Thread by @Wir_klaeren_auf

@Gesundheitswesen_in_der_Krise

Hallo zusammen, ich bin Ergotherapeut.

Bis Ende 2020 war ich als Leiter einer Tagesstätte für psychisch erkrankte Menschen in einem SPZ tätig.

Wir wurden täglich von 15 bis 25 erwachsenen Personen mit einer psychiatrischen Diagnose in unserer tagesstrukturieren Einrichtung besucht.

Täglich gab es zwischen 8 und 16:30 Uhr Beschäftigungs- und Therapieangebote (Ergotherapie, Kultur, Bewegung, Ausflüge, Spiel, Musik, Sport, Kino...), tägliche Kochgruppen mit Teilnehmern zur eigenen Versorgung, Frühstücksbuffet etc..

Der Schwerpunkt unserer Tagesstätte und der Angebote lag immer auf der individuellen gesundheitlichen Stabilisierung, der Gemeinschaft und darauf die soziale Interaktion zwischen unseren Klienten zu fördern und positiv zu begleiten.

Die Tagesstätte sollte als Lern- und Ausprobiermöglichkeit gesehen werden, um Konflikte angemessen zu lösen, mit Emotionen umgehen zu lernen, sich in eine Gemeinschaft einzubringen, durch eigene Erfolge und positive Verstärkung durch Andere Selbstbewusstsein gewinnen,

Lernen vom Anderen, Beziehungen gestalten usw..
Ausflüge, Restaurantbesuche etc. erfreuten sich großer Beliebtheit. Vom 1. gemeinsamem Urlaub der Tagesstätte sprachen unsere Besucher noch Monate.

Meine Arbeitsaufgabe hat mir immer viel Freude bereitet, und ich hatte den Eindruck das "Richtige" zu tun...

Die Zustände 2020, die durch die Massnahmen der Regierung und das Verhalten meiner Geschäftsführung entstanden sind, waren für mich irgendwann moralisch, berufsethisch und gesundheitlich nicht mehr tragbar, so dass ich selbst zum Jahresende meine Arbeitsstelle gekündigt habe.

Es war erschreckend zu sehen wie schnell sich der Gesundheitstzustand unserer Klienten, aber auch der meiner Mitarbeiter über die Monate verschlechterte. Allen unseren Klienten fehlte die Tagesstruktur, die regelmäßigen Mahlzeiten für ein kleines Geld,

das positive Miteinander und vieles mehr.
Mir persönlich ging es gesundheitlich auch immer schlechter. Dienstausfälle meiner Mitarbeiter habe ich versucht durch eigene Mehrarbeit zu kompensieren, und ich überforderte mich.

Meine langjährige Arbeit für ein bestmögliches "Setting" in unserer Tagesstätte für unsere Besucher war innerhalb weniger Wochen und Monate zerstört.

Wir mussten unsere Angebote, die der Stabilisierung unserer Klienten dienen sollen herunterfahren, und konnten das meiste nicht mehr in der Form von früher anbieten.Viele unserer Klienten waren nun mehr denn je sozial isoliert, gesundheitlich schlecht versorgt und verängstigter.

Der Suizid eines unserer Besucher wäre aus meiner Sicht ohne die Massnahmen nie geschehen.
Mit schwerem Herzen verließ ich meinen langjährigen, lieb gewonnenen Arbeitsplatz.

Im Sommer 2021 habe ich dann als Mitarbeiter im ambulant betreuten Wohnen begonnen, und wieder relativ normal und mit Feude arbeiten können.

Hier habe ich am 15.12.21, ohne ein Vorgespräch, die Kündigung in der Probezeit erhalten.

Auf meine Nachfrage nach dem Grund wurde mir geantwortet, dass ich mich bislang aus Eigeninitiative nicht für die "Impfung" entschieden hätte, und auch das großzügige Angebot der betriebsinternen Impfstrasse nicht angenommen habe.

Ich wurde sofort "frei gestellt", und hatte keine Gelegenheit mehr mich von meinen Klienten und Kollegen persönlich zu verabschieden.

Seit dem 03.01.22 bin ich arbeitslos und arbeitssuchend.

@threadreaderapp please unroll