"Auf dem Mittelmeer geht das Sterben weiter, auf der Balkanroute gibt es immer noch menschenrechtswidrige und gewaltsame Pushbacks. Das macht mir Sorge. Wir müssen für die Einhaltung der Menschenrechte sorgen."
"Wir müssen klar für eine Begrenzung sorgen". Eigentlich hat sich die 🚦 auf die Fahnen geschrieben, das Leid an den Außengrenzen zu beenden. Aber in der Krise wird deutlich: Eine menschenrechtliche Kehrtwende gibt es auch mit SPD, FDP und Grünen nicht.
Die aktuell hohen Zugangszahlen sind differenziert zu betrachten: Es gibt Menschen, die seit langer Zeit in Europa unter unwürdigen Bedingungen feststecken und jetzt zum Teil weiterfliehen; es gibt Menschen aus Afghanistan und Syrien die vermehrt kommen...
und für diese Menschen hat Europa auch eine Verantwortung. Offenbar ist der desaströse Militäreinsatz und -abzug aus Afghanistan schon wieder vergessen, aber diese Menschen mussten auch fliehen, weil der Westen versagt hat.
Schließlich kommen mehr Menschen aus Indien und Bangladesch, Staaten, die durch die Wirtschafts- und Versorgungskrise infolge von Corona und Ukrainekrieg stark betroffen sind. Und gerade in diesen Staaten gehört die Klimakrise schon zum Alltag.
Wil die 🚦 eine Kehrtwende weg von der Abschottungsstrategie, muss konsequent auf internationale Verantwortung und Solidarität sowie die Verteidigung des Flüchtlingsrechts gesetzt werden. Aber erneut passiert das Gegenteil.
Und in Zeiten von #Sondervermoegen und #Doppelwumms gilt das Argument nicht, man habe für eine solidarische Aufnahme kein Geld.
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Aus "Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich" von @RonenSteinke. Gefängnisleiter, die die massenhafte Inhaftierung von Armen kritisch sehen. Das erinnert mich an eine Episode aus dem Jurastudium...
Wir waren mit 30 Jura-Studen:innen zu Besuch in einem Gefängnis, um uns die Abläufe + Strukturen da anzuschauen. Beim Gespräch mit dem Direktor beschwerten sich einige Student:innen, den Insassen gehe es hier doch viel zu gut, die könnten ja Sport machen, die sollen doch leiden.
Da sagte der Direktor barsch, das hier ist ein Rechtsstaat, alle Menschen haben Würde, der Freiheitsentzug an sich ist doch schon der krasseste Eingriff, er müsse hier ausbaden, was die Politik in der Sozialpolitik verbockt habe. Er war einigermaßen fassungslos.
Viele Personen scheinen sich hier ganz sicher zu sein, dass Hausbesetzungen in "unserem Rechtsstaat" nicht gehen (Stichwort: #Liebig34). Nur: Hausbesetzungen und die Frage, wie Räumungen vonstatten gehen können, sind seit Jahrzehnten rechtlich höchst umstritten.
Umstritten ist schon, ob das Grundgesetz überhaupt eindeutig eine kapitalistische Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung vorgibt. Viele neoklassisch beeinflusste Zivilrechtler*innen mögen das so sehen, aber kurz nach 1945 war dies vor allem im Staatsrecht sehr umstritten.
Vor allem Jurist*innen aus der Marburger Schule betonten die wirtschaftspolitische Offenheit des Grundgesetzes und die Möglichkeit, dass auch eine nicht-kapitalistische Wirtschaftsordnung politisch im Rahmen der Verfassung durchsetzbar ist.
Dass erneut so viele Politiker auf eine "europäische Lösung" im Falle #Moria pochen ist absurd. Denn in #MORIABRENNT verdichten sich 30 Jahre der 🇪🇺 Migrationskontrollpolitik. Ein längerer #Thread.
Griechenland war wegen seiner Geschichte, u.a. der Obristen-Diktatur, kein Ein- sondern ein Auswanderungsland. Von einem funktionierenden Asylsystem konnte damals wie heute keine Rede sein. Dennoch wollten Staaten wie 🇩🇪 alle Asylverfahren an die EU-Aussengrenzen auslagern
Anfang der 2000er Jahre wurde Dublin-II verabschiedet - gegen den Willen einiger Staaten an der EU-Aussengrenze, die wussten, dass Zentraleuropa sie bei der Flüchtlingsaufnahme alleine lassen würde. Die 🇪🇺 versprach finanzielle Hilfe bei der Grenzabschottung.
Die meisten Kommentare zum Thema "Fünf Jahre Sommer 2015" kommen aus, ohne die unzähligen Asylrechtsverschärfungen überhaupt zu erwähnen. Nur zur Erinnerung: Die Bundesregierung hat die Freizügigkeit von anerkannten Flüchtlingen eingeschränkt (Wohnsitzauflagen),...
Abschiebungen werden nicht mehr angekündigt, es wurden mehr Herkunftsländer als angeblich "sicher" eingestuft, der Familiennachzug zeitweilig ausgesetzt, dann kontingentiert, neue Ausschlüsse vom Existenzminimum für Asylsuchende und Geduldete eingeführt,...
die Möglichkeit der Bundesländer, Abschiebestopps anzuordnen eingeschränkt, dafür mehr als 30 Sammelcharter-Abschiebungen nach Afghanistan durchgeführt, psychologische Gutachten sind kein Abschiebehindernis mehr etc etc.
#Rassismus ist in der deutschen #Polizei kein Problem von Einzelfällen, sondern hat strukturelle Ursachen. Die Ermittlungen zur #NSU-Mordserie haben das sichtbar gemacht. Dass viele das wohl vergessen haben, ist Teil des Problems. Ein Thread #BlackLivesMatter
Zunächst: Institutioneller #Rassismus heißt nicht, dass der/die einzelne Polizist/in rassistisch ist. Es geht um ein kollektives Versagen einer Behörde, die rassi. Zuordnungen übernimmt und Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe/Herkunft systematisch benachteiligt (MacPherson Report)
Im Falle der #NSU Ermittlungen war das eindeutig der Fall. Obwohl der #NSU bundesländerübergreifend mordete, wandten die Polizeibehörden in der ganzen Republik fast die gleichen institutionell rassistischen Methoden an. Überall. Das zeugt von einer Systematik.
"Der Agitator nährt die Idee einer permanenten Verschwörung gegen die ewig Betrogenen; er treibt sein Spiel mit ihnen und verstärkt die Tendenz, das eigene Mißgeschick...
geheimen feindlichen Machenschaften zuzuschreiben (...). Unsere tägliche Existenz wird in der Tat durch Entwicklungen beeinflusst, deren Ursachen schwer zu begreifen sind. (...) Der Agitator bedient sich solcher populären Stereotypen nur, um die vagen Ressentiments zu verstärken,
deren Ausdruck sie sind. Er benützt sie nicht als Ansatzpunkt für eine Analyse, sondern vielmehr so, als wären sie schon das Ergebnis von Analysen, zum Beispiel: die Welt ist kompliziert, weil es Gruppen gibt, die sie mit Absicht kompliziert machen. Er hetzt sein Publikum...