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Nov 18 5 tweets 3 min read
#Cherson ist befreit - und wieder überlagert sich in meinem Kopf der gegenwärtige Krieg mit dem, den unsere Großväter in dieses Land getragen haben. Ein Teil der deutschen Intellektuellen (heute Svenja Flaßpöhler im Streitgespräch in der @welt) verweist ja gerne auf diese Opas,
um ihre ihre Ablehnung von Waffenlieferungen an die überfallene Nation zu begründen. Ohne dabei zu reflektieren, dass die Ukrainer:innen eben auch damals die Angegriffenen waren - und insofern andere Schlussfolgerungen aus dem Zweiten Weltkrieg gezogen haben. Leute, es macht eben
doch etwas aus, *wer* etwas sagt und aus welcher Perspektive man eine Sache betrachtet, so häufig ihr das auch als böse "Identitätspolitik" brandmarkt.

Der Wehrmachtssoldat, der da so ungelenk in sein Tagebuch schrieb, war übrigens auf der Durchreise aus seiner Heimatstadt
Wien über Lwiw und Cherson nach Simferopol, vor genau 80 Jahren kam er in Cherson an. Seine Notizen finden sich im Archiv der Autonomen Republik Krim (DAARK, R-1458/1/5). Hier die originalen Aufzeichnungen mit dem Eintrag über seine Ankunft in Cherson.
Ach so, das Dokument 120 ist abgedruckt im Band 7 der @edition_vej, den ich erstellt habe. Eine Auswahl von Band 7 & 8 (sowie weiterer Bände) sind vom @BR_Presse in einer sehr beeindruckenden "Höredition" produziert worden: die-quellen-sprechen.de

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Nov 10
@SvenFKellerhoff ist ein Paradebeispiel für ideologiegetriebenen Journalismus. Und um die Unterstellung, die @AufstandLastGen bewege sich in Richtung einer "Klima-RAF", rational erscheinen zu lassen, geht er vor wie Propagandistin Krone-Schmalz:

welt.de/geschichte/raf…
Vergleichen heiße doch nicht gleichsetzen!, beteuert er treuherzig - um genau das dann de facto doch zu tun. Es geht ihm in seinem Text darum, "Wege in den Terror" darzustellen - im Plural also - somit ist für ihn der Endpunkt der Entwicklung schon gewissermaßen vorzeichnet.
Hauptargument: Schon damals habe es linke Aktivisten gegeben, "die sich von der Mehrheitsgesellschaft nicht ernst genommen vorkamen. Um das zu ändern, setzten sie neben öffentlichen Protesten ... auf Gewalt." Etwa auf Brandbomben in Kaufhäusern. Wie auch immer man zu
Read 5 tweets
Nov 9
Um zu erkennen, welchen Verlust wir durch den Tod von Werner Schulz erlitten haben, reicht die Lektüre dieses Interviews mit ihm: Im Mai 2014 hat er glasklar über #Putin, die #Ukraine, die #Nato und die Zersetzung der EU durch Moskau gesprochen.
tagesspiegel.de/politik/wir-ha…
Es treibt einem die Tränen der Wut und Verzweiflung in die Augen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass statt seiner Putin-Apologeten und Desinformationskriegerinnen wie Gabriele Krone-Schmalz in Talkshows eingeladen wurden, die sich bald die Taschen füllten mit ihrer Propaganda:
Krone-Schmalz verbreitete in ihrem Buch "Russland verstehen" systematisch Narrative des Kreml - etwa indem sie die Entführung westlicher Militärbeobachter in der Ostukraine indirekt rechtfertigte: Warum seien die dort auch in Zivil unterwegs gewesen?!

Aber natürlich stelle sie
Read 9 tweets
Nov 5
In einem langen Interview mit dem @DLF durfte Julian Nida-Rümelin seine Sicht auf den #Ukrainekrieg darlegen - es ist ein Kondensat antiwestlicher Vorwürfe und eine implizite Rechtfertigung des russischen Angriffs.

Einige Anmerkungen.
deutschlandfunk.de/aussicht-auf-f…
NR steigt gleich mit dem Klassiker ein: Man müsse die aktuelle "Krise" (!!) in ihren historischen Hintergrund einbetten: Die #USA würden in den Amerikas keine raumfremden Stützpunkte akzeptieren, andernorts aber als "revisionistische Macht" auftreten.
Mit anderen Worten: NR zufolge verteidigt #Russland seine Einflusssphäre, in die die USA hineindrängten. Wie bei diesem Strohmann üblich ignoriert er die #NATO-Russland-Grundakte, die substantielle Bündnistruppen in den neuen Mitgliedstaaten ausschließt - und die eingehalten wird
Read 19 tweets
Nov 2
Das mit den #Sicherheitsgarantien ist wichtig, weil ständig behauptet wird, entsprechende Interessen Russlands seien missachtet worden: Bis 2014 stand die Mitgliedschaft der neuen #NATO-Staaten eher auf dem Papier. Als ständige Bündnistruppen gab’s nur die kleine
Fliegerstaffel im Baltikum, weil die drei Republiken de facto keine Luftwaffe haben. Und selbst nach 2014 sind im Baltikum und Polen gerade mal insgesamt bis zu 6.000 Köpfen stationiert worden:
de.m.wikipedia.org/wiki/NATO-Batt…
Nicht vergessen darf man auch, dass Frankreich und Deutschland bis 2014 große Rüstungsprojekte durchführen wollten: Hubschrauberträger und ein Gefechtsübungszentrum. Derweil hatte die Bundeswehr nach 1990 rund 90% der Kampfpanzer verschrottet oder ausgemustert (1990 verfügte
Read 4 tweets
Oct 30
Es lohnt kaum, sich inhaltlich mit den Thesen von @ulrikeguerot zu beschäftigen, sie sind zu wirr. Der Fall Guérot zeigt aber beispielhaft, wie #Antiamerikanismus und #Putinismus auch aus der proeuropäischen "Mitte der Gesellschaft" erwachsen sind.
Einige Anmerkungen:
1/15 Image
Natürlich leugnet Guerot, antiamerikanisch zu sein, sie gehöre nicht zu den #Putinversteher|n und wünsche sich "von Herzen", mit ihrem Buch "eine aufgeschlossene und sachliche Diskussion" über die Zukunft Europas anzustoßen.
2/15
Jedes Wort ein performativer Widerspruch, wie schon das Feuerwerk der Invektiven in der Einleitung zeigt: Ihre Gegner bezeichnet Guerot als "Kriegshetzer", die sich in der "Regression" befinden. Und wie anders denn als "antiamerikanisch" lässt sich begreifen,
3/15
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Oct 20
Als Jakob #Augstein zum Schluss nach den aktuellen Friedensnobelpreisträgern fragen wollte, lachte Tanja Maljartschuk. „Warum lachen Sie?“ – "Also, Sie haben mich nicht überrascht.“ Alle seine Fragen seien so erwartbar gewesen.

Gerade das macht
1/
radioeins.de/programm/sendu…
diese Sendung zu einem bemerkenswerten Dokument: Selten findet sich die Unwissenheit, Ich-Bezogenheit und das Desinteresse vieler deutscher Intellektueller an der Realität der Länder im Allgemeinen und der #Ukraine im Speziellen östlich der Oder in so konzentrierter Form.
2/
Kennzeichnend für das Gespräch war, dass Augstein beständig die Rollen wechselte: Vom Moderator zum Akteur, der seine eigenen Standpunkte loswerden will, und zurück zum Journalisten, der bloß Fragen stellt. Letztlich aber war er nur an sich selbst interessiert, wie gleich
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