Wer kennt noch Joachim Pfeiffer? Pfeiffer war von bis Frühjahr 2021 energiepolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion und bekannt als harter Bremser der Energiewende. Pfeiffer hat nun einen neuen Job: als Lobbyist. Warum das problematisch ist 👇 1/10
Die Vorgeschichte: Pfeiffer hatte während seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter zahlreiche Nebentätigkeiten in Lobbyverbänden. So zum Beispiel im Wirtschaftsrat Baden-Württemberg und "Die Familienunternehmen", die beide u.a. gegen eine schnelle Energiewende lobbyierten. /2
Pfeiffer erschien regelmäßig zu den Energiepolitischen Gesprächen des früheren CDU-Politikers und heutigen einflussreichen Gaslobbyisten Friedbert Pflüger. Immerhin: Seinen Sitz im Beirat des kanadischen Erdöl- und Gasunternehmens Hydroma legte er im Dezember 2020 nieder. /3
Besonders problematisch: Für seine eigenen Lobbyfirmen nutzte er womöglich die Infrastruktur seines Wahlkreisbüros, wie Recherchen der Zeit nahelegen. Die Kunden seiner Firma wollte er auch auf Nachfrage nicht offenlegen. /4 zeit.de/politik/deutsc…
Nach heftiger Kritik an seinen Lobbyverstrickungen trat Pfeiffer im April 2021 als energiepolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion zurück und kündigte an, nicht erneut für den Bundestag zu kandidieren – ein wichtiger Schritt. /5
Nun hat Pfeiffer einen neuen Job: Er ist „Associate Partner“ bei KeksCNC, einer Kommunikations-Beratungs- und Lobbyfirma, die u.a. im Bereich Energiepolitik aktiv ist. Einer der Auftraggeber: der Gaskonzern Thyssengas. /6 lobbypedia.de/wiki/Kekst_CNC
Die Karriere des Herrn Pfeiffer hat einen faden Beigeschmack, denn die Frage bleibt: Für wessen Interessen hat sich Pfeiffer als energiepolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion eingesetzt? Und: Wie prägend war er für die energiepolitischen Positionen der CDU? /7
Denn: Joachim Pfeiffer galt als einer der härtesten Bremser der Energiewende im Bundestag – er wetterte gegen die Förderung der Erneuerbaren, sprach sich für NordStream2 aus und bezeichnete Klimaschutz als „alarmistisch“ und „Ersatzreligion“. /8
Der Fall Pfeiffer zeigt deutlich, wie wichtig die jüngste Reform für strengere Regeln für Abgeordnete war. Mittlerweile ist es verboten, dass Bundestagsabgeordnete bezahlten Lobbytätigkeiten nachgehen – eine Nachwirkung der Maskendeal-Skandale. /9
Wichtig ist nun: In den aktuellen energiepolitischen Debatten und Entscheidungen sollten Politiker:innen auf Distanz zu Klimabremser-Lobby-Allianzen gehen und auf ausgewogene Beteiligung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen achten. /10
Schön, dass das Interesse hier groß ist. Wer sich für mehr politische Integrität engagieren will: Aktuell drängen wir Merz + die CDU dazu, dem Lobbyverband Wirtschaftsrat seine privilegierten Zugänge zum CDU-Parteivorstand zu entziehen. Hier mitmachen 👉lobbycontrol.de/2022/03/aktion…
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Seit Jahren gewährt die CDU dem Lobbyverband Wirtschaftsrat privilegierte Zugänge – und verstößt damit gegen das Parteiengesetz. Trotz deutlicher Rechtslage will Parteichef #Merz die Sache weiter aussitzen - und riskiert damit wissentlich Rechtsbruch. Hier alle Updates dazu👇1/11
Der Wirtschaftsrat der CDU ist ein Wirtschafts-Lobbyverband, der trotz seines Namens formell gar nicht mit der Partei verbunden ist. Der Wirtschaftsrat fiel unter anderem für seine Lobbyarbeit gegen mehr Klimaschutz oder Menschenrechtspflichten für Unternehmen auf. /2
Mitglieder im Wirtschaftsrat sind u.a. Unternehmen aus den Bereichen Rüstung (u.a. Rheinmetall, KMW) oder fossile Energien (u.a. Shell, BP, Thyssengas). In den aktuellen Auseinandersetzungen in der Energie- und Rüstungspolitik haben sie einen direkten Lobbykanal in die CDU. /3
Wie viel geben Verbände und Unternehmen für Lobbyarbeit aus? Mit dem neuen #Lobbyregister können wir solche Fragen nun erstmalig beantworten, zumindest eine Untergrenze angeben: Es sind mindestens 550 Mio. Euro pro Jahr. Mehr dazu im Thread und hier: lobbycontrol.de/2022/03/was-da…
Betrachtet man die bisher eingetragenen Verbände ergibt sich folgende Rangliste bei den Lobbyausgaben. Die Versicherungswirtschaft führt, gefolgt vom Verbraucherzentrale Bundesverband.
Bei den Unternehmen führen die Autokonzerne das Ranking an. Insgesamt sind aktuell 2500 Lobyakteure eingetragen. Da ist immer noch Luft nach oben! Wer selbst recherchieren möchte: lobbyregister.bundestag.de
Ab morgen wird das #Lobbyregister "scharf" geschaltet. Wer ab dann Lobbyarbeit betreibt und sich nicht einträgt, verstößt gegen das Gesetz. Aktuell gibt es 2.300 Eintragungen. Die meisten DAX-Konzerne sind inzwischen dabei. Aber noch nicht alle, z.B. fehlen BMW und @Zalando 1/5
Wir erwarten insgesamt noch eine deutlich höhere Zahl an Eintragungen. Auch bei internationalen Konzernen gibt es noch große Lücken: Google, Meta/Facebook, Amazon, BP und Shell sind registriert - Apple, Gazprom oder Tesla noch nicht. 2/5
Über die umtriebige Agentur EUTOP hatten wir letzte Woche schon berichtet, da in ihrem Auftrag mehr als ein Dutzend Ex-Abgeordnete unterwegs sind. Nun hat sich die Agentur auch selbst eingetragen und nennt Kunden. Dazu bald mehr. 3/5
Gestern gab es einige Berichterstattung über den Wechsel von Greenpeace-Chefin Jennifer #Morgan ins Auswärtige Amt. Uns haben dazu viele Anfragen erreicht. Unsere Position zum Thema Seitenwechsel hier noch einmal zur Einordnung im Thread 1/14 👇
Wir wollen die Personalie Morgan inhaltlich nicht bewerten. Ob Frau Morgan geeignet ist und die Personalentscheidung klug war, sollen andere beurteilen und wird die Praxis zeigen. Aus lobbykritischer Perspektive haben wir dennoch einige Anmerkungen zu diesem Seitenwechsel. /2
Der Fall Morgan unterscheidet sich in zwei Punkten von anderen Seitenwechseln, die wir immer wieder scharf kritisieren. ▶️Es handelt sich um einen Wechsel in die Politik hinein und nicht aus der Politik heraus. ▶️ Der Wechsel erfolgt aus Organisation mit Gemeinwohlinteresse. /3
Unser Kommentar zu Jennifer #Morgan: Mit der Personalie Jennifer Morgan sendet die Außenministerin das Signal, dass konsequenter Klimaschutz künftig oberste Priorität hat, was bisherigen Ankündigungen der Grünen entspricht. 1/4
Als LobbyControl haben wir auch in der Vergangenheit betont, dass es möglich sein muss, Fachleute von außen in die Ministerien zu holen. Bei Wechseln aus der Politik hinaus brauchen wir dagegen strengere Regeln. Man kann einen solchen Wechsel von einer Organisation, die sich 2/4
für ideelle Ziele einsetzt, auch nicht gleichsetzen mit einem Wechsel aus Verbänden, die vorrangig eigene wirtschaftliche Interessen vertreten. Klar ist aber auch, dass Morgan künftig die Positionen der Bundesregierung vertreten muss und nicht die von Greenpeace. 3/4
Gerhard Schröder soll neben seinen bisherigen Posten in russischen Konzernen nun auch Aufsichtsrat direkt bei Gazprom werden. Es ist empörend und hochgradig problematisch, wie Schröder mit der Autorität eines Ex-Kanzlers und SPD-Vorsitzenden die Interessen Gazproms und 1/6
Russlands vertritt und dabei die Glaubwürdigkeit deutscher Politik beschädigt. Aktuelle Meldung: spiegel.de/ausland/gerhar… 2/6
Schröder ist aber bei Weitem nicht der einzige Elder Statesmen aus der EU, der inzwischen in den Diensten der russischen Fossil-Industrie steht: Der französische Ex-Premier Fillon ist seit letztem Juni Vorstand bei einem russischen Ölkonzern. 3/6