--> und zwar ausschließlich mithilfe Erneuerbarer minus Kernenergie.
Ist das überhaupt plausibel? Lasst uns rechnen.
Deutschland verbraucht jährlich Strom entsprechend einer Durchschnittleistung von ca. 60 GW.
(Ich rechne hier alles als Jahresdurchschnittsleistung, also "Gesamtmenge Energie / 31.5 Mio S".)
...was, bei einem Heizwert von 10 kWh pro Liter und einer Dichte von 0.8 kg/l, einem auf die Masse bezogenen Heizwert von 45 MJ/kg und somit einer "Ölbrennleistung" Deutschlands von ca. 140 GW entspricht.
Strom und Öl zusammen ergeben also einen Leistungsbedarf von 200 GW. Der gesamte Primärenergieverbrauch des Landes beträgt sogar rund 380 GW. Außer Strom und Öl gibt es eben noch einige andere Energieverbrauchsposten, e.g. Gasheizungen oder die geschätzten Holzfriteusen...
...die bei kaltem Wetter hier im Dreh das Einfamilienhaus-Neubauviertel wie eine 1970er-Industrieanlage müffeln lassen.
Wir haben also momentan:
** 60 GW Strombedarf,
** 140 GW Ölbedarf,
** 180 GW sonstigen Energiebedarf.
Von den 60 GW Strom werden, wie das Tortendiagramm zeigt, 43% durch Eneuerbare erzeugt, der Rest von Kernkraft oder Fossilkraft. check24.de/strom/strommix…
Klar ist, dass im Zuge der Dekarbonisierung der Strombedarf steigen (z. B. für E-Autos, Wärmepumpen oder neue Eisenbahnen), der Gesamtenergiebedarf sinken wird (weil Elektromotoren zwei- bis dreimal effizienter sind als Verbrenner).
Wir nehmen also an, dass sich die 320 GW Öl+Sonstiges mittels Elektrifizierung drosseln lassen auf 100 GW, so dass dann insgesamt 160 GW Strom benötigt werden, entsprechend 2 kW pro Bürger.
Können wir das in 24 Jahren schaffen?
Momentan erzeugen wir 60 GW * 0.43 = 26 GW erneuerbaren Strom im Zeitmittel, und davon 15 GW aus Wind-, 3 GW aus Solarkraft.
Es fehlen 100 GW an erneuerbarem Strom.
Wie genau die optimale Kombination von Wind- und Solarkraft (aus denen der Hauptzubau kommen muss, unerwartete Durchbrüche in punkto Tiefengeothermie mal außen vor) aussehen sollte, ist umfangreich diskutierbar...
...wir wollen uns auf den Standpunkt stellen, dass sich die Zahl an Windkraftanlagen verfünffachen ließe, d.h. sich 75 GW Windstrom ernten ließen, bzw. 60 GW zusätzlich zu den schon vorhandenen 15 GW.
Die restlichen 40 GW müssen dann aus Solarenergie kommen.
60 GW Windstrom entsprechen, bei einem angenommen Nutzungsgrad von 20%, 100.000 3-MW-Großwindkraftanlagen.
40 GW Solarstrom entsprechen, bei einem Nutzungsgrad von 11%, 52x52 km² Solarpanels (Nennleistungsdichte 150 W/m²).
Die Windkraftanlagen würden ca. ein Quadrat mit 140 km Kantenlänge füllen.
Pro deutschem Bürger stehen ca. 15 m² Dachfläche zur Verfügung. Hier lassen sich insgesamt 18 GW Zeitmittelleistung Solarstrom gewinnen, also ca. die Hälfte der geforderten Menge.
Es müssten, mit anderen Worten, 24 Jahre lang:
** Jedes Jahr 4170 3-MW-WKA aufgestellt werden, bzw. 11 pro Tag;
** Jedes Jahr 113 km² Solarpanels installiert werden, bzw. 0.3 km² (e.g. ein Rechteck 1000 m breit und 300 m tief) pro Tag.
Hinzu muss irgendeine Speichertechnik kommen, die den Bedarf allerwenigstens für einige Tage, sicherheitshalber eher für einige Wochen bewölkte Windstille zu puffern vermag.
Für jeden Tag Speicherung von 160 GW muss beispielsweise der Schwerpunkt eines Wasserwürfels von 2.4 km Kantenlänge 100 m hoch gehoben werden.
Um eine Woche lang zu speichern, müsste der Schwerpunkt des Bodensees (48 km³) um 200 m aufwärts gepumpt werden.
Meine Prognose:
Wenn die Deutschen:
** eine Arbeitsmoral hätten wie die Chinesen,
** über ein weißes Geldloch verfügten,
** und gegenüber Vögeln, Naturschutzgebieten, u.ä. die Einstellung von Eric Cartman mitbrächten --
dann würden sie es schaffen!
Das Kernproblem ist das "weiße Geldloch". Dieses würde natürlich sofort die Inflation massiv anheizen: weil die Zahlungsmittel in immer geringerem Maße industriellen Gegenwerten entsprächen -- eben weil immer mehr Deutsche damit beschäftigt würden, das Energiesystem umzubauen...
...anstatt Produkte herzustellen.
Angemerkt sei, dass 20% Nutzungsgrad für Onshore-Wind in Deutschland eine starke Überschätzung ist -- typischer sind inzwischen Werte <15%.
Ferner dürfte es auch nach umfassender Elektrifizierung Sektoren geben...
...die ohne chemische Brennstoffe nicht praktikabel betrieben werden können, e.g. Flugzeuge und Schiffe.
Die 160 GW, die aus Solar und Wind gezapft werden sollen, sind daher mit Sicherheit eine deutliche Unterschätzung.
Erratum: Es fehlen nicht 100 GW EE-Strom, sondern vielmehr 134 GW, weil ja erst 43% der Stromerzeugung aus EE kommen.
Entsprechend alle Werte um den Faktor 1.34 nach oben korrigieren:
11 x 1.34 = ~15 Groß-WKA und
300 m x 1340 m Solarpark pro Tag
für die nächsten 24 Jahre.
Dass wir für das kommende Vierteljahrhundert jeden Tag, den Göttin gibt, einen Windpark mit 15 Anlagen und einen Solarpark von 0.4 km² Größe in Betrieb nehmen, ist meines Erachtens nach sehr weit von realistischer Vorstellbarkeit entfernt.
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Idee:
Die wesentlichste Eigenschaft und Stärke der Affenart Mensch ist die Fähigkeit zum Verständnis des Konzepts "Zukunft". Dies ist der kognitive Faktor, der dazu führt, dass die eine Art im Urwald Termiten angelt, die andere, nahverwandte, ins All fliegt.
Dadurch, dass Homo Sapiens sich eine abstrakte, hypothetische Zukunft vorstellen kann, vermag er, Pläne für diese zu machen und zum Erreichen dieser Pläne kurzfristig Erregung des Schmerzzentrums in Kauf nehmen.
Wenn ein Tier einer anderen Art die Möglichkeit zur Wahl verschiedener Handlungsweisen hat, wird es diejenige wählen, die das Belohnungszentrum am stärksten, das Schmerzzentrum am schwächsten erregt.
Interessant ist BTW: Den KP erkennt jeder Leser sofort als Märchen (oder vielleicht eher als Folge von Bildern und Visionen) -- Star Wars oder (in noch etwas höherem Maße) Star Trek dagegen werden als "irgendwie realitätsnäher" empfunden...
...obwohl sie das keinesfalls sind. (E.g. scheint es in diesen Universen auch eine Atmosphäre zwischen den Himmelskörpern zu geben, die Schall leitet, Raumschiffe bewegen sich wie Ozeanschiffe oder Flugzeuge, in SW existiert eine Art Magie u.v.m.)
Dennoch werden sie als "Science Fiction" (d.h. "irgendwie theoretisch möglich") und nicht als Märchen wahrgenommen: weil die Geschichten sich Bildern, Begriffen und Erklärungen bedienen, die ein wissenschaftliches Flair haben.
Das ist ein interessanter Punkt.
Betrachtet man Raumschiffe realistisch, dann gilt es, jedes überflüssige Gramm an Bord zu vermeiden. Die maximale Geschwindigkeitsänderung (das entscheidende Maß ihrer Leistungsstärke) einer Rakete beträgt:
Δ v = v0 * ln(Masse betankt / Leermasse)
wobei v0 die Triebwerksstrahlgeschwindigkeit und "ln" der natürliche Logarithmus ist -- die am langsamsten wachsende mathematische Funktion.
Um Δv möglichst groß zu machen, muss daher das Verhältnis von betankter zu leerer Masse geradezu krampfhaft erhöht werden...
...was man in der Praxis mit Stufenbauweise schafft.
Kissen, Bilder, nichtdigitale Bücher, Topfpflanzen u.ä. verringern dieses Verhältnis und sind deshalb nicht an Bord mitzubringen.
Im späten 20. Jahrhundert (und bis in die frühen 2000er) war die postmoderne Auffassung häufig, dass die Naturwissenschaften gar keine sinnvolle Beschreibung der Welt seien, entweder, weil ihnen die wahren Zusammenhänge nicht zugänglich seien...
...oder aber, weil es sich überhaupt nur um sozial ausgehandelte Konstruktionen handle. Stattdessen sprachen sich allerlei Menschen mittlerer Intelligenz für "mystisches" oder "intuitives" Erfassen der Natur aus.
Heutzutage ist diese Auffassung selten geworden.
Man hört nicht mehr viel davon. Was allerdings der Fall ist: Aussagen, die naturwissenschaftlichen Modellen von Grund auf widersprechen, werden als diskussionswürdig oder sogar axiomatisch wahr angesehen, besonders bekannt sind hier die Ideen der "Genderforschung"...
Thorium ist ein Aktinid, ein schwach radioaktives Schwermetall, mit dem Atomgewicht 232 -- etwas leichter als Uran: 238 bzw. zu 0.7% 235.
Es ist nicht spaltbar ("fissil"), kann aber sehr wohl in ein spaltbares Nuklid transmutiert werden ("fertil"). Dies nennt man Brüten.
Durch Einfang eines Neutrons und zwei Betazerfälle, bei denen sich Neutronen zu Protonen wandeln, indem sie Elektronen und Neutrinos auswerfen, wird Thorium zu Uran 233, welches gut spaltbar ist.
Die Frage würde dann halt lauten, inwieweit die Meinung, dass Steuern "Raub" seien, weniger gerechtfertigt ist, wenn die Person, die sie äußert, noch keine gezahlt hat.
Die Aussage "Steuern sind Raub" lässt sich übersetzen in "S. sind ungerechtfertigt"...
...was bedeutet, dass der, der dies sagt, einen Wertemaßstab anlegt, der Steuern das Attribut "ungerecht(-fertigt)" zuordnet.
Ebenso legt man, wenn man denen, die noch keine Steuern gezahlt haben, das Recht aberkennt, die Meinung zu äußern, dass diese Raub seien, einen Maßstab an
...demzufolge der Wert, die Vertretbar- oder Glaubwürdigkeit von Meinungsäußerungen sich in Abhängigkeit von biografischen Parametern der sie äußernden Person ändert.