Ein Verein, der in seinen Kreisen seriöse Leute zu haben scheint, hält es wohl für nötig, ein schlecht gemachtes, verkürztes TikTok voller Falschaussagen zu teilen, um Wasserstoff positiv darzustellen, statt dies mit Fakten zu tun und stellt das als "Wahrheit" dar.
Das Video folgt eigentlich demselben Schema, dass man von allen Beiträgen dieser Sorte kennt.
Erstmal alles halbwegs gut darstellen und dann kommt der Hammer:
Das ist eigentlich total schlecht!
Angefangen mit Kobalt:
Man behauptet, Akkus bestünden aus Lithium und Kobalt.
Das stimmt für die meisten Akkus auch, ist aber verkürzt.
Die Menge Lithium und Kobalt, die man für einen Akku braucht ist sehr klein, im Vergleich zum Gesamtgewicht.
Auch wird Kobalt als kritisches Material immer weiter aus Akkus eliminiert. Wird mittelfristig keine Rolle mehr spielen.
Hier ein ausführlicher Thread dazu:
Lustig dabei ist: Kobalt, das Material, das man bei E-Autos kritisiert, soll literally das Platin in Brennstoffzellen in Zukunft ersetzen.
Man setzt auf dasselbe Material, das man an anderer Stelle kritisiert (wo man ja tatsächlich daran arbeitet es loszuwerden).
Lithium kommt mehrheitlich aus Australien und Südamerika. In Australien wird es bergmännisch gewonnen, in Südamerika aus Sole (ungenießbares Salzwasser, kein Grund/Trinkwasser).
Dieses wird an der Sonne verdunstet, um Lithium zu gewinnen.
Auf der anderen Seite braucht man für die Herstellung von Wasserstoff tatsächlich sauberstes Trinkwasser. 9l für 1kg Wasserstoff. Und da viele Vereine ja auch fordern Wasserstoff oder eFuels mit Solar in der Wüste zu produzieren, müsste man hier ebenso fragen: Woher kommt das?
Weiter gehts:
Der Strom für E-Autos ist mehrheitlich fossil.
Das ist ein Scheinargument.
Es stimmt zwar, dass etwas >50% des Stroms derzeit aus Fossil+Atomkraftwerken kommt, aber eben auch 45% aus erneuerbaren Energien.
Das ist reines Framing wie: Glas ist halb voll/halb leer.
Denn diese Verteilung ändert nichts daran, dass E-Autos heute schon mit diesem Strommix umweltfreundlicher sind als Verbrenner.
Was uns zum nächsten Punkt bringt:
"Man müsste ein eAuto 125.000km fahren, um besser zu sein als ein Verbrenner und die Batterien halten nur 130.000km"
Da musste ich herzhaft lachen. Ich hab keine Ahnung, wo der Kerl seine Quellen her hat und wer das Video bei @DWV_H2 geprüft hat.
Das ist vorne und hinten SO sehr gelogen, da fällt mir gar nichts mehr ein.
Wir wissen, dass der break-even zwischen E-Auto und Verbrenner bei
vergleichbaren Modellen idR zwischen ±30-50.000km liegt. Das wurde in zig seriösen Studien bestätigt.
Ebenso ist mir kein eAuto bekannt, dessen Batterie nur 130.000km gehalten hätte.
Die Haltbarkeit der Batterie ergibt sich im Wesentlichen aus ihrer Größe/Reichweite.
Heutige Batterien sind für etwa 1500-2000 Ladezyklen entwickelt, bis sie 80% Restkapazität erreichen.
Bei 100km Reichweite hieße das: 150-200.000km.
Selbst der BMW i3 der ersten Generation hatte in ADAC Tests nach 100.000km nur 6% Verlust an Kapazität. Bei ~100km Reichweite.
Zum Thema CO2 Bilanz von eAutos habe ich hier einen ausführlichen Thread geschrieben:
An den Behauptungen ist etwa so viel dran wie an den Behauptungen von Flacherdlern.
Am Ende faselt der Kerl noch irgendwas von synthetischen Kraftstoffen und Wasserstoff und man solle das pushen, was am besten für die Erde ist.
Natürlich geht er überhaupt nicht darauf ein, vergleicht nichts, nennt keine Vor- oder Nachteile.
Dasselbe Schema wie immer!
Auf Wasserstoff und eFuels im Detail einzugehen spreng hier den Rahmen. Im Ansatz habe ich es ja bereits gemacht.
Kurz: Beide Ansätze haben in gewissen Bereichen Berechtigung (Flugverkehr, Schiffsverkehr, teilweise LKW, stationäre Anwendungen, etc.)
Ihr Einsatz (PKW) ist aber mit Bedacht zu wählen, da sie (H2) 3x bzw. (eFuel) 6-7x so viel Strom benötigen wie ein Fahrzeug mit Batterie.
Beides wird in der Mobilität auf der Straße wohl eine Nische bleiben, hat in anderen Bereichen aber durchaus Berechtigung.
Siehe diese Grafik
Fazit: Der Kerl hat keine Ahnung vom Thema und packt sämtliche bekannten Falschaussagen in <1 Minute Video. Das muss man erstmal schaffen. Das zeigt auch, wie verkürzt Dinge werden, wenn man nur 1 Minute Zeit hat und wie wichtig Medienkompetenz und Fact-Checking ist!
Dass der @DWV_H2 sowas teilt und auch noch als "Wahrheit" bezeichnet, ist unglaublich schwach.
Die Beweggründe sind für mich nicht nachvollziehbar.
H2 spielt zwar im PKW eine immer kleinere Rolle, aber man kann doch stattdessen mit Fakten auf die vielen positiven
Anwendungsbereiche aufmerksam machen, in denen H2 sehr viel Sinn ergibt, statt mit FakeNews etwas anderes zu bashen und Zweifel zu streuen. Nichts anderes ist dieses Video!
Genau solche Praktiken verzögern die Adoption von solchen Technologien am Ende!
Der Kerl hat auf TikTok übrigens 1,8Mio Abonnenten und bezeichnet sich als "CEO of Wissen".
Noch fragen?
Das Video hat man mittlerweile gelöscht und eine Stellungnahme veröffentlicht.
Das finde ich positiv, wenn auch ich die Begründung eher fragwürdig finde, in Anbetracht der Tatsache, dass der Tweet vom Vorstandsvorsitzenden kam und nicht von irgendwem.
Auch suggeriert die Erklärung, dass "die Debatte um Brennstoffzellen-Mobilität" (im PKW, darauf bezieht sich das Video) tatsächlich noch zu führen sei und nicht schon längst geklärt wäre.
Die Hersteller-Strategien auch über 2035 hinaus sprechen eine klare Sprache.
Aber sei es drum.
Ich würde mir in Zukunft mehr Beiträge über die 'Kernkompetenzen' von Wasserstoff wünschen.
Von denen gibt es viele, das möchte ich ausdrücklich sagen, aber eben die meisten abseits der Straße bzw. des PKW.
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Lohbeck behauptet im @ZDF, dass sparsame Verbrenner ("halbierter Verbrauch") besser geeignet seien um CO2 zu sparen als E-Autos.
Diese Aussage ist auf so vielen Ebenen falsch.
Sie geht erstmal davon aus, dass es einfach so möglich sei, ein heutiges Fahrzeug mit 3l Verbrauch zu bauen. Lohbeck macht das an einem Prototyp fest, der vor 25 Jahren gebaut wurde.
Dieser ist ein Leichtbau Kleinstwagen mit einem 0,36l Motor und 55PS. Verbrauch wohl 3,2l.
Es fängt schonmal gut an:
"Sind E-Autos wirklich so sauber wie alle denken?"
Diese Frage baut das komplette Framing dieses Beitrags auf. Man beginnt schonmal skeptisch, denn da kommt ja etwas Neues. Bei Neuem muss man vorsichtig sein. Könnte ja auch der falsche Weg sein.
Diese Frage nach der CO2 Bilanz wurde mittlerweile eigentlich dermaßen oft mit JA beantwortet, dass ich mich frage, warum wir noch darüber reden.
@Elektro_Robin sagt es im Beitrag treffend: EVs sind ein wichtiger Baustein hin zur CO2 Neutralität.
Kolben-Koch und co. gehen davon aus, dass ein ID.3 mit 224.000km Laufleistung 2030 doppelt so viel CO2 verursacht haben könnte als angenommen (exkl. Produktion, ich nehme aber an inkl. Batterie), nämlich bis zu 30t CO2.
Ich versuche das mal grob zu überschlagen:
- MiniThread -
Wenn der ID.3 mit dem worst case bei der Batterieproduktion gebaut wurde, verursacht die Batterie ~6150kg CO2 in Produktion (theoret. Annahme, afaik kompensiert VW das).
Um bei 224.000km und 16,1kWh Verbrauch auf 30t zu kommen, müsste der Strommix bei ~660g CO2/kWh liegen.
Der Strommix 2020 lag bei ~365g CO2/kWh.
Koch und co. gehen also, wenn ich das richtig lese, davon aus, dass der ID.3 im SCHNITT (!!) über 10 Jahre mit einem Strommix fährt, der 81% höher ist als heute.
Das ist ja mal so ein unglaublicher Unfug, wie kommt der auf sowas?
Hartnäckig halt sich in der Gesellschaft das Gerücht, dass E-Autos eine schlechte CO2 Bilanz hätten.
Es wird von CO2 Rucksäcken >150.000km (Fahrleistungs-Äquivalent) geredet oder gar in Frage gestellt, ob das E-Auto (im Folgenden EV = electric vehicle) überhaupt CO2 einspart.
Angeführt werden dann häufig irgendwelche Kalkulationen, Studien oder Meinungspapiere, die das beweisen sollen.
Und genau hier liegt das Problem. Man muss diese Kalkulationen verstehen können, um ihre Aussagekraft und Korrektheit zu interpretieren.
In meinem Umfeld wird gerade wieder die Kobalt-Story rumgereicht.
Ich kanns langsam nicht mehr hören. Diese Diskussion wird so unglaublich einseitig geführt...
Darauf angesprochen reagieren die meisten pampig und meinen alles besser zu wissen. #emobility
Etwas Kontext für Leute, die nicht so im Thema drin sind:
In den meisten Akkus (allgemein, auch EVs) wird heute Kobalt verwendet, der Trend geht jedoch in den nächsten Jahren zu kobaltfreien Batterien, die teilweise auch schon erhältlich sind (Tesla Model 3 SR aus China bspw.)
Ebenfalls wird Kobalt für die Herstellung hochfester Stähle und anderer Bauteile verwendet, die in Verbrennungsmotoren und deren Abgassträngen genutzt werden, sowie für die Entschwefelung von Kraftstoff für diese Motoren.
(1/x) The first mistake he makes is putting that "are EVs gonna solve climate change" claim out there.
While maybe ironical, there might be people that actually think EV advocates think that way.
Of course they won´t. Road traffic makes up approx. 20% of the EU emissions.
(2/x)
While this is significant, it obviously won´t solve climate change if all cars are just replaced with EVs.
His first point is also correct. You won´t be able to reach the fleet avg with ICE cars in the future. But that´s the whole point. In order to reach the