1/ Viele fragen sich, wieso ausgerechnet #Israel plötzlich im Ukraine-Krieg zu vermitteln versucht. Auslöser waren wohl zwei Dinge: 1. Der ukrainische Präsident Zelenskij hatte PM @naftalibennett gebeten, zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln, die Gespräche sollten
2/ nach den Vorstellungen Zelenskijs in Jerusalem stattfinden. 2. Bundeskanzler Scholz soll bei seinem Israel-Besuch gegenüber Bennett angeblich geäußert haben, dass er selbst nun mit Putin ja nicht reden könne, da er eine Kehrtwende in der deutschen Politik gemacht habe.
3/ Auf alle Fälle wurde Bennett tatsächlich aktiv. Nachdem er am Samstag nach Moskau geflogen war, wurde erst verständlich, warum er die ganze Zeit zuvor sich geweigert hatte, Putin und Russland öffentlich zu verurteilen. Israel hat sehr gute Beziehungen zu beiden Ländern, sowohl
4/ zu Russland wie auch zur Ukraine. Mit Glasnost und Perestroika sind in den 1990er Jahren über eine Millionen Juden aus diesen beiden Ländern nach Israel ausgewandert. In der israelischen Politik gibt es seitdem viele Politiker, deren Muttersprache Russisch ist
5/ heute sind das z.B. Zeev Elkin oder Avigdor Lieberman. Da Russlands Militär in Syrien eine große Rolle im Bürgerkrieg spielt und seit 2015 dort stationiert ist, hatte Ex-Premier Netanyahu mit Putin einen Deal verabredet, so dass die israelische LUftwaffe in Syrien gegen
6/ iranische Stellungen vorgehen konnte, ohne dass Putin Israel daran gehindert hätte. Israel hat also allen Grund sich mit Putin aus eigenen Sicherheitsinteressen heraus gut zu stellen. Hinzu kommt: In der Ukraine und in Russland gibt es nach wie vor große, bedeutende jüdische
7/ Gemeinden. Man will den Zugang zu ihnen nicht verlieren, man will vor allem jetzt auch deren Sicherheit, insbesondere in der Ukraine irgendwie gesichert wissen. Israel rechnet nun mit einer großen Einwanderungswelle. Bennett hat sich darauf eingelassen und bemüht sich
8/ zu vermitteln. Mit im Boot sind Scholz, Macron und auch die USA. Mit allen redet Bennett, die Schritte, die er zu gehen versucht, sind offenbar abgestimmt. Morgen soll @SecBlinken und @yairlapid sich in Riga treffen. Und es kommt noch etwas dazu - möglicherweise wird in
9/ dieser Woche bereits das JCPOA Abkommen neu unterzeichnet. Die Russen aber haben den USA signalisiert, dass sie das Abkommen nur dann mittragen, wenn danach Wirtschaftsbeziehungen zwischen Iran und Russland nicht unter die neuen Sanktionen fallen. Bennett wäre nicht
10/ unglücklich, wenn das nicht klappen würde (obwohl die USA angeblich schon zugestimmt haben sollen), denn er ist gegen das Abkommen, da es viele Mängel aus der Sicht der Israelis hat. Die Frage ist, ob es wirklich Sinn macht, dass ein kleiner Staat wie Israel versucht zu
11/ vermitteln. Was kann ein so kleines Land überhaupt bewirken? Aber es gibt gewisse Vorteile: Israel ist kein NATO Land. Und: es hat eine sehr starke Armee. Putin soll angeblich vor der isr. Armee und natürlich auch den Geheimdiensten großen Respekt haben (heißt es). Das ist
12/ vielleicht mit ein Grund, warum er sich auf solche Gespräche in irgendeiner Form einlässt. Die Europäer sind in seinen Augen sicher keine ernstzunehmenden Gesprächspartner wenn es um Krieg und Frieden geht. In der aktuellen Situation scheint er ja davon überzeugt zu sein,
13/ dass Europa keine echte Gefahr bedeutet. Israel natürlich auch nicht. Aber es ist ja in einer ganz anderen Situation, ein bißchen "außen vor". Und letztlich: man darf nichts unversucht lassen, um diesen Krieg schnellstmöglich zu beenden. Es ist doch ganz egal, wem das
14/ gelingen könnte. Warum also nicht Bennett? Er riskiert natürlich auch viel. Je nachdem wie diese Geschichte ausgeht, je nachdem wie er eventuell scheitern würde, wie dieses Scheitern aussehen würde, könnte er sich den Ärger der Biden-Administration zuziehen. Doch da
15/ offensichtlich Washington involviert ist, dürfte es da wahrscheinlich wenig Gegenwind geben. Am Ende wäre wohl jeder froh, wenn das Unmögliche möglich würde. Was allerdings ein merkwürdiger "Twist" in der Geschichte ist: die Aussagen von @SecBlinken bei CBS heute:
16/ er schlug tatsächlich vor, dass man den Ukrainern Kampfjets geben soll. Seine Idee: Die Polen sollen ihre alten sowjetischen Kampfflugzeuge den Ukrainern überlassen, die USA würden den Polen dafür F-16 geben. Wenn das geschehen würde, dann könnte Putin natürlich leicht sagen,
17/ die NATO mische sich nun in den Krieg ein (sagt er jetzt schon, aber da die Waffenlieferung noch nicht Hardcore sind, scheint es noch unterhalb der "Reizschwelle" zu sein, zumindest für den Moment). Würde Putin Flugzeug-Lieferungen zum Anlass nehmen, nun den Krieg auszuweiten
etwa gegen Polen? Dazu zwei Theorien: Die USA gehen davon aus, dass Putin das nicht machen würde, darum eine solche Ankündigung. Dass die Theorie in die Richtung geht, dass Putin eher in Richtung Moldau, Georgien etc. schielt und für den Augenblick einen Krieg mit der NATO
19/ scheuen würde. Es könnte allerdings auch Blinken's Versuch sein, dem Kreml zu signalisieren, dass die USA auch bereit wären, höhere Risiken einzugehen. Da inzwischen von einem möglichen Einsatz taktischer Atomwaffen in der Ukraine geredet wird, ist das eventuell ein Hinweis,
20/ dass die USA nicht endlos zuschauen werden und nur wirtschaftliche Sanktionen durchziehen. Wackelige Theorien, ja, aber im Augenblick ist vieles, was sich gerade abspielt so, dass man nur spekulieren und so versuchen kann zu verstehen, was sich hinter den Kulissen abspielt.
21/ sorry für die typos

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Mar 8
1/ Israels PM versucht nach wie vor hinter den Kulissen zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln. Israelische Medien melden "der Ball liegt jetzt bei Zelenskij". Er stünde vor der Wahl: Entweder den Krieg jetzt beenden, mit schmerzlichen Kompromissen und mit massiver
2/ Kritik seines Bürger - oder an seinem "glorreichen Image" festhalten, wie die isr. Medien schreiben, das er seit Beginn des Krieges gewonnen hat. Die Verhandlungen nähern sich einem "point of no return", wie es heiß. Wir alle ahnen, was das bedeutet: Putin dürfte auf
3/ auf seine Forderungen bestehen. Die sind: Ende dieser ukrainischen Regierung, die Ukraine wird ein Vasallenstaat mit einer Marionettenregierung. Und: die Ukraine verpflichtet sich, nie in die NATO zu gehen. Wird Zelenskij darauf eingehen? Kann er darauf eingehen? Klar ist:
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Mar 4
1/ Das ist eine hochinteressante Nachricht: Von China unterstützte Bank AIIB stoppt Aktivitäten in Russland. Und das heißt: Die Chinesen sind offensichtlich "not amused". Und das ist auch nachvollziehbar. Die Chinesen sehen ihre ärkte bedroht. Und wie heißt es so schön: b
2/ beim Geld hört die Freundschaft auf. Man muss sehr genau beobachten, wie sich das weiterentwickelt. Aber es könnte möglicherweise den Lauf der Dinge beeinflussen. Eine zweite Nachricht, die allerdings nicht verifiziert ist: Angeblich haben desillusionierte FSB-Agenten
3/ der Entourage von Zelenskij Hinweise gegeben, wo und wann der ukrainische Präsident ermordet werden sollte. Wenn diese Nachricht stimmen sollte, dann scheint es zu brodeln in Moskau. Heute zur Nacht mal etwas hoffnungsvollere Nachrichten. Hoffentlich...
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Mar 3
1/ Der heutige Tag hat in mir einen Schalter umgekippt. Bislang habe ich mich, wie wohl jeder, gescheut, den Gedanken zu Ende zu denken: Was wäre wenn die Russen wirklich... - nun aber sehe ich mich fast schon gezwungen, das Unaussprechliche in die Beurteilung der Lage
2/ mit aufzunehmen. Grund 1: Lawrow sprach heute sinngemäßt davon, dass die NATO einen Angriff vorbereiten würde. Das ist ein klares Zeichen für eine verbale Vorbereitung eines "Verteidigungsgrundes". Grund 2: Macron, der heute mit Putin 90 Minuten gesprochen hat, erklärte, Putin
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Mar 1
1/ Erinnert sich in Deutschland noch jemand an die sogenannte Sorbonne-Rede Macrons im Jahr 2019? Es war der französische Präsident, der eine militärisch-strategische Selbständigkeit Europas eingefordert hat. Leider hat Berlin darauf nie so richtig reagiert.
2/ Nun wird man sich beeilen müssen. Wie schon in einem früheren Tweet gesagt: Europa hat, wenn überhaupt, gerade mal 2,5 Jahre Zeit - bis zur nächsten US-Präsidentenwahl, um sich irgendwie vernünftig aufzustellen. Die aktuelle Situation ist leider auch das Eingeständnis
3/ dass die Politik von Angela Merkel nicht aufging. Ich erinnere mich gut, wie entsetzt viele französische Kollegen darüber waren, dass die Deutschen auf die Thesen und Vorschläge Macrons nie so wirklich eingegangen sind. Jetzt müssen alle in die Gänge kommen. Gehetzt. Nie gut.
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Feb 28
1/ Die Situation ist leider nicht besonders gut. Die Meldungen, die von überall her eintreffen sind immer gleich: der Vorstoß der russischen Armee hat bislang nicht funktioniert. Westliche Experten sind erstaunt über die Misskalkulation der Armee. Offensichtlich rechnete man mit
2/ wenig oder keinem Widerstand. Die Armee soll sehr große Verluste gemacht haben. Das bedeutet für Putin natürlich zweierlei: a - einen Gesichtsverlust, b - eine Änderung der Strategie. Er könnte versuchen Kiew und andere Städte ähnlich zu zerstören wie einst Grosny.
3/ Flächenbombardements sind wohl das, was wir in den nächsten zu erwarten haben. Was wird dann der Westen machen? Zusehen, wie die Zivilbevölkerung im großen Stil abgeschlachtet wird? Noch mehr Waffen schicken? Eingreifen? Letzteres wird man unbedingt vermeiden wollen.
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Feb 28
1/ Hier in Israel gibt es Sympathie für die baltischen Staaten. Man fühlt sich mit ihnen im gleichen Boot. So wie sie die EU und die USA vor Putin gewarnt hatten und nun auf brutale Weise recht behalten, so warnt Israel ununterbrochen vor dem Iran und den Gefahren
2/ die von dort ausgehen. Und man sieht sehr genau zu, was gerade mit der Ukraine geschieht. Israels Doktrin ist ja seit jeher, sich auf niemanden zu verlassen außer auf sich selbst. Aber nun hat man gesehen, dass das Alleingelassen werden, zumindest in den entscheidenden ersten
3/ Tagen eines Krieges wirklich real ist. Niemand wird in einem israelisch-iranischen Krieg eingreifen wollen. Und darum schaut Israel im Augenblick auch bange auf die Verhandlungen in Wien. Was dabei rauskommen wird. In Jerusalem ist man skeptisch, aber der Rest der Welt wird
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