"2G nützt nüt.", sagte Yvonne Gilli, Präsidentin der Ärztevereinigung FMH, in einer Einspielung in der gestrigen #srfarena (ab Minute 14). Denn ein frisch getesteter Symptomloser schütze andere besser als ein Geimpfter mit Symptomen. 1/12
Sie hat leider die Zusammenhänge der Pandemie noch immer nicht verstanden. Es geht nicht nur darum, wie viel Ansteckungsgefahr von jemandem ausgeht für andere, sondern auch darum, dass diese Person selbst infiziert werden kann. 2/12
Weder die Impfung noch ein negativer Test schützt 100% davor, andere anzustecken. Beides ist längst bekannt. Beide Massnahmen senken jedoch die Wahrscheinlichkeit, andere zu infizieren. Schauen wir uns zwei Szenarien an: 3/12
Szenario A: 10 Geimpfte treffen sich. Einer ist unwissentlich angesteckt. Da alle geimpft sind, ist die Wahrscheinlichkeit kleiner, dass der Angesteckte infektiös ist. Scheidet er Virus aus, so tut er dies im Schnitt weniger lang als ein Ungeimpfter. 4/12
Und das ausgestossene Virus ist weniger vermehrungsfähig. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass die anderen Geimpften sich anstecken. Und falls dies geschieht, ist ein schwerer Verlauf der Krankheit unwahrscheinlich. Dieses Szenario belastet Spitäler also kaum. 5/12
Szenario B: 10 Ungeimpfte treffen sich, testen sich aber alle. Eine ist unwissentlich angesteckt und ihr Test falsch negativ (was leider häufig ist). Da niemand geimpft worden ist, sind sie dem Virus schutzlos ausgeliefert. 6/12
Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass sich mehrere anstecken. Auch schwere Krankheitsverläufe sind wahrscheinlicher. Abhängig von Altersgruppe und Vorerkrankungen könnten mehrere Teilnehmer Spitalbehandlung benötigen. 7/12
Szenario B wird daher im Schnitt die Spitäler deutlich mehr belasten als Szenario A. Szenario B führt zu verschobenen Krebsoperationen und dazu, dass Menschen nach einem Herzinfarkt nirgends behandelt werden können. 8/12
2G hilft, zahlreiche B-Szenarien zu vermeiden. Nicht alle, aber viele. Das ist hilfreich. Ich befürchte jedoch, dass diese Massnahme nicht reichen wird, gerade mit der kommenden Omikron-Welle. 9/12
Viele Ärzte konzentrieren sich jeweils nur ganz eng auf einen einzelnen Patienten. Das ist häufig sinnvoll in ihrer täglichen Arbeit. Auch Berger macht das, wenn er sagt, Massnahmen an Schulen seien unnötig, weil ein Kind kaum krank werde. 10/12
In einer Pandemie-Dynamik ist aber ein breiterer Blick gefragt. Die Konsequenzen der ärztlichen Empfehlungen enden nicht bei diesem einen Patienten. Nein, sie betreffen auch andere. Kinder stecken Eltern und Grosseltern an. 11/12
Und sowohl ein Geimpfter als auch ein ungeimpfter Getesteter können an einer Veranstaltung etliche andere anstecken, insbesondere wenn diese nicht geimpft sind. Das hat wiederum Folgen für weitere Patienten, die Spitalbehandlung benötigen aus ganz anderen Gründen als Covid. 12/12
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Die Omikron-Variante weckt bei einigen Optimismus. Sie erwarten von ihr ein schnelles und angenehmes Ende der Pandemie. Omikron sei "mild".
Sollte Omikron tatsächlich ein Segen sein, werden wir das früh genug merken. Dieses Szenario bereitet mir keine schlaflosen Nächte. 1/22
Für so ein Szenario müssen wir uns auch nicht gross vorbereiten. Wir könnten es schlicht "geniessen".
Für andere Szenarien wäre ein bisschen Planung aber unglaublich wertvoll. Da wir noch nicht wissen, was genau kommt, wäre das in jedem Fall zu empfehlen. 2/22
Hierzu gehört insbesondere Planung für die besorgniserregendsten Szenarien. Was geschieht, wenn Omikron innert Kürze grosse Teil der Bevölkerung (re-)infiziert und Verläufe nicht signifikant milder sind als bei Delta - oder gar schlimmer? 3/22
Esther Friedli meint, es sei absehbar gewesen, dass der Bundesrat "leider wieder" Massnahmen ergreife. Die strikten Massnahmen seien nicht nötig gewesen. Sie fürchtet, dass Leute verwirrt sind über all die Massnahmen.
Fabian Molina versteht, dass Omikron noch eine grosse Unbekannte ist. Und Spitäler bereits am Limit sind. Ich bin beruhigt, dass das wenigstens einer in der Runde erkennt. Vielleicht kommen ja noch weitere hinzu...
Ein paar Fragen an den Bundesrat heute. Inklusive einiger, die ich bereits letzte Woche vorgeschlagen hatte, die aber weiterhin nicht aufgekommen sind.
(Sie gehen davon aus, dass Teile der in Konsultation geschickten Massnahmen beschlossen werden.) 1/15
1. Welchen Einfluss auf Fallzahlen und Hospitalisierungen erwartet der Bundesrat von den beschlossenen Massnahmen? Hat er Szenarien rechnen lassen? Was zeigen die? 2/15
2. Die Intensivstationen sind aktuell stärker ausgelastet als jemals zuvor in dieser Pandemie. Triage findet bereits statt. Was ist die Strategie des Bundesrats, falls Omikron die Belastung der Spitäler weiter erhöht? Welche Konsequenzen erwartet er? 3/15
Silvia Steiner gibt wieder mal ein Interview. Wir tun uns das an. 1/8
Noch im August war sich Steiner sicher, dass Schulkinder gut geschützt sind. Dank der Schutzkonzepte. Nun sind Fallzahlen an den Schulen weit höher denn je. Wie erklärt sie sich das? 2/8
Dass Infektionszahlen explodierten, sei "logisch", sagt sie unterdessen. Das hört sich nicht nach "sicher geschützt" an...
Woran liegt's? Weiss sie nicht. Aber mit der Schule hat es bestimmt nichts zu tun! Enge Wohnungen sind schuld. 3/8
#srfarena Zwei Ärzte in der ersten Reihe. Höchste Zeit!
Rösti will alles unternehmen, um einen Teil-Lockdown zu verhindern. "Das darf es in diesem Land nicht geben." Alle sollten sich nun impfen, um das zu verhindern.
Dafür ist es nun leider zu spät. Unter anderem, weil die SVP so viel Stimmung gemacht hat gegen das Impfen.
Intensivmediziner Filipovic erinnert daran, dass die Patienten, welche heute im Spital liegen, vor zwei Wochen angesteckt wurden.
"Der Bundesrat beobachtet die Lage sehr genau.", sagt Bundespräsident Parmelin an der aktuellen Pressekonferenz. Gerne hätte er das Ende der Pandemie und aller Massnahmen ausgerufen. Aber nun seien die Spitäler wieder sehr gefordert. Daher gehen neue Massnahmen in Konsultation.
Der Bundesrat möchte allen ruhigere Festtage ermöglichen. Also Abstandhalten, Händewaschen, Lüften - und Impfen.
Berset: Alles schwierig, Mittelweg finden. Nicht alles zulassen, aber auch nicht ganz harte Massnahmen. In den nächsten Wochen würden wir sehen, ob Omikron positiv oder negativ sei. Die Situation sei nicht einfach. Er will eine Überlastung der Spitäler verhindern.