Die beste Strategie hilft nicht, wenn der Mensch nicht mitmacht. Das hören wir u.a. bei #Corona oft. Es zieht sich aber ja durch alle großen Themen und Diskussionen. Mein Lieblingsthema #Science sind deswegen aktuell Normen & Werte & ihr Einfluss auf Verhalten. Ein Beispiel 🧵
Am Thema Lastenräder. Gerade wenn man auf die Verkaufszahlen schaut ein ziemlicher Boom. Gerade läuft in Hannover auch die "Nationale Radlogistik Konferenz". Woran scheitert eine breitere Nutzung von (Lasten-)Rädern. Das ist spannend. 2/
Denn wer hätte bei dem Thema direkt daran gedacht, dass auch die Ansprüche an unseren Kleidungs- und Stylingsstil & "Look" damit zusammen hängen? Sogar am Ende ein sehr einflussreicher Faktor sein können? Wieso fahren nicht mehr Menschen (Lasten)rad? 3/
Es sind viele Faktoren, wo man schnell sagt - ja klar: Ungeeignete Infrastruktur zum Fahren vor allem, Sicherheit, Fahrkomfort, Zeitaufwand, bei Lastenrädern noch nicht ausgereifte Technik teils, siehe z.B. dieses Forschungsprojekt @DLR_de lastenradtest.de/ergebnisse/ Aber: 4/
Ein großer Punkt zeigt sich da aber auch: Das Wetter. Auf dem Rad ist es bei Regen halt nicht so schön wie im Auto, obwohl inzwischen bessere Ausrüstung. Das ist ein handfester Nachteil. Und da kommt man dann auch beim Thema Werte & Normen an. 5/
Also in dem Fall: Klimaschutz, Nachhaltigkeit als Zielorientierung - zugrundeliegende Werte, woraus dann ein erwünschter Handlungsrahmen als Normen entsteht. Also: Fahre Lastenrad oder Rad, wenn es geht. Problem: Da kann es zum Crash mit anderen Normen kommen. 6/
Denn was heißt, wenn es geht? Eine konkrete Gegen-Norm: Komme beim Kunden, auf der Arbeit möglichst aus dem Ei gepellt an (Ausprägung Wert z.B. Professionalität). Nicht nass geregnet, keine gedötschte Frisur. Klingt banal. Aber es ist etwas, das Menschen tatsächlich abhält. 7/
Abgesehen davon, dass man sich zu Bewegung, bei Wetter draußen radeln statt vielleicht sogar Sitzheizung letztlich auch überwinden muss ehrlicherweise. Obwohl es auf die Gesundheit einzahlt (Wert :-)). Was also, wenn Chefs, Chefinnen, Betriebe, whoever hier etwas tun wollen? 8/
Zeit fürs Umziehen geben. Ja. Dusche im Betrieb. Ja. Oder sogar & das ist aus meiner Sicht viel zu unterbewertet: Raum für neue Normen aufziehen. Also z.B. sich selbst vom Rad kommend ins Meeting setzen. Kleider- & Stylingvorgaben ändern, und seien sie unausgesprochen. 9/
In manchen Branchen eine riesige Sache, da ist es nicht so einfach wie in @Dlf_Forschung, wo @LennartPyritz und ich uns die Tage beide morgens aus unseren Rad-Regensachen schälten & feststellten, dass wir beide gedacht hatten: Man muss es halt auch machen. Ist ja nur Wasser. 10/
Kurzum: Werte & Normen sind ein mächtiges Feld. Sind Verhaltensänderungen erwünscht, die Normen widersprechen, da muss von vorne herein klar sein, dass dies schwieriger ist & damit bisheriges Verhalten an Wert verliert. Ein deep dive dazu - Hörtipp deutschlandfunk.de/veggie-day-suv… 11/
Und wer mehr zur Rolle von Lastenrädern in der Mobilitätswende erfahren will, weniger mit Fokus Normen und Werte: deutschlandfunk.de/kleiner-beitra… 🧵/end
Und ein Nachtrag - ein Danke für Hinweise und Einordnungen hier beim Thema Rad konkret v.a. an @AndreasKnie und Johannes Gruber @lastenradtest / Institut für Verkehrsforschung @DLR_de.

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Jul 6
Ich habe ein größeres systemtheoretisches Störgefühl gerade: Wenn Wissenschafts- & Politikbetrieb am Beispiel eines Berichtes so eng verzahnt sind wie vielleicht bisher nie, die unterschiedlichen "Systemanforderungen" in der Diskussion aber wenig thematisiert werden. 1/6
Vielleicht ließe sich ja etwas Gutes daraus mitnehmen, #dreaming: Dass zugelieferte Berichte, von Teams besetzt so, wie es im "System Politik" läuft (auch: wer steht für solche Arbeit zur Verfügung aus #Science), öfter genauer auf den Prüfstand kommen? Kind of review. 2/6
Das "Wer steht denn zur Verfügung" mit welchen Kapazitäten. Oder dass bestimmte Aufträge mit sehr expliziten Präambeln versehen werden? Quasi ein noch gezielteres Eingehen auf unterschiedliche Systemanforderungen & die Bruchstellen. 3/6
Read 6 tweets
Jul 4
Ich bin gestern geflogen ✈️. Neben mir saß ein Mann - gleich alt - mit Maske hängend unter der Nase. Ich lese immer wieder über solche Situationen. Was tun? Bei uns lief es so: Schon beim Hinsetzen angespannte Lage. Ich FFP2, er OP hängend oder sogar gar nicht. 🧵
Ich sagte - erstmal nichts. Wir hatten beide das gleiche Bändchen am Arm, offensichtlich waren wir auf demselben OpenAir-Festival, auch ein bisschen Urlaub im EU-Ausland. Nach einer Zeit fragte ich, wie er es fand. Das hätte ich auch sonst gemacht.
Wir sprachen länger. Er erzählte, dass er eigentlich einen anderen Flieger nehmen wollte, aber am Terminal eingeschlafen war & hatte ihn dann verpasst. Ich hatte mein Konzertbändchen ungünstig "behandelt" & Probleme bei der Einlasskontrolle. Es war eine lustige Unterhaltung.
Read 10 tweets
May 14
Warum verbreitet sich eine eigentliche Nicht-„Nachricht“ mit unnötiger Überspitzung nach einem Tag plötzlich in so einigen Medien? Ein paar generelle Punkte. Es gibt einen Faktor, den man „Konkurrenzbeobachtung“ nennen kann. (ein kleiner🧵)
Heißt; Je mehr Medien etwas machen, umso größer wird der Druck, da auch drauf zu schauen. „Andere machen das“ als Relevanzfaktor. Eine große Rolle spielen hier große Medien / Leitmedien / Medien mit großem Namen. Und Nachrichtenagenturen (können ein großer Beschleuniger sein).
Dann, Zeitpunkt: Zum Wochenende etwa / abends / früh / gibt es mehr Ausspielfläche / Platz für Themen, Bei weniger Terminen / Pressekonferenzen. Gleichzeitig sind Redaktionen dünner besetzt. Das verstärkt die Rolle von Konkurrenzbeobachtung. Sie bekommt dann schlicht mehr Raum.
Read 13 tweets
May 10
Ein paar Zeilen zum Thema Impfnebenwirkungen #COVID19 / der Fall Matthes. Warum es bei all dem Wirbel aber auch ein Beispiel ist, dass inzwischen doch einiges gut läuft. (+ Stichwort auch Journalismus #Corona) 🧵⤵️
Als die „Studie“ vorletzte Woche über einen MDR-Beitrag hoch kochte, es gebe eine massive Untererfassung schwerer Nebenwirkungen, gab es Menschen, die sich direkt an eine kritische Einordnung machten. Siehe hier.
Oder hier. Wichtige Orientierung, für die, die sich nicht auf den ersten Blick auskennen. Die nach fundierten Einordnungen suchen. Und wichtig, um Dynamiken auch hier bei Twitter auszubremsen.
Read 15 tweets
Apr 5
Ein 🧵über den #IPCCReport und teils nicht oder fast nicht stattgefundene mediale Abdeckung. (Ich hatte gestern großen Frust). Hintergründe journalistischer Auswahlprozesse: 1/
Dass der Bericht #IPCC (3. Teil, 6. Sachstandsbericht) kommt und dass er höchst relevant ist, wie sollte gehandelt werden in der größten Krise weltweit, dass dazu ein weltweit abgestimmtes Dokument, das quasi das gesamte aktuelle Wissen bündelt, ist lange bekannt. Nach 2/
klassischen "Nachrichtenfaktoren", die Prinzipien der Aufmerksamkeitsökonomie bündeln, maximale Punktzahl, zumindest bei denen, die gesellschaftliche Relevanz spiegeln. Betroffenheit, Folgen, Nähe, Beteiligung, Kontroverse... (siehe u.a. netzwerkrecherche.org/handwerk/studi…) 3/
Read 16 tweets
Feb 5
Schließe mich an.
„Es ist nur logisch, dass unterschiedliche Familien unterschiedlich auf das Pandemiegeschehen an den Schulen blicken. Dass die einen sich Sorgen machen um ihre Kinder, auch wenn sie längst geimpft sein mögen.“ … 1/4)
„Und dass andere weniger Angst haben und das Risiko einer Corona-Infektion bei Kindern für überschaubar halten.“ … „Es gibt genügend Gründe, die Politik für ihr Pandemiemanagement an Schulen zu kritisieren, für die in Teilen immer noch dramatisch schlechte Ausstattung, für (2/4)
den Mangel an Lüftern, Masken, Tests und einer funktionierenden digitalen Infrastruktur. Wegen des Bekenntnisses zu offenen Schulen aber eine politisch verordnete Durchseuchungsstrategie zum Wohle der Wirtschaft zu beschwören, das ist reine Polemik.“ (3/4)
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