Anna von Kiew wurde durch die Hochzeit mit Heinrich I. zur Königin von Frankreich und sicherte durch die Geburt des Thronfolgers die Kapetinger-Dynastie. Eine Herrscherin im Westen - vielleicht war Wladimir Putin 2017 deshalb so scharf darauf, sie für Russland zu vereinnahmen. 
Geboren um 1024, bekam sie am Hof in Kiew eine gute Bildung. Anna von Kiew konnte lesen und schreiben und hatte damit so manchem Herrscher des Mittelalters was voraus: Karl der Große konnte z.B. Lesen, aber Schreiben lernte er trotz großer Anstrengungen nie.
Anna von Kiews Vater Jaroslaw der Weise war ein Meister der Hochzeitspolitik: Er verheiratete seine Kinder an westliche Königshöfe und sicherte sich so Einfluss und Verbündete. Nach dreijährigem Werben des französischen Hofs wurde Anna 1051 mit König Heinrich I. verheiratet.
Sie war die erste französische Königin, die in der Kathedrale von Reims gekrönt wurde. Anna von Kiew war die zweite Ehefrau Heinrichs I., der dringend einen Nachfolger brauchte, um die Dynastie zu sichern. Sie gebar drei Söhne und sicherte so den Herrschaftsanspruch.
Ihren Erstgeborenen nannte sie Philipp – in Frankreich und der Dynastie der Kapetinger ein bis dahin ungewöhnlicher Name. Die Vermutung ist, dass er womöglich nach dem im orthodoxen Glauben wichtigen Apostel Philippus benannt wurde.
Nach neun Jahren Ehe starb Heinrich I. im Jahr 1060. Anna übernahm die Vormundschaft für den erst 8-jährigen Thronfolger Philipp. Ihr Einfluss kann heute in Chroniken und in ihrer namentlichen Erwähnung in königlichen Urkunden nachgewiesen werden.
In einer Urkunde von 1060 findet sich die einzige Unterschrift einer Kapetingerkönigin: Anna von Kiew setzte ein Kreuz und unterschrieb auf Kyrillisch.
Nach ihrer Hochzeit mit dem Ralph IV., dem Grafen von Valois 1061, fiel sie am Hof ihres Sohnes offenbar mehrere Jahre in Ungnade. Weil Ralph IV. bereits verheiratet war, wurde er vom Papst exkommuniziert.
Anna von Kiew gründete das Stift Saint-Vincent und ein Frauenkloster in Senlis; in der Abtei erinnert heute eine Statue an sie. Sie starb zwischen 1075 und 1079, ihre Grabstätte wird in Senlis vermutet.
Während eines Besuchs in Frankreich 2017 bezeichnete Wladimir Putin Anna von Kiew als „Russische Anna“ in einem Versuch, ukrainische Geschichte für Russland zu vereinnahmen. Expert:innen wiesen darauf hin, dass Moskau zu Lebzeiten Annas noch nicht einmal existierte.
Es folgte ein Schlagabtausch zwischen den offiziellen Twitter-Accounts der Ukraine und Russlands, in dem die Ukraine sich zu wehren wusste:
https://twitter.com/Ukraine/status/869433723867062272?s=20&t=Ph7Odbi3x9G9Qwl9B2FQiw
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