Die knapp 30 Seiten lange Zusammenfassung des Gutachtens „Basale Kompetenzen vermitteln – Bildungschancen sichern. Perspektiven für die #Grundschule“ der Ständigen wissenschaftlichen Kommission der #KMK ist bemerkenswerte Reaktion auf die #IQB-Ergebnisse. /1
kmk.org/de/kmk/staendi… Speziell für das Fach #Deutsch & sprachliche Kompetenzen enthält das rd. 200 S. lange eigentliche Gutachten weiterführende Angaben. Die fachlich nicht spezifische #Zusammenfassung ist aber bereits lesenswert & wahlweise entschlossenes o. verzweifeltes /2
Dokument, das an einzelnen Stellen erhebliche Sprengkraft haben dürfte. Es enthält viele interessante Details & Vorschlage. Grundsätzlich sehe ich aber in der Zusammenfassung fünf Tendenzen: (1.) Mindeststandards als neue Leitgröße; (2.) Verwissenschaftlichung im Sinne von /3
#Verdatung (system. Diagnostik, Datenerhebung & Auswertung); (3.) Fokus auf basalen Fähigkeiten; (4.) #Professionalisierung & entsprechender Systemaufbau, der die Grundschulen strukturell an weiterführenden Schulen, bes. Gymnasium orientiert; (5.) Einzug steilerer Hierarchien, /4
systematische Kontrolle aller TN sowie (auch rechtlicher) Verbindlichkeit. Dabei greifen die Empfehlungen über die eigentliche Zuständigkeit der #KMK hinaus in den #Kita-Bereich aus. Insg. ist der Ruf nach #Professionalisierung auf allen Ebenen des Grundschulsystems, aber auch /5
der LuL-Ausbildung sehr deutlich & ein Misstrauen gg. bisherige Arbeitsqualität sichtbar. Die Empfehlungen fordern zwar ein, was auch grundschulseitig immer verlangt wird, nämlich signifikant mehr Ressourcen; sie legen aber e. bes. Schwerpunkt auch auf schulische /6
Arbeitsqualität & bes. Diagnostik. Im Einzelnen: (1.) während sich die Curricula bislang an den Regelstandards orientieren & #Mindeststandards wenig Beachtung finden, sollen MS in Zukunft im Zentrum stehen. Zentrales Ziel ist Erreichung der Mindeststandards durch alle SuS. /7
(2.) Verdatung soll eine zentrale Säule der schulischen Arbeit werden. Es wird interessant zu sehen sein, was dies bewirkt. Effektiv bieten die Gutachter den Schulen das als Heilmittel an, was sie selbst professionell betreiben. Der Akzent liegt zunächst eher auf Ausbau /8
standardisierter #Diagnostik als z. B. auf Unterrichtspraxis im herkömmlichen Sinne. Es geht u. a. um „Nutzung standardisierter Diagnoseverfahren mit mehreren Erhebungszeitpunkten pro Schuljahr.“
(3.) Zu fokussieren sei bes. auf die basalen Fähigkeiten, fachlich v. a. in /9
#Mathematik & #Deutsch. Hierzu sollen verbindliche Wochenstundenzahlen (20 & 24 auf vier Jahre) ausgewiesen werden. Die Grundschule ziele zwar auf „Persönlichkeitsbildung“, ABER müsse sich „noch stärker als bisher auf die Förderung basaler sprachlicher und mathematischer /10
Kompetenzen“ richten. Nebenschauplätze, die nicht zuletzt die universitäre GS-#Didaktik in vergangenen Jahrzehnten mit aufgemacht hat, stehen implizit unter kritischer Beobachtung. (4.) es geht um qualitativ verbesserte Ausbildung, Fortbildungsangebote, um multiprofessionelle /11
Teams, Funktionsstellen, Entlastungsstunden; übrigens auch verbesserte Fachkraft-Kinder-Schlüssel in der #Kita. Auch bislang wenig kontrollierte Bereiche sollen stärker professionalisiert werden, etwa Fachleitungen in der 2. Ausbildungsphase. (5.) Sehr bemerkenswert ist der /12
Gedanke steilerer Hierarchien & stärkerer Kontrolle. Etwa für das Vorschulalter Testung aller Kinder, auch der außerhalb der Kitas, auf #Förderbedarf. „Ein Förderbedarf muss grundsätzlich in eine verbindliche Förderung münden“. Hierfür sollen juristische Voraussetzungen /13
geschaffen werden. An den GS: „Verpflichtende halbjährliche Lern- und Entwicklungsgespräche mit Eltern zu den basalen Kompetenzen ihrer Kinder auf der Grundlage von diagnostischen Daten mit Vereinbarung konkreter nächster Entwicklungsziele.“ Auch: Ein „gestuftes System der /14
Rechenschaftslegung“ von LuL zur #Schulleitung zur #Schulaufsicht. Es geht um „eine erhebliche Kraftanstrengung des gesamten Systems“. Vieles kommt nicht wirklich überraschend, aber dann doch sehr deutlich. //
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Die gestern vermeldete Studie des #ifo-Instituts zum Stand schulischen Lernens während #Corona hat einige kontroverse Rückmeldungen erzeugt. Einige Ergebnisse & Anmerkungen auch zur allgemeinen Studienlage: /1 ifo.de/publikationen/…
Ludger #Wößmann et al. ermitteln die Zeit, die Schüler_innen mit schulischen Aktivitäten vor Corona verbracht haben, mit 7,4 h/Tag (Durchschnitt) & stellen dem 4,3 h „Lernzeit“ Anfang 2021 gegenüber. Dies ist mehr als Anfang 2020 (damals 3,6 h). Von den 4,3 h entfällt ca. 1 h /2
auf schulischen Unterricht im engeren Sinne. Die Differenzen sind erheblich, 23% der SuS haben sich maximal 2 h/Tag mit Schule befasst, 58% max. 4 h. Der Vergleich zu Zahlen vor Corona ist m. E. zurecht kritisiert worden: Er droht, die Effizienz des Präsenzunterrichts /3
Passend zur Tagung „#HeinrichHauser und seine Zeiten“ am 22. & 23. September @Germanistik_RUB ist Hausers lange unzugänglicher Film „Chicago. Weltstadt in Flegeljahren“ erschienen & läuft morgen (20.04.) um 23:35 Uhr auch auf @ARTEde (65 Min.). arte-edition.de/item/3020.html /1
Die DVD stattet den Stummfilm nachträglich mit zwei Tonspuren aus: Musik von Andy #Miles oder Lesung kurzer Passagen aus Hausers Reportage #FeldwegeNachChicago von Wilfried #Reichardt und Hans-Ulrich #Werner. Beides hörenswert. Das Filmmaterial ist vglsw. kurz, überw. /2
sachlich-lakonisch, mit einem Interesse an technischen & architektonischen Formen und Abläufen & ihrer filmischen Inszenierung. Aufnahmen von Menschen kommen auch vor, von der - aus heutiger Sicht - oft ärmlichen Anmutung abgesehen bemerkenswert zeitlos. Die gelesenen Texte /3
D. A. Pacygas "#Slaughterhouse" ist e. Buch über industrielle Produktion v. #Fleisch, aber auch über die brutale Dynamik des US-Kapitalismus, bei d. Parallelen zur Gegenwart ins Auge fallen. Noch e. Thread über Fleisch & #Chicago, aber auch die dt.e Provinz & (kurz) Literatur. /1
1922 ist "meatpacking (...) the largest industry by volume in the United Staates", stärker als Stahl- o. Autoindustrie (140), & Chicago das unangefochtene Zentrum. Das hat nicht allein m. industrieller Schlachtung zu tun, die dt.e Autor_innen auf Durchreise bestaunen, sondern /2
mit Trägertechnologien, (1.) der Eisenbahn, deren Bedeutungsverlust gegenüber dem LKW-Verkehr in den 1950er & 60er Jahren innerhalb kürzester Zeit zum vollständigen Kollaps v. Chicago als Fleischzentrum führt; (2.) Kühlmöglichkeiten & -technik. Noch in den 1850er Jahren /3
Weitere Eindrücke zur industriellen #Fleisch-Produktion im Kontext eines Hauptseminars: Ein Thread zu e. "Visitor's Guide" d. Firma #Swift im Chicago d. frühen 20. Jhd.s & zu Fleisch, Advertising & Gender. - Um 1900, als dt. Besucher (u. a. Max Weber) nach #Chicago strömen /1
ist der Vieh- & Schlachthof (#UnionStockyard) eine gewaltige Attraktion: Ca. 500.000 Besucher kommen jährlich, schreibt Dominic A. #Pacyga i. #Slaughterhouse. Hier konnte man die "basic themes of modern industrialization" (ebd.) sehen. Die großen #Meatpacking-Firmen /2
produzierten Werbematerial, Andenken & boten neben wirkl. Führungen auch schriftliche Touristenführer als Souvenirs, wie das #VisitorsReferenceBook, das über das Repository d. #DukeUniversity studiert werden kann. Das angegebene Publikationsdatum 1903 /3 repository.duke.edu/dc/eaa/A0340
Turbulente Nachrichtenlage i. d. #Bildung#NRW: Die schulischen Corona-Maßnahmen spalten Schulleiter nach Schulformen & Regionen; und: d. @BertelsmannSt kritisiert "nicht kindgerechte" #KiTas. (#WAZ) Schule: Im Brief an d. Ministerpräsidenten hat d. Schulleitervereinigung NRW /1
für alle Schulformen kritisiert, Verantwortung werde an Mitarbeiter_innen vor Ort abgegeben & d. Regierung ergreife nur scheinbar wirksame Maßnahmen. Dem widersprechen d. Schulleitervereinigung #Gesamtschule & Direktorenverbände #Gymnasium aus Westfalen-Lippe & Rheinland. Das /2
#Schulministerium weist daraufhin, dass an über 97% d. Schulen regulär unterrichtet werde. #KiTas: Die Bertelsmann-Stiftung moniert d. schlechten Betreuungsrelationen i. NRW, die zudem kommunal sehr unterschiedlich seien (bes. schlecht z. B. Duisburg). Empfohlener /3
Upton #Sinclair beschreibt 1905/06 in #TheJungle die Zuschauergalerien in den #Schlachthöfen Chicagos. Ab dann gehört d. Besuch dort zum Standardprogramm dt. Gäste. Auch den Berliner Vieh- & Schlachthof kann man besichtigen, 1910 kostenlos & ohne Führer, nur e. punktierten /2
Linie folgend. 1929 widmet ihm Alfred #Döblin in #BerlinAlexanderplatz längere Passagen. Sie zeugen von Faszination, zeichnen das Schlachten aber zugl. als obszön, unmoralisch, was durchaus auch in Reportagen aus Chicago der Fall ist. Der Berliner Central-Vieh- & Schlachthof /3