Thread by @pavel23

Zu einer Infektion gehören mindestens zwei Leute: Eine Person, die mit einer Infektion herumläuft und das Virus ausscheidet, und eine zweite Person, die sich unzureichend geschützt in die Nähe eines Infizierten begibt.

Ich bin davon überzeugt, dass die meisten, die das Virus verbreiten, Symptome haben und das Virus fahrlässig verbreiten, also zur Arbeit oder nach draußen gehen, obwohl sie sich krank fühlen, und sich dabei nicht ausreichend maskieren.

Genauso glaube ich, dass die meisten Infizierten sich den Virus in Situationen in den Körper holen, wo klar erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht, aber sie sich dennoch oft ohne Not und unzureichend geschützt in diese Situationen begeben.

Das Virus braucht eine Koalition von Unwilligen und Fahrlässigen, um sich auszubreiten. Würden wir alle für ein paar Wochen darauf verzichten, das Virus zu verbreiten oder es uns zu holen, wäre Ruhe, aber so intelligent, rational und organisiert sind wir Primaten dann doch nicht.

Ja, nicht jeder, der sich Infiziert, war unvorsichtig, und gerade Kinder im schulpflichtigen Alter, Angehörige bestimmter Berufgruppen und Haushaltsmitglieder haben es schwer, aber praktisch *niemand* ist dem Virus schutzlos ausgeliefert.

Ich glaube, dass derzeit vielen Leuten nicht so wichtig ist, ob sie das Virus ausscheiden und verbreiten oder es sich in ihren Körper holen. Jedenfalls nicht so wichtig, um es zu unterlassen, sich mit anderen Menschen unter zum Teil fragwürdigen Umständen zu treffen.

Die Moral von der Geschichte: Die Pandemie sind wir, wir produzieren das Virus selbst, kaufen dem Virus seine Flugtickets und holen es uns ins Haus. Das Virus allein macht gar nichts und ist ohne Wirte absolut hilflos.

Daher wäre es auch völlig im Rahmen anderer Strafvorschriften, Infizierte zu bestrafen, wenn sie keine rechtfertigenden Umstände für ihre Infektion haben. Mag harsch und unfair klingen, aber wir bestrafen Leute ständig für Dinge, die sie nicht unter Kontrolle haben, …

…und zwar nicht, weil es fair ist, sondern weil es funktioniert und hilft, dass die Leute Dinge ernst nehmen. Nicht, dass ich es befürworte, Kranke zu stigmatisieren, aber wir tun es andauernd, und bei Covid wäre mittlerweile in vielen Fällen sogar angebracht, …

…mit dem Finger auf Infizierte zu zeigen und zu sagen: ihr macht andere Leute krank, und ihr seid selbst schuld. Wie Arbeitslose. Wer sich schützen will, der findet auch Schutz, und wer sich infiziert, hat nicht genug aufgepasst. Unfair, aber auch nicht völlig falsch.

Die Politik jedenfalls wird sich früher oder später aus der Affäre ziehen wollen, und so wie es gelang, Arbeitslosigkeit den Arbeitslosen anzulasten und den Klimawandel den Konsumenten, Pendlern und Urlaubern, ist es an der Zeit, Corona den Infizierten anzulasten, denn…

…ohne Schuldige müsste man unangenehme Systemfragen stellen und das System ändern. Idealerweise erklärt man die Betroffenen für selbst schuld, dann kann man sie am ehesten sich selbst überlassen und Versicherte und Steuerzahler schonen.

Wer oder was für den Verlauf der Pandemie „verantwortlich“ ist, kann man sehr unterschiedlich sehen, aber es handelt sich weder um eine unkontrollierbare Naturkatastrophe noch allein um menschliches oder systematisches Versagen, sondern eine komplexe Mischung von Faktoren,…

…die sich nicht gut transportieren lässt, und wir brauchen Schuldige. Wer ist nach eurer Meinung „schuld“ an dem ganzen Corona-Disaster? Die Regierung? Lügner und Schwurbeler? Konzerne? China? WHO? Die Ungeimpften? Die Infizierten? Alte? Kinder? Das Partyvolk?

Wie auch immer man es sehen mag, am Ende kommt es auf das Verhalten des Einzelnen an, aber offensichtlich hat „der Einzelne“ sich nicht genug unter Kontrolle, um das Virus einzudämmen, so dass der Einzelne mehr unter Kontrolle gebracht werden muss.

Die „Schuldfrage“, oder besser gesagt die Frage nach Pflichtverletzungen, ist für mich weniger interessant als die Frage nach Kausalitäten und den Ursachen unserer „Underperformance“ in Sachen Corona.

Mir wird immer klarer, dass jeder, der hier mit einfachen Antworten um die Ecke kommt, die Lage eher nicht erfasst hat und wenig zur Verbesserung oder Lösung beitragen kann. Staat, Gesellschaft und der Einzelne machen in der Pandemie alle am laufenden Band katastrophale Fehler.

Tragischerweise auch noch, ohne aus ihnen das richtige zu lernen. Nachdem ich hier gerne das Versagen der Politik anprangere, sollte dieser Thread klar machen, dass der ultimative Faktor das individuelle Verhalten ist und der „Einzelne“ so episch versagt wie die Politik.

Und irgendwie will kein Schlusspunkt kommen in diesem Thread hier, denn die Pandemie hat noch keinen, nicht einmal einen vorläufigen. Wir sind noch mitten drin, in der Pandemie, und wir haben uns vom Virus zur Bitch machen lassen, weil viele von uns verwöhnte Loser sind. Face it.