Im Anbetracht der Debatte um #Geschlecht und die Perspektiv(ität) wissenschaftlichen Wissens angesichts der @HumboldtUni / #Vollbrecht Causa, hier eine kleine Buchempfehlung. 1/10
Lorraine Daston und Peter Galison, beide Wissenschaftshistoriker*innen, erforschen die Entstehung des Objektivitäsbegriffs und dessen Evolution in den Naturwissenschaften (auch der Biologie) seit dem 18. Jahrhundert. 2/10
Sie zeigen, dass Wissenschaft niemals aus der menschlichen Perspektivität der Ordnungs- und Sinnzuschreibung rauskommen. Sie identifizieren dabei drei grundlegende Objektivitätsvorstellungen: Naturwahrheit, mechanische Objektivität und geschultes Urteil. 3/10
Die Naturwahrheit zeigt das Objektivitätsideal des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an. Beispielsweise in den Atlanten und Naturalmanachen der Zeit ging es darum das ideale vollkommene, das prototypische von Lebewesen zu zeigen. 4/10
Es sollte die Natur besser oder vollkommener als sie in der Natur selbst vorzufinden war dokumentiert werden. Perfekt symmetrische Quallen, Blätter, etc. galten als die reinste Objektivität. Alles ungenaue und undeutliche wurde als Makel ausgeschlossen. 5/10
Die nächste Objektivität kam mit der Kamera und dem Mikroskop. Dabei wurde die Idee laut, dass die Objektivität vom Menschen und seiner Beobachtung entkoppelt worden sei. Jedoch die erkenntnistheoretischen Einwände von Leuten wie Ludwick Fleck widerlegten diese Vorstellung. 6/10
Denn wie kann es sein, dass man im Mikroskop überhaupt etwas erkennt und Sinn daraus schöpft und es einordnen kann? Dieser Akt ist auch zutiefst menschlich und von sozialen, moralischen und anderen Faktoren überformt. 7/10
Seit Fleck gilt daher das “geschulte Urteil” als Objektivitätsform eine zentrale Rolle. Es geht darum anzuerkennen und als Wissenschaftler zu reflektieren, dass das was man sieht oder erkennt prädeterminiert durch die eigene Rolle und Erfahrung ist. 8/10
Ein geübter Onkologe kann so, durch Training, Erfahrung, und dem “Gefühl” für den Gegenstand aus den verschiedenen schwarzen Arealen auf dem Röntgenbild etwas signifikantes erkennen, bezeichnen und einordnen. Noch immer sogar besser als viele medizinische AI Lösungen. 9/10
Ein sehr lesenswertes Buch. Auch und gerade für angehende Naturwissenschaftler*innen und Mediziner*innen, welches dabei hilft die eigenen Erkenntnisgrundlagen zu kontextualisieren. 10/10
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Okay 😮. Nehmen wir die konservative Schätzung der Gesamtbevölkerung von #trans Menschen mal ernst. Umgerechnet sind es bei 85 mio. BürgerInnen noch immer 289.000 Leute. Also eine mittlere Großstadt. 1/4
Vergleicht man die Zahl mit der anderer Minderheiten dann ist die Zahl im Mittelfeld. Von ca. 6 Prozent Muslime zu (aus traurigem historischem Grund) nur 0,12 Prozent für Menschen mit jüdischem Glauben. 2/4
Wenn wir auf die intergeschlechtlichen Menschen in Deutschland schaut dann haben wir eine Population von ca. 0,2 Prozent mit hoher Dunkelziffer wegen der medizinischen / gesellschaftlichen Normalisierungspraxis der Vergangenheit. 3/4
Liest sich wirklich seltsam, wenn man bedenkt wie sehr Frau V. seit Monaten fremde Leute belästigt und auch vor offiziellen Accounts von WissenschaftlerInnen wie dem meinen nicht halt gemacht hat.
Ich habe NIE mit dieser Frau kommuniziert und dann schickt sie ihre Siff-Twitter und anderen menschenfeindlichen Freunde hinter mir her. Uebrigens, ich muss auch arbeiten. Artikel schreiben, Anträge, Doktorarbeiten betreuen, Gutachten, etc.
Ich habe es mir nicht ausgesucht von diesen Personenkreisen belästigt zu werden. Weder hat dies meine Familie. Das Interview ist ein Schlag in das Gesicht aller Menschen die unter diesem Twitter-Mob und Frau V. als einer ihrer RädelsführerInnen gelitten haben.
Vielleicht können Sie dann auch erklären, inwieweit ihr stark konservativ-christliches Weltbild in ihre Berufspraxis einfliesst. Gerne würde ich auch die Stimmen all jener Patient*Innen hören, die berichten, dass sie unter Ihren "Methoden" gelitten haben. Herzliche Grüsse DM 2/2
Wie kann es sein, dass jemand mit diesem Geschlechterbild von vorvorgestern in der heutigen Zeit vulnerable junge Patient*Innen behandeln kann, die sich mit ihrer Identität auseinandersetzen?
🧵Ich habe den Diskurs um @Frollein_VogelV in den vergangen Tagen verfolgt und bin in diesen Aufgrund von Belästigungen auch eingestiegen.
Dennoch tut mir Frau Vollbrecht leid. Sie wird von Transhassern, konservativen Medien und anderen Reaktionäreren instrumentalisiert.
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Ihre eigenen Traumata und die Aufmerksamkeit treiben sie wahrscheinlich immer tiefer in diesen Sumpf. Aber was passiert in 1-2 Jahren, wenn die Karawane der AgitatorInnen weitergezogen ist?
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Wenn das öffentliche Thema der Empörung nicht mehr das #Selbstbestimmungsgesetz oder #Gender ist, dann werden Leute wie Frau Engelken, Frau Hümpel, Frau Galuschka, oder Herr Kutschera einen anderen Grift finden. Aber was ist mit Frau Vollbrecht?
This is a thoughtful little essay that asks if gender is unique to humans and if so why. She discusses an extensive array of misconceptions by biologists and evolutionary psychologists. sapiens.org/culture/gender… 1/3
Especially those who fail to recognize the socially conservative ideas that Victorian-age scientists injected into their epistemologies and understanding of the natural world. Their often young and overly positivist heirs thus tend to perpetuate harmful stereotypes about… 2/3
… humans and animals. One example for this amalgamation of (regressive) human values and value lead observation is the title of @Frollein_VogelV|s talk “Geschlecht ist nicht (Ge)schlecht,
Sex, Gender und warum es in der Bio-
logie zwei Geschlechter gibt” (3/3).