Weil viele immer triumhierend gegen jede Kritik einwenden, aber "die Postkolonialen" äussern sich nie über Russland, den russischen Kolonialismus (will heissen, sind alle AgentInnen der Sowjetunion etc), einige Fakten. 1) "Die" Postkolonialen gibt es nicht, das ist eine /2
vielschichtige theoretische Strömung, die u.a. Ideologien der Ungleichheit der Menschen und auch darauf basierende Herrschaftssysteme anprangert. Selbstverständlich ist das auch auf das heutige Russland anzuwenden, wie eben auch auf viele andere Staaten (auch die europ.) /3
Als Historiker gesprochen: Dass Russland vor 1917 eine Kolonialmacht war, ist weitestgehend konsens, und wird (von wissenschaftlicher Seite) auch von niemanden widersprochen, so weit ich das überblicke. /4
Dass die Sowjetunion ein Imperium war und eine Kolonialmacht war, ist m.E. klar und dürfte auch von keiner seriösen Wissenschaftlerin bestritten werden. Die Auflösung der Sowjetunion ist somit auch ein Akt der Dekolonisierung. /5
Dass Russland, wie auch andere ehemalige Kolonialmächte, unter dem Phantomschmerz des aufgelösten Empire litt, scheint mir a) zahlreich belegt b) nicht überraschend. /6
Dass es mit Gewalt an den Resten seines Reiches festhielt und nun auch die Rückeroberung versuchte, ist ebenfalls offensichtlich. Inwieweit die Ukraine in der Sowjetunion als Kolonie anzusehen war, d.h. als "zivilisatorisch rückständig", bzw. als nicht voll dazugehörig /7
aus der Sicht Moskaus, kann ich nicht beurteilen. Das müssen die KollegInnen aus der Osteuropäische Geschichte tun. Dass etwas ein Georgier oberster Machthaber im Zentrum wird, wäre in älteren europ. Kolonialmächten nicht denkbar. /8
Ob Planungen Putins für eine besiegte #Ukraine, zu der es hoffentlich nicht kommt, mit Kolonialismus angemessen umschrieben ist, darüber kann man diskutieren. Viele akzeptierte Kolonialismusdefinitionen würden das aber erlauben. /9
Was ergibt sich daraus? Dass Angriff auf die #Ukraine schändlich war und zu verurteilen ist, ja klar, aber dazu braucht es gar nicht den Umweg über die Kolonialgeschichte. Dass Widerstand der Ukraine legitim ist, ich würde sagen, ja! Dass man die Ukraine unterstützt, auch das./10
Das sollte man auch bei allen anderen dekolonialen Widerständen machen. Ob mit Waffengewalt, und bis zu welchem Grad mit militärischer Unterstützung, ergibt sich im Einzelfall, aber aus der Einschätzung als Kolonialismus nicht zwingend. Das bleibt eine politische Frage. /11
Aus dieser Kontextualisierung als #Kolonialismus und Verortung in der Geschichte des russischen/sowjetischen imperialen Zusammenbruchts (und Versuch, dies zu korregieren) ergibt sich aber auch, dass das Vorgehen Russlands historisich nicht so einzigartig war,wie oft postuliert/12
D.h. #Kolonialismus und/oder #Imperialismus eröffnen einen Analyserahmen, der die Ereignisse seit 2014/24.2.2022 zurückholt in die globale Geschichte. Das sollten wir nutzen.../13
#koloniale Interpretation des #Ukraine Krieges zeigt aber auch, wie wichtig auch die mentale Dekolonisierung ist, die Ächtung dieser Art der Politik. Hier hat sich Europa&auch Dtl. nicht mit Ruhm bekleckert. Leading by example, bedeutet aktive Dekolonisierung (auch) im "Westen"
Nicht alle sind einverstanden. Die Sowjetunion hat noch ihre Freunde, so scheint es, oder zumindest Trolls.
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Zwei Tweets (auf Aussagen anderer verweisend), wie unser Umgang mit #Ukraine zum Vorbild für eine neue, ethische Politik, national wie intl. werden könnte. Mir unverständlich, dass sich dahinter nicht alle sammeln, die #Putin zurechtweisen und #Ukraine schützen wollen. /2
Das würde m.E. die Glaubwürdigkeit, dass es nicht primär um geostrateg. Containment Russlands geht, massiv erhöhen. Warum nicht (noch) breitete Allianz schmieden, mit und ohne Waffen? #OffeneBriefe auch dafür!
👉Wer jetzt trollen will, bitte um Antworten auch auf Fragen🙏
Putin führt einen mehrdimensionalen Krieg, manche nennen das hybrid (Q: @tagesschau), bin mit Bezeichnung nicht glücklich, aber Analyse zutreffend.
Dieser "hybride" Krieg braucht eine umfassende Antwort, wobei die militärische Komponente nur der geringste Teil sein kann. /2
Diese umfasende Antwort braucht ein Bekenntnis zur #GlobalenSozialenGerechtichkeit und umfassendem Umbau der globalen Wirtschaftsstrukturen, um Kriegsgewinnler in Energie- & Nahrungsmittelsektor zu verhindern. Es braucht ein Bekenntnis zu einem #offenenEuropa /3
Eine #FestungEuropa bedeutet einen Sieg Putins. Wer Kampf gg #Putin aufnehmen will, darf sich nicht auf Waffen beschränken, d.h. klimaneutraler Umbau sofort, einschl. #Tempolimit & Hubraumbegrenzung. Ja es geht auch an #SUVs, denn #Panzer gehören an die Front, nicht in die Garage
Es gibt eine lange, ungute Tradition in D, extrem rechtes&in Essenz rassistisches Gedankengut zu ästhetisieren&als vermeintlich unpolitisch zu verbreiten; als Literatur. Wenn #Tellkamp, der offenbar an #WhiteReplacement, #Umvolkung glaubt, die er #Personalwechsel nennt, /2
zu Lesungen aus seinem Buch durch die Lande tourt, wird damit auch seine extreme Position hoffähig gemacht und normalisiert. Wenn man sich schon mit ihm auseinandersetzen will, dann sollte es zum Kern seiner politischen Ideologoe gehen, als Streitgespräch etc. /3
Eine Karte des Grauens&größter Kriegsverbrechen ja, eine Karte des #Genozid eher nicht. Vergleicht man etwa mit Tatverläufen anderer Völkermorde, sieht man Unterschiede: Babyn Jar 30.000 Menschen an 2 Tagen, Ruanda 10.000/Tag 100 Tage lang, Srebrenica 8000 Männer an 2 Tagen /2
Die Dimensionen sind also (noch) völlig andere. Auf der anderen Seite sind die Verbrechen zu breit gestreut, als dass es nur als Enthemmung einzelner Individuen gesehen werden könnte. Es scheint System zu haben. Es deutet etwa #Genozid als weitere Eskalationsstufe an. /3
Ich kenne dies aus kolonialen Kontexten. Dort nennt man das administrative Massaker oder Terrormassaker. Weil man nicht der ganzen Bevölkerung Herr werden kann, wendet man umso größere Brutalität im Einzelfall an. Leider eskaliert dies oft und die Dimensionen werden größer. /4
Entweder wir lassen Menschen aus den unbewohnbar gewordenen Regionen hierher. Damit würde sich die demografische Zusammensetzung ändern, ich kann damit leben. /3
Oder wir errichten ein Grenzregime, das die Werte, die wir angeblich haben, ad absurdum führt. Wir können die Sache drehen und wenden, wie wir wollen: Europa, wie wir es kannten, selbst wenn es nur ein Zerrbild war, ist tot.
"Innerhalb der dt Grenze wird jeder Herero...erschossen, ich nehme keine Weiber oder Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück oder lasse auf sie schießen. #OTD 2.10.1904 v. Trotha erlässt seinen berüchtigten #Schiessbefehl ,zentrales Dokument im #Genozid#Herero#Nama /2
Zu diesem Zeitpunkt waren #Herero schon seit 12..08.1904, der 'Schlacht' am #Waterberg auf der Flucht, auch Kinder, Kreise, alte Leute. Sie hatten entkräftet #Omaheke erreicht,& die dt. Soldaten verhinderten nun den Zugang zu den Wasserlöchern. Eine Verurteilung zum Dursttod /3
"[W]ie ein halb zu Tode gehetztes Wild" wurde der Feind "von Wasserquelle zu Wasserstelle gescheucht, bis er schließlich willenlos ein Opfer der Natur seines eigenen Landes wurde."
So die offizielle dt. Kriegsgeschichtsschreibung. Hier wird nichts vertuscht, nichts beschönigt /4