Seit Jahren gewährt die CDU dem Lobbyverband Wirtschaftsrat privilegierte Zugänge – und verstößt damit gegen das Parteiengesetz. Trotz deutlicher Rechtslage will Parteichef #Merz die Sache weiter aussitzen - und riskiert damit wissentlich Rechtsbruch. Hier alle Updates dazu👇1/11
Der Wirtschaftsrat der CDU ist ein Wirtschafts-Lobbyverband, der trotz seines Namens formell gar nicht mit der Partei verbunden ist. Der Wirtschaftsrat fiel unter anderem für seine Lobbyarbeit gegen mehr Klimaschutz oder Menschenrechtspflichten für Unternehmen auf. /2
Mitglieder im Wirtschaftsrat sind u.a. Unternehmen aus den Bereichen Rüstung (u.a. Rheinmetall, KMW) oder fossile Energien (u.a. Shell, BP, Thyssengas). In den aktuellen Auseinandersetzungen in der Energie- und Rüstungspolitik haben sie einen direkten Lobbykanal in die CDU. /3
Die Finanzen des Verbands bleiben bislang im Dunkeln. Dank des neuen Lobbyregisters wissen wir nun aber: Die Lobbyausgaben liegen bei 4,76 Mio. Euro, der Verband beschäftigt mindestens 71 Personen, die Lobbyarbeit machen. /4
Dazu bietet die CDU dem Wirtschaftsrat Zugang zu seinem innersten Machtzentrum: Seit Jahrzehnten nimmt der Wirtschaftsrat an den Sitzungen des Parteivorstands teil – zwar ohne Stimmrecht, aber mit Rederecht. Damit hat der Verband direkten Einfluss auf Parteipositionen. /5
Dies ist nicht nur politisch problematisch, sondern auch rechtswidrig! Das hat ein von uns beauftragtes Rechtsgutachten deutlich gezeigt. Parteiexterne Lobbyverbände dürfen laut Parteigesetz und CDU-Satzung nicht dauerhaft in Parteivorständen sitzen. /6
Im Januar haben wir der CDU unser Rechtsgutachten vorgelegt. Doch weder die CDU-Pressestelle noch Parteichef Merz haben sich uns gegenüber zu den Vorwürfen geäußert. Trotz mehrmaliger Nachfrage schweigt die CDU. Merz will die Vorwürfe offenbar auszusitzen. /7
Nach der Neuwahl des CDU-Vorstands trat der Parteivorstand im Februar das erste Mal zusammen. Die CDU hat bestätigt, dass der Wirtschaftsrat auch dort wieder teilgenommen hat und als Gast in den Vorstand berufen wurde – trotz der klaren Rechtslage! /8
Was tun? Als Verein sind wir nicht berechtigt, dagegen zu klagen. Aber: Ein junges CDU-Mitglied aus Leipzig hat sich dazu bereit erklärt. Schon bald will er den Fall vor das Bundesparteigericht bringen. Das wollen wir unterstützen! @Neite_L /9
Doch es wäre ein schlechtes Signal, wenn die CDU juristisch dazu gezwungen werden müsste, ihren Vorstand nach demokratischen Grundsätzen zusammenzusetzen. Parteichef Merz sollte endlich einlenken und den Rechtsbruch in seinem Parteivorstand beenden! /10
Deswegen brauchen wir jetzt öffentlichen Druck! Gerade in politischen Krisenzeiten müssen sich alle Menschen auf innerparteiliche demokratische Grundsätze verlassen können. Bitte unterstützt unsere Aktion! 📢📝 /11 lobbycontrol.de/2022/03/aktion…
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Wie viel geben Verbände und Unternehmen für Lobbyarbeit aus? Mit dem neuen #Lobbyregister können wir solche Fragen nun erstmalig beantworten, zumindest eine Untergrenze angeben: Es sind mindestens 550 Mio. Euro pro Jahr. Mehr dazu im Thread und hier: lobbycontrol.de/2022/03/was-da…
Betrachtet man die bisher eingetragenen Verbände ergibt sich folgende Rangliste bei den Lobbyausgaben. Die Versicherungswirtschaft führt, gefolgt vom Verbraucherzentrale Bundesverband.
Bei den Unternehmen führen die Autokonzerne das Ranking an. Insgesamt sind aktuell 2500 Lobyakteure eingetragen. Da ist immer noch Luft nach oben! Wer selbst recherchieren möchte: lobbyregister.bundestag.de
Ab morgen wird das #Lobbyregister "scharf" geschaltet. Wer ab dann Lobbyarbeit betreibt und sich nicht einträgt, verstößt gegen das Gesetz. Aktuell gibt es 2.300 Eintragungen. Die meisten DAX-Konzerne sind inzwischen dabei. Aber noch nicht alle, z.B. fehlen BMW und @Zalando 1/5
Wir erwarten insgesamt noch eine deutlich höhere Zahl an Eintragungen. Auch bei internationalen Konzernen gibt es noch große Lücken: Google, Meta/Facebook, Amazon, BP und Shell sind registriert - Apple, Gazprom oder Tesla noch nicht. 2/5
Über die umtriebige Agentur EUTOP hatten wir letzte Woche schon berichtet, da in ihrem Auftrag mehr als ein Dutzend Ex-Abgeordnete unterwegs sind. Nun hat sich die Agentur auch selbst eingetragen und nennt Kunden. Dazu bald mehr. 3/5
Gestern gab es einige Berichterstattung über den Wechsel von Greenpeace-Chefin Jennifer #Morgan ins Auswärtige Amt. Uns haben dazu viele Anfragen erreicht. Unsere Position zum Thema Seitenwechsel hier noch einmal zur Einordnung im Thread 1/14 👇
Wir wollen die Personalie Morgan inhaltlich nicht bewerten. Ob Frau Morgan geeignet ist und die Personalentscheidung klug war, sollen andere beurteilen und wird die Praxis zeigen. Aus lobbykritischer Perspektive haben wir dennoch einige Anmerkungen zu diesem Seitenwechsel. /2
Der Fall Morgan unterscheidet sich in zwei Punkten von anderen Seitenwechseln, die wir immer wieder scharf kritisieren. ▶️Es handelt sich um einen Wechsel in die Politik hinein und nicht aus der Politik heraus. ▶️ Der Wechsel erfolgt aus Organisation mit Gemeinwohlinteresse. /3
Unser Kommentar zu Jennifer #Morgan: Mit der Personalie Jennifer Morgan sendet die Außenministerin das Signal, dass konsequenter Klimaschutz künftig oberste Priorität hat, was bisherigen Ankündigungen der Grünen entspricht. 1/4
Als LobbyControl haben wir auch in der Vergangenheit betont, dass es möglich sein muss, Fachleute von außen in die Ministerien zu holen. Bei Wechseln aus der Politik hinaus brauchen wir dagegen strengere Regeln. Man kann einen solchen Wechsel von einer Organisation, die sich 2/4
für ideelle Ziele einsetzt, auch nicht gleichsetzen mit einem Wechsel aus Verbänden, die vorrangig eigene wirtschaftliche Interessen vertreten. Klar ist aber auch, dass Morgan künftig die Positionen der Bundesregierung vertreten muss und nicht die von Greenpeace. 3/4
Gerhard Schröder soll neben seinen bisherigen Posten in russischen Konzernen nun auch Aufsichtsrat direkt bei Gazprom werden. Es ist empörend und hochgradig problematisch, wie Schröder mit der Autorität eines Ex-Kanzlers und SPD-Vorsitzenden die Interessen Gazproms und 1/6
Russlands vertritt und dabei die Glaubwürdigkeit deutscher Politik beschädigt. Aktuelle Meldung: spiegel.de/ausland/gerhar… 2/6
Schröder ist aber bei Weitem nicht der einzige Elder Statesmen aus der EU, der inzwischen in den Diensten der russischen Fossil-Industrie steht: Der französische Ex-Premier Fillon ist seit letztem Juni Vorstand bei einem russischen Ölkonzern. 3/6
Nicht nur im Auswärtigen Amt entdeckt man derzeit Verbindungen zur russischen Gaslobby. Im Wirtschaftsministerium haben die neuen Hausherren laut FAZ ebenfalls eine alte "Moskau-Connection" entdeckt. Nicht nur die Politik muss Abstand von der Gaslobby nehmen, auch die Beamten!1/5
Das Wirtschaftsministerium hatte eine tragende Rolle bei der Durchsetzung von Nord Stream 2, zunächst unter Minister Gabriel, der seine Unterstützung dann als Außenminister fortsetzte. Türöffner für Gazprom war - natürlich - Gerhard Schröder 2/5 tagesspiegel.de/themen/agenda/…
Im Zuge von Nord Stream 2 erwarb Gazprom auch den größten Gasspeicher Deutschlands und der EU - der jetzt leer ist. Im Wirtschaftsministerium hatte man bisher darauf vertraut, dass Russland seine Lieferverträge schon erfüllt. Offenbar zu Unrecht 👇 3/5