"Im Gegensatz zu dieser dornenbewehrten Vegetation, die es geraten sein ließ, nicht zu gewissen, von reifen Honigäpfeln gekrönten Höhen hinaufzuklettern, weste unten die Welt des Kambrischen: Korallenwälder, unendlich und immer wieder anders...
...mit ihrem Gewebe wie Fleisch, Spitze und Wolle, ihren flammenden, verwandelten, goldglänzenden Bäumen; alchimistische Bäume, wie aus einem Zauberbuch oder magischen Lehrwerk; Nesseln, deren Unterseite sich nicht berühren ließ, flammensprühender Efeu...
...verschlungen in Kontrapunkten und Rhythmen so zweideutig, dass jede Trennlinie zwischen dem Leblosen und dem Zuckenden, dem Pflanzlichen und dem Tierischen verwischt wurde.
Der Korallenwald ließ, inmitten immer verhaltenerer zoologischer Formen, die erste Barockkunst der Schöpfung fortbestehen, ihre frühe luxuriöse Vielfalt und Verschwendung: ihre Schätze, so tief verborgen, dass der Mensch, wollte er sie sehen, den Fisch nachahmen musste...
...der er einmal gewesen war, als ihn noch keine Gebärmutter fertig ausbildete -- den Kiemen und dem Schwanz nachtrauernd, dies es ihm ermöglicht hätten, diese prunkvolle Landschaft zum ständigen Wohnsitz zu wählen.
-- Alejo Carpentier: "Explosion in der Kathedrale"
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Kalter, finsterer Dezembersonntagabend! Lasst uns ein spannendes Thema diskutieren: Was ist eigentlich #Kunst?
Im allgemeinsten Sinne handelt es sich bei Kunst um Strukturen, die Menschen in ihrer Umgebung erzeugen, welche den Zweck haben, in den Nervensystemen derer, die damit konfrontiert sind, starke Reaktionen auszulösen.
"Starke Reaktion" bedeutet: Zündung einer Kette von emotionalen und gedanklichen Reaktionen, einer Serie von Bildern und Vorstellungen im Geist. Je länger und komplexer diese Assoziationskette, je stärker die damit verbundenen Gefühle, desto gelungener finden wir ein Kunstwerk.
In letzter Zeit entsteht vermehrt der Eindruck, "Wissenschaft" sei etwas, das von mehr oder minder klug aussehenden Menschen getan wird, die im TV erscheinen und Recht haben.
Das ist natürlich eine grob verzerrte Wahrnehmung. Überlegen wir uns deshalb von Grund auf, was Wissenschaft ist bzw. ausmacht.
Die Startfrage lautet: Wie nimmt ein Mensch die Welt wahr? Er empfindet ein "Ich": Das ist die Gesamtheit aller geistigen und emotionalen Prozesse, überhaupt alles, was wir denken, bemerken, empfinden.
Es ist interessant, dass die Frage der Endlagerung radioaktiver Stoffe als Thema und Motiv in literarischem Zusammenhang aufgegriffen wird.
Die Notwendigkeit, menschliches Wirken über mehrere Generationen (also über den Horizont des Individuums hinaus)...
...oder sogar über geologische Zeitdauern (d.h. über den Zeithorizont der gesamten menschlichen Kultur hinaus) zu betrachten, erzeugt ein philosophisches Spannungsfeld, da dadurch eben das "Menschliche" mit dem "Nichtmenschlichen" (Kosmos, Erdgeschichte) verknüpft wird.
Dies hat die Definition des "Anthropozäns" motiviert. Nicht nur künstliche Radionuklide -- vieles, was die Menschheit seit der Sesshaftwerdung im Neolithikum hergestellt hat, wird über Zeitspannen existieren und sich auswirken, die den historischen Zeithorizont übertreffen.
--> und zwar ausschließlich mithilfe Erneuerbarer minus Kernenergie.
Ist das überhaupt plausibel? Lasst uns rechnen.
Deutschland verbraucht jährlich Strom entsprechend einer Durchschnittleistung von ca. 60 GW.
(Ich rechne hier alles als Jahresdurchschnittsleistung, also "Gesamtmenge Energie / 31.5 Mio S".)
...was, bei einem Heizwert von 10 kWh pro Liter und einer Dichte von 0.8 kg/l, einem auf die Masse bezogenen Heizwert von 45 MJ/kg und somit einer "Ölbrennleistung" Deutschlands von ca. 140 GW entspricht.
Idee:
Die wesentlichste Eigenschaft und Stärke der Affenart Mensch ist die Fähigkeit zum Verständnis des Konzepts "Zukunft". Dies ist der kognitive Faktor, der dazu führt, dass die eine Art im Urwald Termiten angelt, die andere, nahverwandte, ins All fliegt.
Dadurch, dass Homo Sapiens sich eine abstrakte, hypothetische Zukunft vorstellen kann, vermag er, Pläne für diese zu machen und zum Erreichen dieser Pläne kurzfristig Erregung des Schmerzzentrums in Kauf nehmen.
Wenn ein Tier einer anderen Art die Möglichkeit zur Wahl verschiedener Handlungsweisen hat, wird es diejenige wählen, die das Belohnungszentrum am stärksten, das Schmerzzentrum am schwächsten erregt.
Interessant ist BTW: Den KP erkennt jeder Leser sofort als Märchen (oder vielleicht eher als Folge von Bildern und Visionen) -- Star Wars oder (in noch etwas höherem Maße) Star Trek dagegen werden als "irgendwie realitätsnäher" empfunden...
...obwohl sie das keinesfalls sind. (E.g. scheint es in diesen Universen auch eine Atmosphäre zwischen den Himmelskörpern zu geben, die Schall leitet, Raumschiffe bewegen sich wie Ozeanschiffe oder Flugzeuge, in SW existiert eine Art Magie u.v.m.)
Dennoch werden sie als "Science Fiction" (d.h. "irgendwie theoretisch möglich") und nicht als Märchen wahrgenommen: weil die Geschichten sich Bildern, Begriffen und Erklärungen bedienen, die ein wissenschaftliches Flair haben.