Thread by @BergheimJeff

1874 wurde im Deutschen Reich eine #Impfpflicht gegen die Pocken eingeführt. Bei Nichterfüllung 3 Tage Haft oder 50 Mark Strafe. Hintergrund waren massive Pockenausbrüche im Sommer 1871.
Der Erfolg war groß: in Preußen sank die Zahl der Pockentoten von 2642 im Jahre 1868 auf...

... drei (!) im Jahr 1879.
Aber es gab auch Nebenwirkungen der Impfung. Viel mehr als bei heutigen Impfstoffen. Eine waren die Impfpocken, die oft, aber mild auftraten. Die riefen die ersten #Impfgegner auf den Plan: Die Zahl der Pockenfälle ist gestiegen! Das stimmte sogar!

Aber: dadurch, dass so viele geimpft wurden, kamen jetzt auf einmal alle diejenigen mit dem Erreger in Kontakt, die in den Jahren und Jahrzehnten noch verschont geblieben waren. Also praktisch die nicht infizierten der letzten 50 Jahre in einem oder zwei Jahren.

Dass das nur 5 Jahre später bereits wieder vorbei war, zeigen die Zahlen oben eindrücklich. Auch unmittelbar nach Beginn der Impfungen gab es zwar mehr Infektionen, aber weniger Tote.
Dennoch war das die Geburtsstunde des vielleicht irrsinnigsten Typus in der Medizin: #Impfgegner

Die unterlagen damals dem gleichen Fehler wie diejenigen, die heute die RSV-Infektionen einer imaginären Immunschuld zuschreiben.
Wir sehen heute die "normalen" RSV-Infektionen plus einen Teil (!) derjenigen, die in den letzten Jahren durch die Maßnahmen verhindert wurden.

Insgesamt aber weniger als in drei Jahren zu erwarten gewesen wären.
Ein Teilnachholeffekt.