun zu müssen
Diesen ganzen Unsinn gibt es übrigens schon, einmal als Film von Michael Moore namens "Planet of the humans" und als Dokumentation von @arte namens "Die verborgene Seite der grünen Energien“.
Alle 3 Werke bieten keinerlei Lösungsansatz. Ach so, doch:
Alle 9 Männer hinter diesen 3 Werken verirren sich in der hochproblematischen Erzählung, dass das globale Bevölkerungswachstum das eigentliche Problem sei. Lässt sich einfach sagen aus dicht bevölkerten Industriestaaten mit niedriger Geburtenrate.
Ja, der Spiegel veröffentlicht auch extrem gute Beiträge zur Klimakrise. Auf der Themenseite finden sich exzellente Texte und die Kolumne von @ChrisStoecker gehört wohl zum besten, was es zum Thema zu lesen gibt: spiegel.de/thema/klimawan… spiegel.de/impressum/auto…
Ich habe allerdings das starke Gefühl habe, dass Jens Glüsing, Simon Hage, Alexander Jung, Nils Klawitter und Stefan Schultz sie dringend mal lesen sollten.
Wieso sind die eigentlich bis auf einen alle nicht auf Twitter? Nicht kritikfähig?
Hier übrigens noch mal zum ausführlich nachlesen und im Gegensatz zum Spiegel-Artikel mit Quellen versehen (Moin nach HH, wir haben 2021): graslutscher.de/mit-diesen-4-t…
+++ Ihr findet den Artikel durchaus cremig und hättet gerne mehr davon? Easy, hier könnt Ihr mich unterstützen und bekommt dafür sogar eine lässige Erwähnung in meiner Hall of Fame (wenn Ihr denn wollt) +++
In diesem Teil des Threads habe ich die Hälfte abgeschnitten, so war es gedacht:
In all den Ländern, hinter denen sich hier als Entschuldigung versteckt wird, nichts tun zu müssen,
gibt es ebenfalls Bestrebungen, von Kohle, Öl und Gas wegzukommen.
Die @annewill -Redaktion scheint zu denken, es sei guter Journalismus, eine Nicht-Medizinerin rhetorisch geschickt populistische Schwurbeleien herausposaunen zu lassen und es dann den anwesenden Fachleuten zu überlassen, das alles zu widerlegen.
Sorry, Frau Will, da bringt es auch nichts, sich "😷💉" in die Twitter-Bio zu packen, so ein Talk-Show-Setup stärkt die Erzählung der Populistin.
Ist jetzt komisch, wenn ich das einem Medienprofi erklären muss, aber Brandolinis Gesetz hat halt schon seine Berechtigung.
Es besagt, dass das Widerlegen von Schwachsinn um eine Größenordnung mehr Energie benötigt als dessen Produktion. Sieht man hier im Beispiel sehr gut: Wagenknecht kann sehr pointierte Statements setzen und Lauterbach muss dafür viel weiter ausholen, um sie zu widerlegen.
Lieber @derspiegel , könnt ihr bitte nur Leute was für Klimakonferenz schreiben lassen, die die Klimakrise kapiert haben?
Es geht hier nicht um „ökologische Korekktheit“, sondern um unsere Lebensgrundlage, und das weltweit, nicht nur im „reichen Norden“ 🤦
Dazu kommt dieses kaputte Framing: Erneuerbare sind nur was für den reichen Norden, was für ein Unsinn. Ne Menge der Rohstoffe kommen aus Chile und China. Chile gilt als EE-Champion Südamerikas und China hat eine gewaltige Windkraft-Kapazität am Start, die sie weiter ausbaut.
Im Gegenteil: Erneuerbare sind für arme Länder ein Puzzlestück, um sich autark mit Energie zu versorgen anstatt von teuren Öl-Importen abhängig zu sein.
Ferner sind es arme Länder des globalen Südens, die die Folgen der Klimaerwärmung am stärksten spüren werden.
ich verstehe, was ihr mit dem Video vorhattet und es hätte echt gut werden können. Leider spielt ihr am Ende aber nur verschiedene diskriminierte Gruppen gegeneinander aus (PoC, Frauen, junge Menschen), was doppelt schade ist:
Reine Kobaltminen gibt es gar nicht, es liegt so gut wie immer zusammen mit Kupfer oder Nickel im Boden. Aus diesen Metallen wird dann aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten alles mögliche gemacht: Stromkabel, integrierte Schaltkreise, Elektromotoren, Oberleitungen,
Münzen, Edelstahl und zig Legierungen. So ziemlich jedes Stück eurer Kameraausrüstung dürfte aus solchen Materialien bestehen. Mit Kobalt werden Magnete hergestellt, irgendwelcher Krempel blau gefärbt, Metalle gehärtet und lange wurden damit Diesel-Kraftstoffe (!) entschwefelt.
Wer wie ich in seiner Jugend von Gudrun Pausewangs "Jugendbüchern" traumatisiert wurde, schätzt das Risiko, dass die ganze Familie bei einem GAU kaputtgestrahlt wird, oft viel höher ein als dass sie aufgrund von Atemwegserkrankungen dahingerafft wird. Laut Grafik verursacht...
...Kohle aber 350 mal mehr tote Menschen pro Kilowattstunde. Das würde ganz gut zur menschlichen Psyche passen, die ja auch anfällig für Flugangst sein kann, obwohl die Autofahrt auf einer Landstraße statistisch viel gefährlicher ist.
Wie viele Typen in Deutschland wohl gerade auf dem Weg zur Vereinssitzung von KEINE WINDKRAFT IM XY-GEBIRGE!! e.V. sind und noch kurz bei Kentucky Fried Chicken angehalten haben, um später Vogelschlag durch WEA zu beweinen?
Falls irgendwer an einer KI arbeitet, die vor dem Verfassen eines Tweets zuzverlässig berechnet, wie viral das Ding geht - shut up and take my money!
Gäbe es so was, dann hätte ich die Grafik nicht so ohne Erläuterung gepostet. Reiche ich jetzt nach:
Ist diese Grafik ernst gemeint? Halb und halb.
1. Nein, für eine Einordnung der Schäden an einem Ökosystem ist es natürlich NICHT zielführend, getötete Wildtiere mit Zuchttieren zu vergleichen, da die Zuchttiere kein Teil eines komplexen Systems sind (Korruption ausgenommen).
Das Lustige an dieser DiE vEgAnER SiNd sO AgRreSSiV!!-Geschichte ist nicht nur, dass sie wirkt, als sei sie bei einem Ruhepuls von 190 verfasst worden, sondern auch dass die #Bild echt gar nichts ohne krasse Recherche-Fehler hinbekommt, nicht mal einen albernen Rant.
Thread
1. Veganer nähmen sich bewusst und künstlich aus dem „natürlichen Kreislauf der Nahrungsketten“. Ja, wer kennt sie nicht, die natürliche Nahrungskette, in der unsere Vorfahren südamerikanisches Futtersoja in genetisch optimierte Zuchtrassen gestopft haben, um diese dann in ...
Akkordarbeit von ausgebeuteten Osteuropäer:innen zersägen zu lassen. Oder hat Ralf Schuler einfach nicht begriffen, dass die Simpons-Episode dazu ironisch gemeint war?