Ein »missing link« der dt. #Militärgeschichte? – Als die #Reichswehr zwischen 1919 und 1921 auf eine Stärke von 100.000 Mann reduziert wurde, etablierte sich die Schutzpolizei ab 1919 gleichsam als Filiale des Heeres bzw. als »zweite Streitmacht auf deutschem Boden«. 1/9
Allein in Preußen gehörten 55.000 Mann der Schupo an, die anfangs aus Armeebeständen versorgt wurde. Ihre Ausrüstung stand dabei der Reichswehr zunächst kaum nach: Karabiner, Maschinenpistolen, Handgranaten und bis 1921 in geringer Anzahl auch Panzerwagen. 2/9
In der öffentlichen Wahrnehmung wurde die Schupo daher nicht grundlos als »Ersatz« für die Reichswehr bzw. das ehemalige Heer gesehen. Verstärkt wurde dieser Eindruck zudem durch die Übernahme ehemaliger militärischer Einrichtungen/Garnisonen. 3/9
Auch die Bezeichnung der Dienstgrade orientierte sich am militärischen Pendant: Generäle, Oberste, Majore, Hauptleute und Leutnante im Offiziersrang – Wachtmeister in der Unteroffizierslaufbahn. 4/9
Der Einsatz der Schupo erfolgte maßgeblich zum »Schutz der inneren Ordnung«. Neben dem normalen Streifendienst gehörte hierzu auch der brutale Einsatz bei inneren Unruhen wie den »Märzkämpfen« 1921, die auch als »Militäraktion ohne Militär« beschrieben wurden. 5/9
Auch beim Personal zeigen sich militärische Kontinuitäten. Viele Offiziere waren nach dem Kriegsende ausgeschieden und fanden nun Verwendung in der Schupo. Zeitgenössische Quellen schätzen, dass 1921 in Preußen von 22 Kommandeursstellen 19 durch ehem. Offiziere besetzt waren. 6/9
Zu ihnen gehörte auch der Kommandeur der Schutzpolizei in Cottbus Alexander Andrae (1888–1979). Während des #WWI war Andrae zuletzt als Hauptmann im Stab des Generalgouvernements Antwerpen eingesetzt. Nach dem Krieg erfolgte im Juli 1921 seine Ernennung zum Polizeimajor. 7/9
Nach der Karriere im Polizeidienst sollte Andrae 1935 als Oberst wieder in das Heer übernommen werden. Er gehörte damit zu den ca 2500 Offizieren, die ab 1935 in die #Wehrmacht übernommen wurden & zu einem nicht unwesentlichen Teil bereits im kaiserlichen Heer gedient hatten. 8/9
Kaum überraschendes Fazit in a nutshell: Die Geschichte von Militär und Polizei lässt sich für die Reichswehr und Wehrmacht (und Bundespolizei!) kaum getrennt betrachten. 9/9
Typische #Nachkriegswege/-kontinuitäten – Nachdem Wilhelm Meendsen-Bohlken (1897-1985) als Chef der Rüstungswirtschaftlichen Abteilung im Wehrwirtschaftsstab (#OKW) tätig war, übernahm er 1941 das Kommando über d Kreuzer Admiral Scheer, ab Juli 1944 sogar das Flottenkommando. 1/5
Nach der Entlassung aus der #Kriegsgefangenschaft Ende 1946 entwickelte sich seine weitere Karriere zunächst schleppend. Er diente als Matrose auf dem Küstenmotorschiff Hindina, das zwischen Bremen und Norderney pendelte. Eine für ihn »beschämende« Erfahrung. 2/5
Netzwerke und berufliche Qualifikation brachten ihn jedoch wieder in alte Gefilde. 1949 wurde er durch einen ehemaligen Kollegen an den #BDI vermittelt, wo er trotz oder gerade wegen seiner militärischen Herkunft mit offenen Armen empfangen wurde. 3/5
OTD 4.12.1941 »Der Vorabend der Schlacht aus unterschiedlichen Perspektiven« – Einen Tag vor dem Beginn der sowjetischen Gegenoffensive vor Moskau wurde in Abhängigkeit von der Nähe zur Front die Situation äußerst unterschiedlich bewertet. 1/6
Mitte November 1941 hatte der Generalstab des Heeres die zweite Phase der Offensive auf Moskau eröffnet – trotz der Meldungen über neue Feindkräfte, die materiellen/personellen Ausfälle der Verbände, die beständig fallenden Temperaturen und das Fehlen eines Winterstellung. 2/6
Der Befehlshaber der angreifenden Heeresgruppe Mitte – Generalfeldmarschall Fedor v. Bock – ahnte jedoch bereits, dass die Angriffskraft der »Truppe« bald erlahmen würde und warnte am 3.12. den Chef des Generalstab des Heeres Generaloberst Franz Halder. 3/6
Gen. Walter Warlimont (1894–1976) ist den meisten vor allem durch seine Funktion im Oberkommando der Wehrmacht und durch d Verurteilung zu lebenslanger Haft im OKW-Prozess bekannt. Vielmehr weiß man aber zu »Hitlers elegantestem General« kaum. Daher nun Teil I: #Reichswehr. 1/11
Die »zentrale« Sekundärliteratur zu Warlimont ist ein schmaler Aufsatz von Horst Mühleisen von 1998 in »Hitlers militärische Elite«. Eher beiläufig wird hier seine Dienstzeit zwischen 1918 und 1933 abgehandelt. Ist er also ebenso beiläufig ins OKW geraten? 2/11 #Militärgeschichte
Als Sohn eines Buchhändlers geboren äußerte er schon früh seinen Berufswunsch: Militärdienst. Noch im Frühjahr 1913 trat er als Fahnenjunker in das Fußartillerie-Regiment 10 ein, in dem fast durchgängig bis zum Kriegsende als Regimentsadjutant an Ost- und Westfront diente. 3/11