In meiner Reihe zum #Veganuary möchte ich mich heute mit einem anti-veganen Argument beschäftigen, das man häufiger hört:

"Wenn wir keine Tiere mehr essen, dann würden sie ja gar nicht mehr existieren. Und bestimmte Rassen sterben sogar aus. Wollt ihr das?"

Wollen wir das? 🧵
Die Argumentation ist klar: Wer Fleisch isst, schenkt Tieren das Leben, das ohne Fleischkonsum - also bei einer veganen Lebensweise - gar nicht existieren würde.
Ist es also sogar ethisch verwerflich, gar lebensfeindlich, vegan zu leben?
Wer so argumentiert, gesteht damit ein, dass Tiere ein Interesse am Leben haben. Das Interesse am Leben hat für Tiere und Menschen gleichermaßen die größte Bedeutung. Es ist ein zentrales BEDÜRFNIS. Nur in einer absoluten Ausnahmesituation wäre es ethisch statthaft, sich über...
...dieses Bedürfnis hinwegzusetzen, z.B. wenn das eigene Leben in Gefahr wäre. Der Genuss von Fleisch und anderen tierischen Produkten ist ein BEGEHREN vieler Menschen, das aber ethisch nicht höher zu gewichten ist, als das Bedürfnis des Tieres zu leben.
Ein weiterer Aspekt ist, dass aus dem "Schenken von Leben" nicht das Recht erwächst, im Gegenzug Leben zu nehmen. Aus dem Schenken von Leben erwächst eine moralische Verantwortung, kein Freibrief zu töten. Man stelle sich nur mal vor, man würde diese Logik auf den Menschen,...
...die eigenen Kinder anwenden. Undenkbar.

Aber die noch viel grundsätzlichere Frage lautet: Kann man die Interessen eines Lebewesens verletzen, das gar nicht existiert? Gibt es irgendwo einen Ort, an dem nicht existente Lebewesen darauf warten gezeugt und geboren zu werden?
Die Antwort ist klar: Nein. Wer nicht existiert, hat auch keine Interessen, die man verletzen kann. Es ist kein Leid nicht geboren zu werden. Nach einem kurzen Leben in einem Schlachthaus zu sterben, ist es dagegen schon. Es ist auch für das Individuum nicht mit Leid verbunden...
...einer Art anzugehören, die ausstirbt. Die meisten sogenannten "Nutztier"rassen sind maßlos überzüchtet und haben deshalb häufig sehr früh diverse Krankheiten und Schmerzen. Es wäre also weder ethisch noch ökologisch nachvollziehbar, diese Rassen erhalten zu wollen.
Wenn es um alte Haustierrassen geht, die solche Überzüchtungen noch nicht haben, dann wäre ein Erhalt dann diskutabel, wenn diesen Tieren ein Leben ohne Ausbeutung und gewaltsamen Tod ermöglicht wird.
Fassen wir also zusammen: Es ist ziemlich zynisch, seinen Fleischkonsum damit rechtfertigen zu wollen, dass man damit einem Tier das Leben schenkt.
Wer ein Geschenk macht, sollte es nicht kurze Zeit später dem Beschenkten wieder gewaltsam entreißen.

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4 Jan
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2/9 Folgende Ausgangslage: Gehen wir von einem R-Wert von 1,1 und einer Todesrate von 0,8% aus. Ein Infektionszyklus dauert 6 Tage und 10.000 Menschen sind infiziert. Was müssen wir also für einen Monat erwarten?
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10.000 x 1,1^5 x 0,8% (16.105 Infizierte im Monat, davon sterben 0,8%) = 129 Todesfälle/Monat
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