Das Landgericht #BadKreuznach verurteilt den Angeklagten Mario N. wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. #IdarOberstein
Die besondere Schwere der Schuld stellt das Gericht nicht fest. Verurteilt wird N. auch wegen illegalen Waffenbesitzes. #IdarOberstein
Im Prozess zum Mord an Alex W. geht Vorsitzende Richterin Büch-Schmitz auf die Gründe für das Urteil ein. Für den Täter sei Alex W. „repräsentativ für verantwortliche Politiker“ gewesen.
N. habe den Staat und seine Repräsentanten abgelehnt und „ein Zeichen setzen“ wollen. Die unmittelbar Verantwortlichen für die Corona-Maßnahmen habe er nicht zur Rechenschaft ziehen können.
Der Angeklagte sei sich über die Videoaufzeichnung in der Tankstelle in #IdarOberstein bewusst gewesen und auch über die mögliche Konsequenz, dass er für den Rest seines Lebens hinter Gittern muss.
Der Angeklagte habe für sich ein Widerstandsrecht gesehen und sich zum Widerstand berufen gefühlt, weil er den Rest nicht dazu in der Lage sah. #IdarOberstein
Zeug*innen im Prozess in #BadKreuznach hätten keine Anzeichen vorausgegangenen Alkoholgenusses bei N. gesehen, so die Richterin. N. sei nicht beeinträchtigt gewesen, weder durch Alkoholgenuss noch durch andere Einflüsse.
Die Richterin zitiert Videonachrichten N.s an seinen Schwager, in denen er sich selbst der Tat bezichtigt und dabei das Opfer beleidigt. #IdarOberstein
Im Urteil im Prozess zum Mord an Alex W. werden dann die Leiden benannt, die die Tat bei Alex W.s Mutter und bei anderen Zeugen ausgelöst hat.
Seit 2015, so die Kammer in ihrem Urteil weiter, habe sich N. „zunehmend radikalisiert“, habe rassistische Positionen vertreten und politisch Andersdenkende abgelehnt. Zitiert wird N. damit, dass man für die Linken früher die Gaskammern gehabt habe. #IdarOberstein
N. habe nur noch Gewalt als Mittel zur Durchsetzung der eigenen Anschauung gesehen. Das Urteil zählt noch einmal Äußerungen von N. auf, etwa seinen Wunsch Napalm auf Fridays for Future-Proteste zu werfen. #IdarOberstein
N.s sich „zuspitzende Radikalisierung“ sei darin gegipfelt, dass er z.B. Spahn und Merkel den Tod gewünscht und geäußert habe, er würde sich einer bewaffneten Armee anschließen. Das Urteil zitiert N. mit Tötungsphantasien und Gewaltandrohungen (gegen Krankenhaus-Mitarbeiter).
N. habe sich in seinen Einstellungen immer wieder bestätigt und bestärkt gefühlt. Seiner Überzeugung widersprechende Quellen habe er nicht zur Kenntnis genommen. #IdarOberstein
Den Tatverlauf habe N. so eingeräumt, wie er auf den Überwachungsvideos zu sehen ist. Die Kammer folgt den Erklärungen, dass er das Überraschungsmoment des Opfers nicht ausnutzen wollte, nicht. Auch der Suizid des Vater als wesentliche Ursache „vermag nicht zu überzeugen“.
Das Urteil geht auf N.s einseitige Information ein und stellt fest, N. habe rechstradikales Gedankengut gepflegt, dieses sei bereits 2019 gefestigt gewesen. #IdarOberstein
N. habe keine Konsequenzen ziehen wollen aus seiner finanziellen Lage, sondern habe andere Schuldige ausfindig gemacht – und zwar schon vor Corona. Das Pandemiegeschehen sei nicht auschlaggebend für die Radikalisierung, habe diese nur verstärkt. #IdarOberstein
Das Gericht argumentiert, dass die Mordmerkmale Heimtücke und niedere Beweggründe erfült seien. Alex W. sei arg- und wehrlos gewesen. Das Opfer habe in N.s Sicht stellvertretend für die Verantwortlichen die Konsequenzen tragen müssen. #IdarOberstein
Ein vermeintliches Widerstandsrecht sei nicht gegeben, die Voraussetzungen dafür „nicht ansatzweise erfüllt“. N., so das Urteil im Prozess in #BadKreuznach weiter, habe seinen „Widerstand“ „zelebrieren“ wollen.
Die Kammer folge der „Inszenierung N.s als Opfer der Umstände“ nicht, so das Urteil. Büch-Schmitz stellt fest, dass der Mensch Alexander W. für den Angeklagten nicht zählte. #IdarOberstein
Büch-Schmitz erläutert im Urteil in #BadKreuznach dann die juristischen Gründe, warum die Kammer die besondere Schwere der Schuld nicht festgestellt hat.
Gegen das Urteil in #BadKreuznach kann binnen einer Woche Revision eingelegt werden. Sollte dies nicht passieren, wird es mit Ablauf des kommenden Dienstags rechtskräftig. #IdarOberstein
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Erinnerungslücken, verweigerte Aufklärung und fehlender Überblick: Der 2. #NSU/#RechterTerror-UA #MV ließ sich gestern von einem Zeugen auf der Nase herumtanzen und suchte vergeblich nach einer Person bei der Polizei, die die alle Ermittlungen zum NSU im Blick hat. Thread👇
In der Sitzung des 2. #NSU/#RechterTerror-UA wurden gestern drei Zeugen gehört. Alle waren nach der Selbstenttarnung des NSU Teil der Ermittlungsgruppe "BAO Trio #MV", die zum Mord an Mehmet Turgut und den beiden Banküberfällen in #Stralsund und Verbindungen des NSU ermittelte.
Der erste Zeuge, Polizist Peter Scho., ermittelte bereits in den Jahren 2006 und 2007 zu den beiden Banküberfällen, die der #NSU in #Stralsund am 7.11.2006 und 18.01.2007 auf die gleiche Sparkassenfiliale verübte. Er berichtete, dass die beiden Täter sehr brutal vorgingen.
"Dieser Prozess ist ein Erfolg von investigativem Journalismus und antifaschistischen Recherchen," sagte Ferat Koçak heute vor Beginn des #Neukölln-Prozesses. Dort sitzen inzwischen nur noch drei statt fünf Nazis auf der Anklagebank und die Anklagebank. Kurzer Thread zum Tag 👇
Beim heutigen Auftakt des #Neukölln-Prozesses saßen, anders als angekündigt, nur Sebastian T., Tilo P. und Samuel B. auf der Anklagebank. Die Verfahren von Oliver W. und Stefan K. wurden abgetrennt. K. hatte einen Strafbefehl erhalten, gegen den er Widerspruch einlegte.
Die Verteidiger von T. und P. stellten Anträge zum Beschluss, die Nebenklage zuzulassen. Sie gaben an, aufgrund der Begründung, es könne eine Tötungsabsicht vorliegen, nicht genügend Vorbereitungszeit bezüglich der neuen Vorwürfe gehabt zu haben. Ihr Antrag wurde abgelehnt.
Wer half dem #NSU in Mecklenburg-Vorpommern? Plante der NSU dort weitere Verbrechen? Der 2. NSU/#RechterTerror-Untersuchungsausschuss #MV startete gestern, Monate nach Einsetzung, mit den öffentlichen Sitzungen. Dabei ließ er es mit einem Zeugen erst mal ruhig angehen. Thread 👇
Befragt wurde Michael Ta., der als Polizist Aufträge der "BAO Trio #MV" bearbeitete. Die Ermittlungsgruppe "BAO Trio" wurde nach der Selbstenttarnung des #NSU bundesweit tätig und trägt die Engführung der Ermittlungen, die bis heute Aufklärung verhindert, schon im Namen.
Ta. bearbeitete zwischen November 2011 und Mai 2012 drei Aufträge und drei Hinweise der BAO, die beim LKA Mecklenburg-Vorpommern angesiedelt war. Der erste befasste sich mit Kartenmaterial zu #Greifswald, das in der letzten bekannten Wohnung des #NSU in #Zwickau gefunden wurde.
Der Prozess wg. Fortführung u. Unterstützung des verbotenen "Blood&Honour"-Netzwerks vor dem Landgericht #München ist skandalös: Statt mit der Beweisaufnahme zu beginnen, wurde heute ein Deal zwischen Angeklagten, Staatsanwaltschaft u. Gericht in trockene Tücher gebracht. #Thread
Der Vorsitzende Richter Riedmann erläuterte den zehn Angeklagten und ihren Verteidiger_innen die dazu notwendigen, kurzen Geständnisse: "Grundsätzlich reicht eine geständige Einlassung im Sinne der Anklage. Also ich würde jetzt nicht den ganzen background hier aufklären wollen."
Für Stefan Ro. erklärte dessen Verteidiger: "Ro. räumt den Schuldvorwurf in der Anklage ein" und fügte hinzu, es sei Ro. klar gewesen, dass es sich um die verbotene Vereinigung B&H gehandelt habe. Gegen 3000 Euro an die Münchner Tafel wird das Verfahren gegen Ro. eingestellt.
Im Untersuchungsausschuss "NSU II" des bayerischen Landtags waren heute die Rechtsanwältinnen, Nebenklagevertreter_innen und #NSU-Expertinnen Seda Başay-Yıldız und Antonia von der Behrens geladen. #Thread:
Seda Başay-Yıldız berichtete anhand einiger Beispiele über die falschen Verdächtigungen und die katastrophalen und rassistisch geprägten Ermittlungen, mit denen die Familien der Ermordeten jahrelang gequält und diffamiert wurden.
Ohne dass dafür die geringsten Anhaltspunkte vorgelegen hatten, hätten z.B. nach dem Mord an Mehmet Turgut 2004 sich Ermittler aus dem Bundesgebiet getroffen und "übereinstimmend eingeschätzt, dass eindeutige Faktoren der organisierten Kriminalität vorliegen."
Am 20. und 21. Tag im #NSU20-Prozess ging es u.a. um Beamt*innen des 1. Polizeireviers in Frankfurt/M. Geladen war auch Johannes S., der für den Datenabruf von Seda Başay-Yıldız und das erste Drohschreiben gegen sie verantwortlich sein könnte. Thread👇
Der 20. Prozesstag begann mit der Vernehmung der Polizistin Miriam D. vom 1. Revier. Die 37-Jährige erschien mit anwaltlicher Begleitung. Diese sagte, dass D. aufgrund laufender Straf- bzw. Disziplinarverfahren nicht zur Abfrage der Daten von Seda Başay-Yıldız aussagen werde.
Hintergrund der Aussageverweigerung der Zeugin D.: Gegen einige Angehörige des Reviers wurde vor einigen Wochen Anklage aufgrund einer Chatgruppe mit dem Namen „Itiotentreff“ erhoben, in der rassistische und antisemitische Inhalte geteilt wurden.