Wir Lehrkräfte erhielten heute einen #Brief - von unserem Ministerpräsidenten Herrn #Kretschmann und unserer KM Frau #Schopper. Vielleicht endlich die gute Nachricht, dass im dritten Jahr der Pandemie die längst überfälligen und unerlässlichen #Schutzmaßnahmen 1/n
Was ja ganz in unserem Sinne wäre. Denn, ehrlich gesagt, wir Lehrkräfte wollen und können nicht nochmal so einen Herbst und Winter stemmen. Wir sind ausgelaugt, ausgepowert, müde, am Rande unserer Kräfte, teils längst weit über dem Limit. Einige sind seit Monaten
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aus genau diesen oder damit zusammenhängenden Gründen nicht mehr im Dienst - #Burnout und #LongCovid lassen grüßen.
Aber zurück zum Brief und dessen Hauptanliegen. Tja nun, wir Lehrkräfte werden darum gebeten, doch unseren Lehrauftrag zu erhöhen u. mehr Stunden zu arbeiten. 4/n
Wir, die wir zum Teil lieber sofort reduzieren würden, weil es kaum mehr anders geht und weil Wochenenden und sogar Ferien nicht mal mehr annähernd ausreichen, um so etwas wie Erholung zu spüren.
Auch Pensionäre werden angefragt, an den Schulen zu helfen. 5/n
Wieso wird hier nicht weiter gedacht? Warum sorgt die Politik nicht endlich für Anreize, diesen doch eigentlich so tollen Beruf (ich liebe ihn!) attraktiver zu machen? Wo bleibt die Wertschätzung für die Lehrkräfte, wenn doch angeblich die Bildung und Erziehung 6/n
für die Politik einen so hohen Stellenwert hat? Warum darf Gesundheitsschutz an Schulen nichts kosten, wenn Kinder doch unbezahlbar sind und der Lehrkräftemangel gleichzeitig so immens hoch ist? Warum werden wir Lehrkräfte alleine gelassen und nicht angehört? 7/n
Wir in BW haben noch etwa 4 Wochen bis zu den Sommerferien. Schon jetzt gehen die Coronaerkrankungen an den Schulen teils durch die Decke. Wie soll das erst im Herbst werden?
Wir können die Ausfälle im Personalbereich nicht mehr intern schultern. 8/n
Es gibt keine Vertretungsreserve. Wir rennen seit über zwei Jahren und spielen Feuerwehr, damit möglichst kein Unterricht ausfällt. Wegen der Familien und ganz besonders wegen der Kinder.
Aber es gibt eine Grenze. Mehr geht dann einfach nicht mehr.
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Die meisten Lehrkräfte und Schulleitungen sind am Limit und drüber. Dennoch sind sie jeden Tag in der #Schule. Für die Kinder.
Was keiner sieht: Sie schlafen schlecht, haben Angst und sind stets in Sorge. Dazu kommt diese mangelnde Fürsorge durch den Dienstherrn, das fehlende 1/x
Gesehenwerden durch die Politik, das permanente Lehrerbashing in den sozialen Medien, die chronische Überlastung seit über einem Jahr durch Präsenz- und Distanzunterricht, #Notbetreuung und Lernbrücken.
Eltern stellen immer höhere Ansprüche, 2/x
die den schulischen Bereich oft gar nicht betreffen, der Ton in den Elternmails wird zunehmend forsch und bisweilen unverschämt. Lehrkräfte bemühen sich dennoch um Freundlichkeit, zeigen Verständnis. 3/x
Was müssen wir tun, um für unsere Schulen, Kinder und Familien bei der Politik Gehör zu finden?
Kopfstand?
Auf den Händen gehen? Schreiend im Viereck rennen? Weinen?
Noch mehr Bilder aus ITS senden?
Vom Balkon rufen?
Auf Bäume klettern? 1/x
Die Namen der Verstorbenen aufschreiben (wird leider lang)? Virtuelle Lichterketten entzünden? Mehr rote Profilbilder kreieren? Immer neue Hashtags in die Welt schmeißen? Von zur Neige gehenden Intensivbetten berichten? Verzweifeltes medizinisches Fachpersonal 2/x
kollabieren sehen? Herzen in unsere Fenster hängen? Mails und Tweets schreiben, die weder gelesen und schon gar nicht beantwortet werden? Ist das diese Politik für die Menschen? 3/x
Schon als Kind wollte ich immer Lehrerin werden. Mein absoluter Traumberuf. Nun bin ich seit 25 Jahren im Schuldienst. Die Hälfte davon als Rektorin. Ich bin jeden einzelnen Tag voller Freude zur Schule gegangen. In all den Jahren war ich nahezu nie krank.
Warum all das? 1/7
Wegen der Kinder, mit denen ich mich immer so sehr verbunden fühle. Mit jedem einzelnen in seiner ureigenen Art.
Wegen des Unterrichtens, dem Zusammensein und Lachen mit den mir anvertrauten Kindern. Wegen meinen tollen KollegInnen.
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Auch, um ihnen nicht zusätzliche Arbeit durch Vertretung zu machen. Wegen der konstruktiven und spannenden Zusammenarbeit mit Eltern.
Schule war immer mein Leben.
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So mancher tut derzeit kund, die #Schulen müssen schnellstmöglich geöffnet werden. Das wäre in absehbarer Zeit fatal. Und das sage ich als Rektorin, die für die Schule lebt und die leere Schulen kaum ertragen kann. (1)
Denn: Die Zahlen würden dann rasant ansteigen. Kinder halten sich nicht an die geforderten #Abstandsregeln. Sie vergessen sich. Es sind Kinder. Kleine Kinder. Hustend. Niesend. Mal mit aber ganz oft ohne Armbeuge. Und uns Lehrkräften so oft direkt ins Gesicht. (2)
Sie übergeben sich hin und wieder. Direkt auf den Schülertisch. Wir putzen das weg. Sie stecken sich ihre Finger in den Mund. Kauen an ihren Pulliärmeln und an Radiergummis. Geben diese weiter. Sie weinen und brauchen Trost, Zuwendung und eben auch Nähe. (3)