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Oct 10 11 tweets 4 min read
Die Redaktion der @SZ gibt diesem Text in der Printausgabe die Überschrift "Sesselgeneräle, in Hitze". Es ist ein widerlicher Text, der Befürwortern von #Waffenlieferungen an die #Ukraine unterstellt kriegsgeil zu sein, weil sie sich langweilen.
1/

sueddeutsche.de/kultur/ukraine…
Die Autorin Natalie Weidenfeld beklagt die angebliche Unlust der Intellektuellen, die Komplexität der Lage zu erfassen - und preist als Vorbild "gerade ältere Ex-Generäle, Politiker und Sicherheitsexperten" wie Dohnanyi & Co, die sich noch an die Atomkriegsangst erinnern.
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Leider nur haben diese Generäle und Politiker seit dem Ende des Kalten Krieges nur nicht dazu gelernt und stecken noch im Denken von Einflusssphären fest. Dass ukrainische Politik seit mehr als 30 Jahren in Kiew gemacht wird und nicht in Moskau, ist ihnen unbekannt.
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Bezeichnenderweise hat Weidenfeld, die sich vehement gegen die "Dämonisierung" Russlands ausspricht, keinerlei Probleme damit, antiukrainische Klischees auszupacken - als da insbesondere wären: die "beispiellose Korruption" in der Ukraine, die auch nur wenig demokratischer sei
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als Russland. Dennoch würden "auch in seriösen deutschen Medien Ukrainer immer wieder bedingungslos heroisiert". Was zum Teufel will uns die Autorin damit sagen? Wird bei der Invasion in Länder mit einem bestimmten Korruptionslevel auf mildernde Umstände anerkannt?
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Ausführlich schreibt Weidenfeld dann über "Teddy" Roosevelts Arbeit an seinem Selbst - vom schmächtigen Ostküsten-Gentlemen zum bulligen Kriegshelden. Es ist bemerkenswert, dass sie so ausführlich über die USA von vor 100 Jahren schreibt, während die von ihr beschriebene
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Verwandlung sich doch in der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart beobachten beobachten lässt - einschließlich der Folgen: in Russland. Dort dröhnt der maskulin-kriegerische Sound seit Jahren durch die Öffentlichkeit. Dazu müsste man allerdings russisches TV gucken.
7/
"Primitiv" und "primitivistisch" sind passende Begriffe - für diesen Text, der frei schwebend spekuliert und psychologisiert und in schlechtester Feuilletonmanier gänzlich ohne Belege auskommt. Gibt es irgendein Zitat etwa von @fuecks oder @EFDavies, mit dem sich deren
8/
"Sehnsucht" nach einem "gewaltsamen Leben" nachweisen ließe?
Abstoßend ist auch die auch hier wiederholte Gleichsetzung ukrainischer und russischer Soldaten. Wie häufig muss man es sagen: Russischen Deserteuren droht Gefängnis, ukrainischen Männern unter russischer Besatzung
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droht Folter und Tod.
Und lasst doch einfach mal die Strohfrau-Argumente. Wer hat denn mit Blick auf die Ukraine von einer "Regeneration durch Gewalt" geschrieben? Anstatt den eigenen Antiamerikanismus auf das überfallene Land zu projizieren, wäre es angebracht, Russland
10/
in den Blick zu nehmen. Stattdessen endet der Text mit der üblichen Floskel, man solle, "wo es geht, also auch rhetorisch, zur Friedensstiftung beitragen". Da können Sie, liebe Frau Weidenfeld, ja mal bei sich selbst anfangen.
11/11

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Oct 9
@gerhard_mangott schreibt über Putin - und zeigt schon durch innere Widersprüche, dass er diesen Machthaber kein bisschen verstanden hat. Dafür bringt er für dessen Handeln viel Verständnis auf und suggeriert, der Westen habe ihn nicht genug betüddelt
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m.focus.de/politik/auslan…
Hier bedient Mangott das Narrativ, in Russland könne ein funktionierender Staat nur durch Gewalt geschaffen werden - nach dem Motto „der Russe muss die Knute spüren“. Tatsächlich war Putin v.a. am Ausbau der (häufig dysfunktionalen) „Machtvertikale“ interessiert.
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Wer Wahlen nur akzeptieren kann, wenn sie wie gewünscht ausfallen, dürfte ein grundsätzliches Problem mit der Demokratie haben. Das konkrete jeweilige Wahlergebnis lässt diese Haltung dann nur hervortreten, ist aber nicht deren Ursache.
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Read 8 tweets
Sep 16
Unsere tägliche Ladung Strohmänner werden heute von @SabineRennefanz präsentiert. Auch ihr ist es unmöglich, sich mit den Argumenten der Befürworter:innen von #Waffenlieferungen an die #Ukraine auseinanderzusetzen, ohne diese zu verzerren
1/

spiegel.de/politik/deutsc…
"Wenn man die Debatte verfolgt, könnte man...den Eindruck bekommen haben, dass die Ukraine den Krieg...längst gewonnen hätte, wenn nicht die...Bundesregierung sich der Unterstützung des...Landes verweigern würde. So ein Quatsch!"

Richtig, denn das hat niemand nahegelegt.
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Kritisiert wird nicht, dass der Ukraine Wohl und Wehe v.a. von uns abhängt, sondern wir mehr tun könnten, uns aber wegducken.
Ihr Strohmann erinnert an die von Gegnern des Klimaschutzes: D sei nur für 2% des CO2-Ausstoßes der Welt verantwortlich, darauf komme es also nicht an.
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Read 21 tweets
Aug 24
Stefan Reinecke (@tazgezwitscher) war ganz nah dran:
„Ohne #Waffen und Know-how aus Washington, ohne US-Daten über russische Ziele wäre die #Ukraine längst von #Putin|s Armee überrollt worden."

Aha, er ist also für Waffenlieferungen? Äh - nein…

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deutschlandfunkkultur.de/deutschland-di…
Zumindest dann nicht, wenn sie aus Deutschland kommen. Die Kritik an #Scholz, der habe zu zögerlich gehandelt, hält er nämlich für falsch. Im Klartext: Schön, dass die Amis verhindert haben, dass die Ukraine zerschlagen wird - wir halten uns da lieber raus.
2/
„Deutsche Waffen sind da schlicht nicht so wichtig“, argumentiert Reinecke - und da beißt sich die Katze gekonnt in den Schwanz. Warum ist das denn so? Weil wir gerne den USA die Drecksarbeit überlassen und selbst erklären, wir könnten ja nachher die Verhandlungen führen.
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Read 7 tweets
Aug 20
Nachdem @JohannesVarwick letztes WE in der Berliner Zeitung ausführlich darüber geschrieben hat, wie bös er durch die #CancelCulture betroffen werde wg seiner Ideen zum Krieg gegen die #Ukraine, hab ich mal nachgeguckt, nach welchem FB-Post er mich auf Twitter (!) geblockt hat
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Habe ich ihn beleidigt? Hier mein Post vom 11.12.2021:
"Man kann sicher unterschiedlicher Meinung sein, wie man auf Putins Drohgebärden an der ukrainischen Grenzen reagieren soll. Aber wer Vorschläge für neue Ansätze in der Sicherheitspolitik machen will, wie jetzt das Team...
2/
...um das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik mit ihrem Aufruf "Raus aus der Eskalationsspirale", sollte wenigstens Grundsätze der Logik beachten?
Wie soll denn bitte einerseits eine Art KSZE 2.0 auf der Grundlage der Helsinki-Schlussakte, der Charta...
3/
Read 8 tweets
Aug 12
Wie heuchlerisch das Gerede von der #CancelCulture oft ist, zeigt der häufige Bezug auf eine Umfrage von #Allensbach von 2019 wie hier in der @NZZ. Was stand drin? Viele Menschen seien vorsichtig bei politischen Äußerungen in der Öffentlichkeit, v.a…
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nzz.ch/meinung/cancel…
… zu den Themen „Islam“ und „Flüchtlinge“.
Schlimm, schlimm, hieß es damals - das seien doch Themen, die man offen diskutieren muss!

Ja, aber viele Leute sagten damals auch, dass man sich mit Aussagen über den NS und die Juden „leicht den Mund verbrennen kann“.

2/
Mal abgesehen davon, dass ich persönlich verdammt noch mal gar nicht wissen will, was diese Leute in der Öffentlichkeit über Juden erzählen wollen, was sie sonst nur im Privaten zu sagen trauen - abgesehen davon frage ich mich, warum unsere tapferen Kämpfer…

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Read 5 tweets
Aug 7
Die #Augstein-Geschwister gehören zu den eifrigsten Propagandisten des Kreml in Deutschland, gerne erfinden sie auch Zitate. Franziska A. behauptete etwa, #Putin habe 2001 in seiner Rede vor dem Bundestag den #Nato-Beitritt #Russland|s vorgeschlagen.
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spiegel.de/politik/deutsc…
Auf diese Rede wird immer wieder verwiesen, wenn es in #KroneSchmalz-Manier darum geht, die damals vermeintlich verpasste Chance anzuprangern, Russland „einzubinden“.
Tatsächlich hat der russische Machthaber und gelernte KGB-Agent den MdBs gekonnt Honig ums Maul…
2/
… geschmiert („ Heute erlaube ich mir die Kühnheit, einen großen Teil meiner Ansprache in der Sprache von Goethe, Schiller und Kant, in der deutschen Sprache, zu halten.“) und ansonsten gelogen, dass sich die Balken brechen. Vor allem aber…
3/
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