Hey! Hat jemand Lust auf Brainstorming? :) die Sache mit Sigi Wolf hat mich inspiriert einen kritischen Blick auf die “political economy of car dependence” in Österreich zu werfen 🧵
Wissenschaftliche Grundlage ist dieses grandiose Paper von @giulio_mattioli et al.: sciencedirect.com/science/articl… Darin werden fünf Bereiche analysiert, die zusammen ein sich selbst verstärkendes System darstellen, das Pkw-Abhängigkeit forciert
Wie @JKSteinberger schreibt, könnte man auch (eher unwissenschaftlich) ein Pentagramm der Pkw-Abhängigkeit daraus zeichnen 😈 Dieses Pentagramm würde ich gerne für Österreich ein bisschen konkretisieren!
Zuletzt ging es in der öffentlichen Debatte wegen Lobautunnel, Stadtstraße und anderen Autobahnen vor allem um den Teilbereich “Pkw-Infrastruktur”. Aber alles hängt zusammen und für Veränderung müssen wir bei allen “Sternspitzen” ansetzen.
Sigi Wolf würde ich zB bei “Automobil-Industrie” (in Ö vor allem Zuliefer-Industrie) ansiedeln. Der damalige Finanzminister & Beamt_innen, gewährten dem Automobil-Manager einen großen Steuer-Erlass. Details: derstandard.at/story/20001321…
Beim Thema Industrie gibt es mehrere Dimensionen, die einfließen. Einerseits zB einfach die Größe der Unternehmen, aufgrund derer Staaten zB von Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen durch die Unternehmen abhängig sind und dadurch politischen Einfluss haben (s. Abschnitt 2 im Paper)
Es ist eine große Frage wie eine nachhaltige Wende in der Automobil-Industrie geschafft werden kann, vor allem in Hinblick auf die Arbeitsplätze. Das zeigt zB auch die Causa des MAN-Werks, das Wolf übernommen hatte: moment.at/story/man-werk…
Ein weiterer Aspekt ist Lobbying und Korruption. Für eine nachhaltige Verkehrswende ist es nicht nur notwendig, weniger Straßen zu bauen sondern auch, den ÖVP Sumpf trockenzulegen bzw. Praktiken, bei denen Einzelne od. Automobil-Konzerne profitieren, auf Kosten der Umwelt...
...und auf Kosten von Menschen, die dann auf teure Pkw angewiesen sind. Unter Punkt 3.2.2. bei Mattioli et al. (2020) findet ihr Absätze zur “Road lobby”, die so gut geschrieben sind, dass ich Teile davon hier einfach mal reinkopiere: “The road lobby can be defined as...
a "network of vested interests" bringing together the automotive, oil, road haulage, road construction, concrete, steel, insurance & other industries, as well as motoring clubs. It can act through formal advocacy groups, representing the alliance between different businesses...
...& trade associations, and can influence policy by directly lobbying policymakers (which is often easy due to the fact that transport is typically not a major national election issue), or by shaping public opinion through media campaigns & the mobilization of political support”
Tabelle 3 im Paper beschreibt die Zusammenhänge zwischen den Teilbereichen. Zwischen Industrie und Raumstruktur klingt das übrigens so (looking at you, Baulöwen 👀):
“The car industry, working with other aligned industries, such as suburban real-estate developers, actively promotes urban sprawl. Historically, car companies promoted visions of an efficient, modern cityscapes and suburban areas.”
Ups, der Thread ist schon wieder so lang geworden. Bevor ich jetzt den gesamten Text hier hineinkopiere noch einmal mein Appell den Artikel von Mattioli et al. am besten einfach selbst zu lesen! Oder für den Anfang diesen Thread:
Was ich eigentlich brainstormen wollte: in Österreich - was fällt euch dazu ein? egal zu welchem Teilbereich, woran denkt ihr? wo seht ihr Zusammenhänge? Wo muss sich etwas verändern? Welche Texte empfehlt ihr zum Thema? Hier nochmal das Bild - bitte gerne kommentieren 📝⬇
Kleine Klarstellung: lieber Herr Valentin, Sie haben am Montag im Gemeinderat behauptet, dass ich den Anwaltsbrief als @platzfuerwien Sprecherin bekommen habe und das hätte nichts mit meinem Dasein als Wissenschaftlerin zu tun. Hier 3 Gründe wieso diese Erklärung nicht hält:
1. Platz für Wien ist (so wie ich) ebenfalls nicht an der Behinderung der Bauführung beteiligt und hat auch nicht zur Besetzung aufgerufen, sondern lediglich zur Unterstützung des legalen Protestcamps und zu Demonstrationen
2. wurde der Brief an mich an eine Privatadresse gesendet, während gleichzeitig ein Brief an unsere Vereinsadresse geschickt wurde, adressiert an “Mehr Platz für Wien”, z.H. einer Aktivistin, die bisher nicht öffentlich aufgetreten ist (btw was soll das eigentlich?)
1| Stadtstraße Wien: während Aktivisti weiterhin die Baustelle besetzen, schaltet die Stadt Werbung mit irreführenden Aussagen & hat eine Website online gestellt, mit denselben Texten und Comic-Bildern: stadtstrasse.at
(danke an @chrizau)
Schauma uns das genauer an: 🧵
2| Start mit dem Versuch das Megaprojekt harmloser darzustellen, als es ist: eh nur 3,2 km lang, eh nur Tempo 50, eh untertunnelt, eh mit Lärmschutzwänden. Allein der Name "Stadstraße" soll ja suggerieren, dass es sich eh nur um eine kleine Straße handelt, die Teil der Stadt ist
3| In Echt ist es aber eher eine Autobahn. Bis 50m breit, vierspurig, an Knotenpunkten sogar mit Begleitstraßen. Teilweise in Tunneln geführt und an der Oberfläche mit Lärmschutzwänden. Stellt ihr euch so eine "Stadtstraße" vor? (bild: wien.gv.at/verkehr/strass…)
Hier ein paar besser recherchierte Artikel zum Thema Lobau-Autobahn und aktuellen Debatten als die Wiedergabe der Strohargumente diverser Politiker_innen: moment.at/story/was-spri…
3| Der Lobautunnel würde die Tangente im Vergleich zur prognostizierten(!) Verkehrsmenge 2030 um 29.000 Kfz entlasten (Var C vs B), im Vergleich zum Status quo überhaupt nicht (Var C vs A). Zusätzlich gibt’s aber auf der S1 73.000 Kfz, in Summe also ein Plus von 44.000 Kfz.
1| Warum es kein Miteinander im Verkehr geben kann - zumindest nicht unter den derzeitigen Bedingungen.
Eine kurze Geschichte über motorisierte Gewalt und mansplaining deluxe. 🧵
2| Es trug sich im Sommer 2019 so zu: Ich fahre mit dem Fahrrad eine Schienenstraße in Wien entlang, außerhalb der Dooringzone und somit zwischen den Gleisen. Gerade als ich ansetzen wollte
3| meine Linksabbiegung anzuzeigen höre ich ein Auto plötzlich stark Gas geben, ein schwarzer Audi überholt mich sehr schnell und extrem knapp (gefühlte 5cm).
Wieso? Besonders eilig konnte er es nicht gehabt haben, das Auto bog direkt in meine Gasse
1|Kennt ihr schon den neuen Stadtwanderweg 11 in Wien? Zuerst hab ich gedacht es kann sich nur um einen schlechten Scherz handeln: den Gürtel entlangspazieren und dann die Laxenburger Straße? Ein missglückter Versuch die Gemeindebauten zu promoten? Mittlerweile glaube ich aber...
2| ...das Projekt dient dazu die Wiener:innen zu sensibilisieren, zum Nachdenken anzuregen und Akzeptanz für die notwendige Umgestaltung der auto-orientierten Umgebungen zu schaffen. Anders lässt sich das alles nicht erklären. Let me show you:
3| Wir starten bei der Tafel, die seltsamerweise irgendwo mitten in der Wiese im Bruno Kreisky Park steht - oder soll damit nur der Blick zur Schallschutzwand geleitet werden, die den Park vom Gürtel trennt und auf die Lärmbelästigung aufmerksam macht?