Johannes #Hahn, EU-Budgetkommissar, bestreitet also nicht, dass er sich von der Lobby der EU-Großgrundbesitzer auf ein Jagdwochenende in das Prunkschloss Chambord einladen hat lassen. Aber wer ist eigentlich diese Organisation und für was lobbyiert sie?
Die European Landowners' Organization ist der Zusammenschluss der zumeist industriell-adelig geprägten Großgrundbesitzer mit dem Ziel die EU-Politik in ihrem Interesse zu beeinflussen. Ihr österreichischer Verband sind die Land&Forst Betriebe Österreich.
Dieser versteht sich als die "Interessenvertretung der Eigentümer von land- und forstwirtschaftlich bewirtschaftetem Boden". Hören wir dazu Brigitte Reisenberger (FIAN-Geschäftsleiterin), der Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung: mosaik-blog.at/reichtum03-lan…
"Die „Land- & Forstbetriebe Österreich“, die Interessenvertretung der Großagrarier und Großgrundbesitzer in Österreich, repräsentiert 640 heimische Forst- und Landwirtschaftsbetriebe. Die Mitgliedsflächen machen insgesamt 1,6 Millionen Hektar aus – der Großteil davon ist Wald."
"In Österreich sind 82 Prozent des Waldes in Privatbesitz, nur in Portugal ist noch mehr Wald privatisiert. Der EU-Durchschnitt liegt bei 52 Prozent."
"[2015] trat der Verein im Zuge der Debatte um eine Grunderwerbssteuererhöhung vehement gegen diese „versteckten Erbschaftssteuern“ auf, denn diese „dienen nur der Befriedigung sozialistischer Ideologien“."
"Die Land- & Forstbetriebe riefen gar zu einer „Protestversammlung gegen Vermögenssteuern und Enteignung“ auf. Ihr Präsident Felix Montecuccoli, Präsident der Land- & Forstbetriebe, befürchtete durch eine Steuerreform auf Grund und Boden „einen Angriff auf die ganze Gesellschaft“
Derzeit ist eines der Hauptangriffsziele des österreichischen Verbandes und der European Landowners' Organization die im Sommer von der EU-Kommission vorgestellte Waldstrategie.
Mit der Waldstrategie will die Kommission die Ziele des Green Deals umsetzen: Wald soll u.a. zur CO2-Speicherung der kommerziellen Nutzung entzogen werden &gegen Waldmonokulturen vorgegangen werden, um u.a. die Resilienz gegenüber Extremwetterereignissen und Bränden zu erhöhen.
Während Kleinwaldbesitzer aufgrund entsprechender Förderungen die Strategie begrüßen, laufen die Waldgroßgrundbesitzer Sturm. Sie sehen einen Teil der gigantischen Profite (11,3 Milliarden jährlich), die sie aus den Wäldern schlagen, gefährdet.
Eine verlässliche Unterstützerin finden sie in E. Köstinger, der ÖVP-Landwirtschaftsministerin. Die „deutliche Korrekturen" der Waldstrategie fordert. Sie bekenne sich zum „Green Deal“, wolle aber auch ein Bekenntnis zur ökonomischen Nutzung der Wälder.orf.at/stories/323121…
Das eine ist die Schlüssigkeit der Behauptung von Hahn, dass er die Einladung nicht in das verpflichtende EU-Transparenzregister eingetragen habe, weil er nur seine damalige Partnerin begleitet hätte. diepresse.com/6068986/eu-kom…
Eine Aussage deren Schlüssigkeit die Presse zurecht süffisant kommentiert: "Offen bleibt, wie der Lobbyverband ausgerechnet auf die Idee kam, die international unbekannte ÖVP-Politikerin und damalige Novomatic-Aufsichtsrätin einzuladen."
Das andere ist der politische Eindruck, der zurück bleibt: Hahn lässt sich von europäischen Großgrundbesitzern, die gegen Vermögenssteuern und und eine effektive Strategie zur Klimarettung lobbyieren, auf ein Prunkschluss einladen, um der Jagd auf Tiere beizuwohnen. Tja...
So sieht übrigens das Prunkschloss Chambord aus, auf welches sich EU-Kommissar Johannes Hahn vom Lobbyverband der EU-Großgrundbesitzer einladen ließ. de.wikipedia.org/wiki/Schloss_C… maps.apple.com/?ll=47.615972,…

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