Mir ist aufgefallen, dass Kondome hier fast mehr polarisieren als ich es bei meiner Arbeit erlebe. Also schreibe ich jetzt mal etwas zu dem Thema. Habt ihr euch selbst zuzuschreiben. Thread. 1/15
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Grundsätzlich kommt die Frage, das Kondom wegzulassen immer wieder mal und meine Antwort ist da stets die gleiche: "Ja, okay. Aber dann lassen wir auch den Termin weg." Das ist dann auch nicht gewünscht und falls doch ist es auch besser so.
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Wer bei mir fragt, fragt auch bei anderen.
Wer bei sowas ja sagt, sagt auch bei anderen ja.
Unter dem Strich also immer ein Risiko für alle Beteiligten.
4/15
Rechtlich ist die Lage so: Prostitution wird durch das ProstSchG geregelt.
Und da steht unter §32 (1):"Kunden und Kundinnen von Prostituierten sowie Prostituierte haben dafür Sorge zu tragen, dass beim Geschlechtsverkehr Kondome verwendet werden."
5/15
Und auch wenn es da schon hitzige Debatten gab, die allgemeine juristische Auffassung sieht so aus, dass mit Geschlechtsverkehr hier auch Oralsex gemeint ist.
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Das ProstSchG verbietet also Sex ohne Kondom.
Und wer meint, es heimlich abstreifen zu können, begeht mit "Stealthing" eine Straftat gemäß § 177 StGB.
7/15
Was ihr privat macht, ist eure Sache aber wenn ihr die Dienste eines Profis in Anspruch nehmen wollt, dann kommt ihr an den Gesetzen nicht vorbei, oder ihr macht euch strafbar. Punkt.
8/15
Jetzt hat sich die Gesetzgebung das nicht einfach so ausgedacht, egal wie man es finden mag. Es gibt handfeste Gründe dafür und die laufen, wer hätte es gedacht, auf eins hinaus: Gesundheitsschutz.
9/15
10/15
Nun, für mich wäre es wirtschaftlich und auch sonst saudämlich, mich heimlich von einem Kunden schwängern zu lassen. Schwangerschaften werden natürlich auch verhindert, aber gegen die sichert sich eigentlich jede Sexarbeiterin nochmals ab.
11/15
Geschlechtskrankheiten sind da schon ein größeres Thema. Und die kann man sich nämlich nicht nur vaginal oder anal einfangen, sondern auch oral. Kleinste Verletzungen im Mund genügen, damit man sich dort infizieren kann.
12/15
13/15
Hm ja. Ist wirklich total blöd, wenn er umfällt. Feel you.
Aber im Zweifel trotzdem noch besser, als wenn er abfällt.
Oder?
14/15
Man kann sich oral schon ein paar Sachen einfangen, die nicht so nice sind.
Syphilis zum Beispiel.
Oder Hepatitis.
Herpes.
Tripper.
...
15/15
Wisst ihr, ich mag Sex. Ich mag meinen Beruf. Ich mag Sex mit Unbekannten. Ich bin aufgeschlossen für Neues.
Aber ich mag auch meine Gesundheit und mein Leben.
Deshalb gibt es kein Argument, welches mich dazu bringen kann, hier irgendwelche Kompromisse zu machen.
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Es war einmal eine Sexworkerin. Die lebte in Schweden und weil sie genug hatte von den vielen Verboten, beschloss sie fortzugehen. Sie twitterte manchmal und kannte deshalb den @beckstown78 und so sagte sie sich: "Bremen ist ok, da geh ich hin."
1/20
2/20
Sie packte ihr rotes Bündel und zog los. Nach einer Weile sah sie eine traurige Gestalt am Wege liegen. "Was ist mit dir?" fragte sie? "Ach, weh. Meine Kantine ist geschlossen und ich bin so hungrig!". "Tja, Pech", antwortete sie und zog weiter.
3/20
Nach ein paar Schritten seufzte sie, ging zurück und sagte: "In Bremen gibts Kantinen, hab ich gehört. Komm halt mit." Die Gestalt sprang freudig auf ihre kurzen Beine, wackelte mit den Hängeohren und lief los.
2/14
Geht mal nicht um mich, nicht ums Sexwork, nicht um was aktuelles. Einfach mal ein Blick in die Vergangenheit. Man denkt ja immer, so übel wie jetzt waren Medien und Internet noch nie. Aber auch die Zeit vor dem Internet konnte sehr abscheulich sein.
3/14
Ich bin vor einigen Tagen durch Zufall und Zappen in der Wikipedia auf einen Fall gestoßen, der es wirklich in sich hatte, vor allem wenn man da unvorbereitet nach Einträgen über die Geschichte der englischen Eisenbahn oder des Hutes landet.
Oft kommt pro Sexwork das Argument, dass es ohne unsere Dienstleistung mehr Übergriffe und Vergewaltigungen gäbe.
Das finde ich grundfalsch.
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Erstmal sehe ich mich und meine Kolleg*innen nicht als legales "Ventil" für Triebtäter, sondern als Anbieter der Dienstleistung Sex auf Augenhöhe.
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Des weiteren sind die meisten unserer Kunden ganz normale Männer (gelegentlich auch w/d), die sich nicht auf die nächste Person im Park stürzen würden, wenn sie keinen Paysex bekämen.
Mein Outing im persönlichen Umfeld habe ich ja soweit abgeschlossen. Ich ziehe mal Bilanz.
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Zuerst habe ich meine beste Freundin eingeweiht und das lief unspektakulär ab. Nicht, dass sie es schulterzuckend zur Kenntnis genommen hätte, aber mehr als ein paar interessierte Fragen und Sorgen um meine Sicherheit waren da nicht.
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Später, im Freundeskreis war das nicht ganz so. Zwar kamen die meisten auch gut klar damit, aber eben nicht alle. Zwei brachen den Kontakt mehr oder weniger ab, interessanterweise die, bei denen ich es nicht erwartet hatte.
Stellt euch noch mal vor, es ist kein Corona, ich bin wieder die Vanessa, hab einen Freund und ein kleines Kind und ich möchte ins Sexwork einsteigen. Diesmal in einem Land mit „nordischem Modell“. 1/14
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Ich bin gesetzestreu und das ist erstmal einfacher als in Deutschland, denn anmelden muss ich mich nicht. Sex verkaufen darf ich, blöd ist nur, dass es für den Kunden strafbar ist, das Angebot anzunehmen.
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Aber ist ja sein Problem, denke ich mir und Nachfrage gibt es ja immer. Also, dann kanns losgehen. Wieder fragt sich, wo und wie. Ein Bordell? Nein, gibt es nicht legal, das fällt ja unter das Verbot.
Stellt euch mal vor, es ist kein Corona, ich bin jetzt die Vanessa, hab einen Freund und ein kleines Kind und ich möchte ins Sexwork einsteigen. Okay? Gut. 1/15
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Ich halte mich an die Gesetze, deshalb besorg ich mir erstmal einen Termin auf dem Amt. Dort gibt es zwei Gespräche, bei denen ich allein erscheinen muss, mein Freund darf nicht mit.
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Im ersten geht es darum, ob ich es freiwillig mache, ob ich weiß was mich so erwartet und welche Rechte und Pflichten so bestehen. Wenn ich Glück habe, ist der Mitarbeiter kompetent, mit Pech wurde er vom Chef dazu verdonnert und hat wenig Bock darauf.