Wir werden in den kommenden Tagen viel zu #Swift hören. Dem internationalen Zahlungssystem. Und der Drohung, Russland davon auszuschließen.
Um was es da geht. 👇
Ein Schnapserl kommt auch vor.
Thread
Swift steht für Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication. Es ist eine Genossenschaft von mehr als 2000 Banken und Finanzinstituten mit Sitz in Belgien. Non-Profit. 1/
Swift bietet im Grund ein Netzwerk für sie, um Nachrichten auszutauschen. Es ist ein bisschen das Whatsapp der Branche, nur mit Zahlungsinformationen. Der normale Konsument kennt sie vom BIC-Code auf der Bankomatkarte bei Auslandsüberweisungen. 2/
1977 wurde die erste Nachricht im Swift-System verschickt. Davor hatten sich Banken per Fernschreiber über Zahlungen unterrichtet. 3/
Naja, und so schaut es heute aus (Zahlen von 2020), FIN ist eine Interbanken-Nachricht. 4/
Müssen Banken ihre Zahlungen über Swift abwickeln? Nein, aber alle tun es. Das macht die Genossenschaft aus La Hulpe so mächtig. Man kommt de facto kaum an ihr vorbei. 5/
Was würde also passieren, wenn man die russischen Banken und Finanzinstitute aus dem Verband ausschlösse? 2014, als Russland die Krim besetzte, wurde über einen solchen Schritt schon beraten. 6/
Um fünf Prozent würde die russische Wirtschaftsleistung dann einbrechen, rechnete der damalige russische Finanzminister vor. Fünf Prozent, das ist eine dramatische Wirtschaftskrise. 7/
2020 hat Russland rund 1,5 Prozent der FIN-Transaktionen ausgemacht. Swift braucht Russland nicht, aber umgekehrt. 8/
Eine gute Waffe also? Es gibt wenige Vergleichsmöglichkeiten für einen solchen Schritt. Als 2012 einige iranische Banken vom Zahlungssystem ausgeschlossen wurden, brach daraufhin der Eröldexport um zwei Drittel ein. Eine Katastrophe! 9/
Und: Die russische Wirtschaft ist viel verzahnter mit Europa und dem Rest der Welt, als es die iranische je war. 10/
37.3 Prozent seines Handels macht das Land mit der EU. Insgesamt handeln diese beiden Blöcke Waren im Wert von €174.3 Milliarden Euro pro Jahr. 11/
Man könnte jetzt einwenden, dass der Anteil des russischen Handels für die EU gering sei. Er beträgt weniger als fünf Prozent. 12/
Hier aber macht nicht die Dosis das Gift, sondern die Zusammensetzung. Denn die EU bezieht 26 Prozent des Erdöls und 40 Prozent des Erdgases aus den Steppen Sibiriens. 13/
Beim kleinen Russlandversteher Österreich sind es 80 Prozent. Dafür darf man mit Wladimir Putin dann ein Schnapserl trinken, wie 2014 in Krasnaja Poljana/ Sotschi. Auch die Zillerthaler sangen. 14/
Ich schweife ab. 15/
Die Sache ist also die: Es ist unklar, wie die Zahlungen für die Erdgaslieferungen nach Europa ohne Swift abgewickelt werden können. Die Lagerbestände von Erdgas in Europa sind aber im Vergleich zu den Vorjahren jetzt schon zu niedrig. 16/
Russland hat schon in den vergangenen Monaten weniger Gas angeboten. Und noch müssen wir rund zwei Monate lang heizen. In Österreich hängen eine Million Haushalte am Erdgas. Schon jetzt wird die Inflation durch die stark gestiegenen Heizkosten angetrieben. 17/
Politiker mögen sich am meisten vor hohen Arbeitslosenzahlen fürchten, vor hohen Inflationsraten fürchten sie sich ebenso (wenn das eine mit dem anderen zusammenkommt, dann gute Nacht). 18/
Fazit: Ein Ausschluss Russlands aus dem Swift-Zirkel würde das Land immens treffen. Es ist eine Bazooka im Koffer. Schmerzlos würde es aber auch für die Gegenseite nicht ablaufen. Die Gegenseite, das sind wir. 19/
Und für diejenigen, für die das jetzt zu aussichtslos wird.
Eine zielgerichtetere Antwort wäre es wohl, die EU und die USA würden russische Banken, vor allem die großen Staatsbanken VTB, Gazprombank und Sberbank auf eine schwarze Liste setzen. 20/
Damit wären sie vom globalen Finanzhandel abgeschnitten, und Russland von Devisen, wie der Ökonom Dmitry Dolgin in der FT argumentiert: ft.com/content/d94a49… 21/
Ob das noch etwas ausrichten kann, wir werden sehen. Oder wie es der ehemalige deutsche Botschafter Ralf Beste ausgedrückt hat 👇 22/ falter.at/zeitung/202202…
Jetzt stehen die Zeichen auf Eskalation. (Ende)
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Jetzt reden alle von der OSZE.
OSZE !!!??? Was war das nochmal?
20 Fakten, die Euch bei der Ukraine/Russland-Krise weiterhelfen.
Warum Österreich etwas richtig gemacht hat.
Und nackte Männer sind auch dabei. 🧵
Wer öfters über den Heldenplatz geht, der kennt die bunten Fahnenstangen im Festsaaltrakt der Hofburg. Hier sitzt nicht Alexander Van der Bellen. Sondern die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die OSZE. 1/
Achtung, das ist nicht die OECD, die machen was anderes. Das ist das mit Bretton Woods, eine andere Geschichte. 2/
Österreich exportiert pro Jahr 1,5 Tonnen Rindersperma in die Welt.
In diesem Thread erzähle ich Euch, warum das eine richtig gute Sache ist. Und ein bisschen McDonalds kommt auch vor.
Eine Milchkuh wird in ihrem Leben drei bis viermal trächtig. Einen Stier sieht sie dafür praktisch nie. Der „Natursprung“, also die natürliche Zeugung des Kalbes, hat längst ausgedient. Mehr als 90 Prozent der Kühe (auch bio) werden künstlich befruchtet. 2/
Der Bauer hat nur wenige Stunden Zeit, in der „Hauptbrunft“ die Kuh zu besamen. Und sie muss schnell trächtig werden. Weitere Parameter einer guten Kuh: Wenn sie viele Milchzyklen durchhält, ob sie keine toten Kälber wirft, wie gesund ihr Euter bei der Dauerbelastung bleibt. 3/
Die Sektion 1 im Finanzministerium 👇. Zwei von drei Gruppenleitungen vakant, vier von zehn Abteilungen ohne Chef/Chefin, eine nur interimistisch besetzt. Die Posten wurden offenbar für politische Versorgungen freigehalten. Falls jemand aus dem Kabinett einen Job braucht. 1/
Die zuständige Sektionschefin war über das Kabinett von Staatssekretärin Christine Marek erst ins Wirtschaftsministerium und dann über Umwege ins BMF gekommen. 2/
Sie ist kein Einzelfall. Fast die Hälfte der Sektionsleiter in österreichischen Ministerien waren vorher in einem Kabinett (also politisch handverlesen), in den 1980er Jahren war es nur jeder 6te. 3/
Bye Bye Brown. Warum die Lohmann Brown-Classic-Henne verschwinden muss. Und eine österreichische Lösung für ein richtiges Problem. Ein Thread
Lohmann Brown Classic ist die beliebteste Legerasse in der europäischen Hühnerzucht, sie wird ebenso in den USA vermarktet und legt Eier auch in UK, im Iran (you name it). In Österreich ist das Huhn Marktführer (90 %) in der konventionellen Eierprodu ebenso wie bei Bio. 2/
Es war im Jahr 1959, als das Unternehmen Lohmann die Idee des Hybridhuhns von 🇺🇸nach Cuxhaven🇩🇪 brachte: Beim Hybridhuhn werden zwei Zuchtlinien miteinander gekreuzt. Die Idee hatte ein amerikanischer Mais-Züchter gehabt. Und damit die Eierproduktion in den USA revolutioniert. 3/
Weil Ihr Euch in der Steuersache Sigi #Wolf alle fragt, wie es überhaupt zu einer Reduktion der Steuerschuld von veranschlagten elf Millionen auf sieben Millionen gekommen ist. Eine Rekonstruktion, die ehrlicherweise mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Thread
Rückblick: 2012 hatte ein Sachbearbeiter des Finanzamts Wiener Neustadt festgestellt, dass Sigi Wolf aufgrund einer Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens mit der Schweiz zwischen 2006 und 2011 rund elf Millionen Euro zu wenig an Einkommenssteuern bezahlt hatte. 2/
Man muss hier festhalten, dass diese Änderungen nicht nur die Steuerberater von Wolf, sondern auch das Finanzamt offenbar übersehen hatten. Das Finanzamt jedenfalls hatte eben bis 2011 die Steuererklärung Wolfs akzeptiert. 3/
Ein kleines Schmankerl in der Causa Sigi #Wolf. Steuerafficionados (und alle Steuerzahler), here weg go.
Es geht um einen internen Erlass im #BMF, der offenbar keiner war. Um eine entscheidende Fußnote. Und ja, es geht um 630.000 Steuergeld. Thread
Wir sind schon mitten drinnen in der Steuercausa Wolf, die 2012 ihren Ausgang nahm. Da kam ein Finanzbeamter des BMF ja drauf, dass Sigi Wolf rund elf Millionen Euro nachbezahlen muss. Man einigte sich auf sieben (ja warum eigentlich?) 1/
Bleiben wir bei den sieben Millionen Euro, davon waren rund 680.000 Euro Anspruchszinsen, also Strafzinsen. Auch diese wollte Wolf offenbar nicht bezahlen. 2/