1/ Und wieder ist jener Punkt erreicht, an dem ein Lockdown unausweichlich scheint, und unmittelbar ein Gegensatz zwischen "Freiheit" und "Gesundheit" artikuliert wird. Muss denn #Covid19 stets in der Alternativlosigkeit dieser Binärität (spricht Abwägungsnotwendigkeit) münden?
2/ Nein. Würde der Staat proaktiv und mit Plan handeln und würde eine effektive Niedriginzidenz-Strategie verfolgt werden, dann bestünde kaum ein Zielkonflikt zwischen Freiheit & Gesundheit. Es ist das passive, planlose Abwarten, dass beiden gleichermaßen schadet.
3/ Ohne Klarheit in der Zielsetzung fehlt auch dem besten Krisenstab der Kompass. Allen ist inzwischen klar geworden, dass die Krankenhausbelegung nicht als Kennzahl in der Pandemie taugt. Mit Hinblick auf die 5 🌊 und mögl. weitere Varianten, gibt es drei wesentliche Kennzahlen:
4/ 1) Dreifach-Impfquote national und global möglichst Nahe an 100% bringen. 2) Indizidenzen national und global soweit wie möglich drücken. 3) Gesundheitssysteme deutlich entlasten und Redundanzen schaffen.
5/ Der angebliche Abwägungszwang zwischen Freiheit & Gesundheit, der wieder durch die Debatten geistert, war und ist vermeidbar. Er ist nichts anderes, als die Folge gescheiterter Pandemiepolitik. Aber jede weitere Variante, eröffnete nun die Möglichkeit, die Lektionen zu lernen.
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1/ Die Entscheider:innen in🇩🇪verlieren sich Mal wieder im Kleinklein von Weihnachtsschulferien und Fussballstadien. Alles wichtige Themen, aber in der Adventszeit von #Omikron ist es angebracht, einen längerfristigen Blick mit pessimistischer/optimistischer Perspektive zu wagen.
2/ Was würde ein jahrelanger Co-Evolutionsprozess pnas.org/content/118/27… zwischen Immunsystemen & immunescape #SARSCoV2 Varianten bedeuten?
Gibt es Experten, Modellierungen und Szenariengruppen, die die volle Bandbreite der Auswirkungen einer solchen Entwicklung durchspielen?
3/ Sollten sich die Überlastung des Gesundheitssystems & Jojo-Lockdowns wiederholen, kann es nicht mehr ausgeschlossen werden, dass die resultierenden Fliehkräfte ganze Gesellschaften in die Knie zwingen. Es gibt zwar Resilienz, doch diese scheint zu schwach ausgeprägt zu sein.
Infektionsdynamik und Opferzahlen in Brasilien, Japan und Deutschland im Vergleich verdeutlichen: der Wettlauf gegen das Virus wird an der Impffront gewonnen oder verloren.
Die vierte Welle ist wegen der Impflücke unkontrollierbar. Nach einem starken Start, gingen die Impfungen in Deutschland ab Juni zurück und verharrten auf niedrigem Niveau. Schon damals hätte man politisch gegensteuern müssen, ansatt abzuwarten bis in den Herbst.
1/ Wenn man den Juni-Bericht des NRW Expertenrat Corona liest, versteht man besser, wie die vierte Welle derart außer Kontrolle geraten konnte, und warum Politiker:innen nicht ganz grundlos behaupten können, dass sie unzureichend informiert wurden.
2/ Laut Bericht wird es "voraussichtlich im kommenden Herbst wieder mehr Infektionen geben." Und weiter, "selbst bei großem Erfolg der Impfkampagne ist nicht sichergestellt, dass in Deutschland zum Herbst die sogenannte Herdenimmunität erreicht wird".
Soweit so richtig.
3/ Doch ausschlaggebend für die Politikberatung ist nicht etwa diese zutreffende Prognose, sondern der nächste Schritt -- nämlich wie diese Trendprognose für die Entscheider:innen konkret eingeordnet, interpretiert und übersetzt wird. Zwei frappierende Beispiele:
1/ Der Freiheitsbegriff leidet in der Pandemie. Seine vulgäre Instrumentalisierung ist ein folgenreicher semantischer Missbrauch, dem widersprochen werden sollte. Daher hier eine unkommentierte Sammlung* aktueller "Freiheitstweets" im Kontext der Corona-Pandemie.
Wer trägt politisch und strafrechtlich die Verantwortung für zehntausende Covid-Tote in dieser 4. Welle & für die Opfer der Triage? Ist es möglich, dass mehr als 100000 Menschen in Deutschland an einer vermeidbaren Infektionskrankheit sterben und niemand ist verantwortlich dafür?
Nachdem diese Phase der Pandemie kaum mehr Überraschungen parat hat, stellt sich diese Frage umso dringender, und ich wundere mich, warum sie nicht laut und deutlich in der Öffentlichkeit diskutiert wird.
Stattdessen das Mantra "Deutschland sei doch vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen". Kann es sein, dass eine moralische, rechtliche und politische Aufarbeitung dieser Katastrophe weder im Interesse der alten großen Koalition, noch im Interesse der Ampel liegt?
November-Trübsinn wabert. Die Regierung in spe, entrückt im Rapunzelturm, verhandelt sich schweigend selbst ins Leben. Unten, das Land, brennt. Kämpft mit Krise und Tot.
"Noch bevor Rote, Grüne und Gelbe regieren, verströmen sie bei Corona wie beim Klima schon dieselbe Angst-vor-dem-Volk-Aura wie die Regierung Merkel in ihrer Spät- und Niedergangsphase."
"So oder so ist die Idee, sich zur Macht durchzuschweigen, kein Ausweis von Diskretion, sondern von Politikverweigerung."