Nicht nur wenn es um die Bekämpfung der Pandemie geht, sondern auch beim Umgang mit verschwörungsideologischen Strömungen muss man sich immer wiederholen. Deswegen einfach nochmal ein paar Grundsätze:
1. Menschen, die an Verschwörungserzählungen glauben, sind nicht automatisch "dumm" oder psychisch erkrankt. Das lässt sich so nicht zeigen.
2. Selbst wenn die verschwörungsideologische Mobilisierung nachlässt, verschwinden die darin enthaltenen Einstellungen und Ideologien nicht. Der Verschwörungsglauben existierte vor der Pandemie, er geht auch danach nicht weg.
3. Falsch- & Desinformation und Verschwörungserzählungen sind nicht das Gleiche, auch wenn sich das überlappen kann. Die Differenzierung finde ich wichtig, wenn wir über mögliche Umgangsmöglichkeiten sprechen.
4. Wer hinter der Pandemie eine Verschwörung vermutet, wird sich weniger wahrscheinlich impfen lassen. Diesem Weltbild wird man nicht einfach mit mehr Fakten etwas entgegensetzen können.
5. Im Verschwörungsglauben werden insbesondere die zum Feindbild, die als mächtig markiert werden. Dieses Feindbild kann mit realer Gewalt einhergehen. Das zeigen nicht nur die letzten Monate, sondern auch verschiedene Studien.
6. Der Glaube an Verschwörungen ist kein reines Bildungsproblem. Der verkürzte Ruf nach mehr Bildung wird dem Problem nicht gerecht.
7. In der Pandemie wurden große Netzwerke geschaffen, über die nicht nur Verschwörungserzählungen verbreitet werden, sondern immer wieder gegen Einzelpersonen gehetzt wird. Digitale Hetze hat reale Konsequenzen für die Betroffenen.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Lt. der vom Bundesgesundheitsministerium beauftragen Studie zweifelt jede fünfte ungeimpfte Person die Existenz des Coronavirus an. Das ist ein echtes Problem.
In der Auseinandersetzung mit Falsch- und Desinformation wird immer noch oft auf "mehr Information" als Strategie gesetzt. Das greift aus meiner Sicht viel zu kurz.
Es geht dann ja nicht nur um Fragen zur Impfung oder den Maßnahmen, sondern darum, dass es Menschen gibt, die nicht einmal die Grundannahme teilen, dass es da ein Virus gibt, dass Menschen krank macht und auch tötet.
Gerade erlebt eine junge Grüne einen Shitstorm basierend auf alten Tweets, deren Screenshots gerade durchs Netz gehen.
Jemand muss durch alle alten Posts gegangen sein, sehr wahrscheinlich mit dem Ziel, eine junge Grüne und BPoC zu delegtimieren - und wurde fündig. Solche Attacken passieren selten einfach so, sondern sind oft koordiniert.
.@Natascha_Strobl hat aufgeschrieben, welche Dynamiken rechte Shitstorms haben. So etwas ist bedrohlich und zerstörerisch, ich sage nicht ohne Grund immer wieder: Digitale Gewalt hat reale Konsequenzen.
Gewalt, die mit den Corona-Maßnahmen begründet wird, existiert nicht erst seit dem furchtbaren Mord an einem jungen Mann in #IdarOberstein, sondern begleitet uns durch die ganze Pandemie hindurch. Sie wurde nur viel zu oft nicht als Gefahr ernstgenommen.
Die Angriffe auf die Presse haben sich im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Ein Großteil der Angriffe ging von Demonstrationen aus dem sog. Querdenken-Spektrum aus.
Auch die Angriffe gegen Mitarbeiter_innen der Deutschen Bahn haben massiv zugenommen: "So gab es im vergangenen Jahr 2070 Gewaltdelikte gegen Zugbegleiter und andere Bahn-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. Das sind 421 mehr als im Vorjahr."
Laschet sprach in Erfurt bei einer Veranstaltung, ein Querdenker stürmte die Bühne. Im Netz findet man gerade die unterschiedlichsten Bewertungen seiner Reaktion.
Die Person, die da auf die Bühne sprang, war aber nicht einfach ein besorgter Vater, sondern ein bekannter Name aus der Querdenken-Szene. Die Szene von der Gewalt und Drohungen ausgehen.
Ich erwarte nicht unbedingt, dass Laschet ihn in dem Moment erkennt. Aber wenn man im Nachgang mitbekommt, wer sich da auf der Bühne inszeniert hat, braucht es eine klare Distanzierung.
Aktuell sieht man in verschiedenen Ländern Proteste von Impfgegner_innen. Diese Proteste zeichen sich häufig nicht nur durch eine Nähe zu verschwörungsideologischen und antisemitischen Narrativen aus, sondern auch durch Gewalttätigkeit.
In Griechenland gab es am Wochenende Proteste gegen die Impfpolitik der Regierung. Laut @dwnews
schleuderten die Demonstrierenden "Brandsätze und Steine auf die Polizei, die vor dem Parlament stand". dw.com/de/gewalt-bei-…
Auch die Demonstrationen in Frankreich, die sich vorgeblich gegen Impfungen richten, endeten mit Gewalt. Antisemitische Symbole finden sich auch hier immer wieder, schreibt @derStandardat derstandard.de/story/20001292…
Während die @tagesschau 1995 bereits von einer #Klimakatastrophe sprach, wird der Begriff heute oft als "hysterisch" oder überzogen dargestellt.
Ich halte es für wichtig, dass man sich überlegt, welcher Begriff genutzt wird. Klimawandel sagt etwas anderes aus als Klimanotstand oder Klimakatastrophe. Begriffe spielen eine Rolle dabei, wie wir Informationen verarbeiten.
Bereits 2019 hat sich @guardian bspw. dafür entschieden, nicht von Klimawandel sondern von Klimanotfall oder Klimakrise zu schreiben. Sie sprechen auch nicht von Klimaskeptiker:innen, sonden von Klimaleugner:innen. theguardian.com/environment/20…