#Rettungsmittelmissbrauch durch Klinken.
Ein Thread:
Sich über "schwachsinnige" Anrufe wie den eingewachsenen Zehennagel aufregen gehört im #Rettungsdienst zum guten Ton und hat die Bevölkerung mittlerweile auch erreicht.
Ein Problem wird aber auch in der #medibubble kaum (1/17)
(2/17)angesprochen:Der Missbrauch von Rettungsmitteln durch Klinken und Praxen.
Täglich werden in Deutschland hunderte Male Rettungsmittel bewusst ohne Indikation alarmiert - durch Menschen die es eigentlich besser wissen müssten. Weil sie vom Fach sind.
(2/17)
(3/17)Teilweise geschieht das aus Faulheit sich mit den (einfachen)Verordnungsrichtlinien auseinander zu setzen,tlw. aus Borniertheit,teilweise um eigene Fehler zu verbergen,tlw. mit Absicht um den eigenen Bereich zu entlasten bzw. aus finanziellen Gründen.
(3/17)
(4/17)Die Folgen sind aber immer gleich:
Menschenleben werden gefährdet.
Die der Besatzungen die sich bei einer Sonderrechtsanfahrt einem 7x höheren Unfallrisiko aussetzt.
Die der Bevölkerung,da nun ggf. längere Anfahrtszeiten auftreten bis andere RMs da sind.
(4/17)
(5/17)Ein paar Beispiele:
Alarmierung eines RTW durch den Hausarzt,dieser war nicht vor Ort,Stichwort Atemnot bei einem 75jährigen Pat.Vor Ort stellt sich heraus:Es liegt eine Einweisung in ein Klinikum 2 Landkreise weiter vor,bitte sitzend und mit 2l/O2.Termin dort in 1h.(5/17)
(6/17)Transportschein geändert von KTW auf RTW.Der Pat.erzählt freimütig,dass der Termin seit 6w bekannt ist,die Praxis aber vergaß einen KTW zu bestellen.Als dies heute morgen auffiel war die Wartezeit auf einen KTW 3h-der Termin wäre nicht zu halten gewesen.
(6/17)
(7/17)Die Praxis schickt eine MFA die den Schein korrigiert und den RTW ruft.Der angerufene HA schreit die RTW Besatzung an,droht mit Strafanzeige bei Transportverweigerung,legt auf.
Der Patient wird aus Mitleid mit dem verzweifelten Pat. durchgeführt.Rechtliche Grauzone.(7/17)
(8/17)Beispiel2:
79J,m,Fraktur des Arms in kleiner Klinik.Die RTW Besatzung kriegt beim Abliefern eines Voreinsatzes noch mit,wie die OA seinem AiW die "RTW Entscheidung"so erklärt:
"Der kam mit dem RTW,also geht er mit dem RTW.Wir brauchen das Zimmer,wenn der da 3h liegt(8/17)
(9/17)(..)kriegen wir keine anderen Pat. da durch,das kostet uns Geld!"
30min später erfolgt die Alarmierung des RTW mit SoSi zur Verlegung.Der Pat. ist gehfähig,mobil und in Ruhigstellung schmerzfrei.AiW verlangt Transport mit SoSi weil "muss sofort operiert werden"(9/17)
(10/17)RTW lehnt dies ab. Im SchwerpunktKH (Chir.Amb!Nix ZNA) stellt sich heraus:Es war vereinbart,dass der Pat. sich ambulant am gleichen Tag vorstellt,damit man ihn über die kommende OP aufklärt,voruntersucht,etc.Danach geht der Pat.wieder ambulant nach Hause.Per Taxi.(10/17)
(11/17)Wiedervorstellung in 2 Tagen.Wenn Corona nicht den OP-Plan kaputt macht.(Patient nebenbei sehr erzürnt das er nun im Flügelhemd mit dem Taxi heim muss und nicht vor dem Termin im SchwerpunktKH noch einmal heim durfte)
(11/17)
(12/17)Beispiel 3:ÄBD Arzt bestellt auf jede Einweisung einen NAW.Diese Einsätze müssen tlw. durch Rettungshubschrauber bedient werden.
Begründung:"KTWs brauchen zu lange und außerdem vertraue ich RTWs nicht,wenn ich einen Notarzt bestellt ist der haftbar!"
(12/17)
(13/17)Beispiel 4:Eine Dialysepx. vereinbart ihre Termine ohne Rücksicht auf den Krankentransport.Dies sorgt dafür,dass der Landkreis tlw. in den Abendstunden nicht genug KTWs für den Bedarf dieser einen Praxis hat.Resultat sind Wartezeiten.
Die Praxis alarmiert daraufhin(13/17)
(14/17)regelmäßig 15min vor Schließzeit mehrere(!) RTW für die verbleibenden Patienten mit dem Stichwort "Kreislaufprobleme".Dies führt tlw. sogar zur Alarmierung von ehrenamtlichen Hintergrundkräften weil der restliche Landkreis sonst "blank" wäre.
(14/17)
(15/17)Jeder RDler kann zahlreiche weitere Beispiele nennen.
Diese Beispiele wurden größtenteils den zuständigen Kammern,Kassen,Behörden,etc.gemeldet.
In keinem Fall erfolgte eine Reaktion oder Folge-trotz deutlichen Verstößen gegen geltendes Recht.(15/17)
(16/17)Es ist schlichtweg egal,erst Recht wenn die Beschwerde vom Rettungsfachpersonal kommt. Es interessiert nicht.Ich war auf solchen Einsätzen& wenige Minuten später wird direkt neben der Wache eine Kinderreanimation gemeldet.Anfahrt des nächsten Rettungsmittels:25min(16/17)
(17/17)Wir haben alle großen Respekt und Verständnis für den Druck unter dem MitarbeiterInnen der Kliniken und Praxen stehen-er ist größer als im RD.
Aber es gibt eben Grenzen die nicht überschritten werden sollten.Schon gar nicht so fahrlässig.
Am Ende geht es um Leben&Menschen
Für die Laien: Es ist nicht schwer das richtige Transportmittel zu verordnen!
Das BRK und die AOK zeigen in einer einfachen Tabelle wie.Und natürlich helfen die Leitstellen gerne bei der Auswahl-diese Fehlalarmierungen sind kein Zufall sondern eben Absicht.Und das ist das Problem
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Ich habe lange überlegt ob ich mich zu #Tuttlingen#Triage äußere.
Aber was hier gerade an Fehlinformationen bewusst von einzelnen Personen&Organisation forciert wird ist dermaßen falsch,dass ich als jemand der tgl. mit Klinikeinsatzplanung zu tun hat einfach nicht anders kann:
Zuerst einmal zum Hintergrund:Das Schreiben entstand zu einem Zeitpunkt in denen der LK zu den am stärksten betroffenen Regionen Deutschlands gehörte,in der auch die umliegenden 10 Krankenhäuser am Limit waren,der Retttungsdienst rotierte.
Man stand also mit dem Rücken zur Wand.
Gleichzeitig kennt es jeder Rettungsdienstler:Ein relevanter Anteil an Einsätzen kommt durch zwei Subkategorien zustande.Einerseits die Pat.,bei denen von vornherein klar ist,dass man sie eigentlich besser Zuhause lassen sollte, die Pflege aber rebelliert.
Gerade über den Buschfunk mitgekriegt,dass sich ein Bekannter gestern mitten während seiner Schicht krank gemeldet hat,ohne Umweg in die nächste Psychiatrie gefahren ist und dort um Aufnahme auf eine beschützende Station gebeten hat.
Er würde sonst sich und seine Pat. gefährden.
Szene aus dem #rtwlive:
Die letzte Frage bevor ich die Angehörige anrufe um ihnen mitzuteilen,dass ihr Opa ins Krankenhaus auf ITS muss war die,ob er denn geimpft sei.
"Das wollen die Kinder nicht"war die Antwort der Pflege.
Sekunden später darf ich ihnen erklären (..)
(..),dass der Opa hohes Fieber hat,es um die Lunge schlecht steht,die Sättigung katastrophal schlecht ist und er stark verwirrt sei.
Wir kennen das Spiel.Wir fahren ihn auf ITS,dort wartet die NIV bereits.
Er wird es vermutlich nicht schaffen und umringt von Menschen in(..)
(..) Vollschutz sterben.
Allein.
Aber Hauptsache ihr habt "so viel schlechtes über die Impfung gehört.Und er sei ja so alt,da muss man vorsichtig sein wegen der Folgeschäden."
Angeregt von einem Tweet von @KielTrixie:
2015 saß ich in einer der durchlaufstärksten Erstaufnahmeeinrichtungen Ostdeutschlands und verantwortete die medizinische Betreuung.
Ich dachte ich schreibe mal was damals "los" war - und was Herr @ArminLaschet vergisst:
Ein Thread
@KielTrixie@ArminLaschet Wir haben mit weniger als einer Woche Vorlauf ein Team aus engagierten Hauptamtlichen, motivierten Ehrenamtlichen (oft selber mit Migrationshintergrund - Menschen die oft nur 6 Monate Vorsprung hatten) und vielen Kontakten, u.a. zu Unikliniken, etc. aufgebaut.
@KielTrixie@ArminLaschet 24/7 mehrere hundert Flüchtlinge direkt von der Grenze sichten, triagieren, entscheiden ob jemand lebensbedrohlich erkrankt, infektiös, eigen- oder fremdgefährdend ist - das konnten unsere Leute binnen Tagen.