Heute ist der Gedenktag der Befreiung von #Auschwitz durch die Rote Armee. #Putin begründet seinen Krieg in der #Ukraine mit dem "Kampf gegen [Neo]#Nationalsozialismus u. #Faschismus" - eine bizarre Verfälschung der Geschichte u. eine Instrumentalisierung der Opfer, ein Thread/1
In seiner "Kriegsrede" am 24. Februar 22 beschimpte Putin die Regierung in #Kyjiw als "#Neonazis" die aber gleichzeitig "antinational" seien. Ein auffälliger Widerspruch, zumindest für unsere Erinnerungskultur. Zu erklären mit einer neo-stalinistischen Deutung des 2. Weltkriegs/2
Stalin verstand den Kampf gegen die deutsche Wehrmacht als "Großen Vaterländischen Krieg", der vor allem gegen Russland gerichtet gewesen sei. Hitlers Idee des "Lebensraums" und die Vernichtung der Juden wurde dagegen in den Hintergrund gedrängt. Die jüdischen Opfer des/3
deutschen Vernichtungskrieges galten in der Sprache des Stalinismus stets als "friedliche Sowjetbürger". Eine eigenständige jüdische Erinnerungskultur lehnte Stalin ab, ließ nach dem Krieg sogar das antifaschistische jüdische Komitee auflösen. Stalin selbst führte nach 1945/4
antisemitische Kampagnen gegen Juden als "wurzellose Kosmopoliten" durch. Diese würden sich keiner Nation zugehörig fühlen und seien anfällig für d. "westl. Kapitalismus". Erst Stalins Tod beendete die Verhaftungswelle, der zahlreiche jüdische Sowjetbürger zum Opfer fielen/5
#Faschismus bedeutet aus dieser Sicht die "Zersetzung wahrer Nationen" durch "fremde Ideen": Demokratie, Menschenrechte, Marktwirtschaft, Liberalismus etc. In der sowjetischen Propaganda nahmen die USA den Platz des "Dritten Reichs" ein. #Faschisten waren Feinde der Sowjetmacht/6
Diese Weltsicht erlebte unter Putin eine Renaissance. 2015 kam es in St. Petersburg zu einer bizarren "antifaschistischen" Konferenz auf der rechtsextreme Parteien aus ganz Europa eingeladen waren - sogar Udo Voigt von der NPD (taz.de/Rechtsextremes…). Feinde der Demokratie/7
als "Antifaschisten" - zumindest aus Putins neo-sowjetischer Sicht. Von Seiten der russischen Zivilgesellschaft gab es zahlreiche Versuche dieses Narrativ zu brechen - vergeblich. Heute wird jeder in #Russland eingesperrt, der sich dieser Weltsicht widersetzt. Dass die #Ukraine/8
heute einen Präsidenten aus einer jüdischen Familie hat, verstärkt diese Sicht. Jüngst hieß es aus d. russ. Außenministerium, dass #selenskyi nicht die "wahre Ukraine" repräsentieren würde. Völkischer russ. Nationalismus als "Kampf gegen #Faschismus" - bizarr u. gefährlich/Ende
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#Russland/s Invasion der #Ukraine lässt die Propaganda des "Dritten Reichs" wieder erschreckend aktuell erscheinen. Nach dem Überfall auf Polen hielt Hitler eine Rede in Danzig, in der er den Westen, vor allem England, als "#Kriegstreiber" verantwortlich machte./1
England hätte sich als "raumfremde Macht" in Osteuropa "eingemischt" und Polen in "den Krieg hineingehezt". Durch das "deutsch-russiche Einvernehmen" - den Pakt Hitlers mit Stalin - sei dem "ein Ende gesetzt worden" - so die Rechtfertigung für den Angriff auf Polen/2
Deutschland und #Russland hätten ihre "geschichtliche Aufgabe" als Ordnungsmächte in Osteuropa wieder aufgenommen. Die "neutralen Länder" hätten erkannt, dass "Deutschland die Sache des Friedens" vertrete - dagegen würde England "den Krieg um seiner selbst Willen" führen wollen/3
Heute vor 160 Jahren brach der polnische #Januaraufstand im russischen Zarenreich aus. An Ausrüstung und Zahl stark unterlegene polnische Aufständische kämpften mehr als ein Jahr lang gegen die Armee #Russland/s. Heute wirken die Ereignisse wieder erstauntlich aktuell, Thread/1
Hintergrund des Aufstands war die zunehmende Repression der polnischen Nationalbewegung durch das Zarenreich. Nach der Niederlage im Krimkrieg (1853-1856) versuchte Zar Alexander II. zwar mit Reformen die Flucht nach vorn. Ging gleichzeitig brutal gegen Nationalbewegungen vor/2
Obwohl es in anderen Bereichen tatsächlich zu Liberalisierung kam (Landreformen) wurden Forderungen nach demokratischer Mitbestimmung brutal niedergeschlagen. In Warschau kam es z.B. zu Demonstrationen gegen das sehr eingeschränkte Wahlrecht (nur 25.000 Wahlberechtigte) und/3
#Putin/s Clowns der Apokalypse: Vier Personen haben 2022 in #Russland eine neue Funktion eingenommen und schwanken stets zwischen Bedrohlichkeit und Lächerlichkeit: #Kadyrow/#Medwedew/#Lukaschenko/#Prigoschin erfüllen alle ihren Zweck im Krieg gegen die #Ukraine. Kurzer Thread/1
1️⃣ #Kadyrow: Mafiaboss, Islamist, möchtegern Action- u. Tik-Tok Star. Der tschetschenische "Präsident" dient als Einpeitscher und Angstmacher. Tschetschenien ist unter ihm von einer Bedrohung zu einer loyalen Stütze des Machtsystems Putins geworden. In grotesken social-media/2
Videos präsentiert #Kadyrow die wirrste Propaganda über "Satanisten" ("Schaitane") u. "Faschisten" in #Kyjiw, die den russ. Diskurs oft vor sich hertreiben. Seitenhiebe gegen d. Militärführung inklusive. Seine Aufgabe ist Terror gegen ukr. Zivilisten aber auch eigene Soldaten/3
Neue Erkenntnisse habe ich beim "Streitgespräch" zwischen @CarloMasala1 u. @SWagenknecht nicht erwartet. Trotzdem interessant, welche Abgründe sich auftun, wenn man sich mit Frau #Wagenknecht/s Argumentation genauer beschäftigt. Grundsätzlich zeigt sich eine tiefe Verachtung/1
Ost(mittel)europäischer Staaten, die quasi keine eigene Agenda haben, außer sich zwischen den "Einflussphären" hin- und herzu bewegen. Die "quiekenden Ferkel" (#Medwedew) die einen "Gutsherren" [хозяин] brauchen (#Lawrow). Der demokratische Aufbruch d. Jahres 1989 erscheint als/2
"Vergrößerung amerikanischer Einflussphäre". Fern jeder historischen Fakten wird d. Rückzug der Sowjetunion aus d. DDR/Osteuropa als "freiwillig" bezeichnet. #Gorbatschow handelte aus ökonomischen Druck heraus. Sein Ziel war nie Demokratie, sondern reformierte Parteiherrschaft/3
Siegeskult. Um #Putin/s Invasion d. #Ukraine zu verstehen, muss man sich mit einem Paradox beschäftigen: #Russland führt niemals Krieg ist aber gleichzeitig immer siegreich. Die "historische" Linie der Siege zieht sich von Alexander Nevsky über Peter I. bis zu Kutusov/1
Diese "Siegesgeschichte" erreicht ihren Höhepunkt im "Großen Vaterländischen Krieg" (1941-1945) gegen den Faschismus. Die Grundlage dieser Deutung legte Stalin, dessen Propaganda sogar dessen (völlig fiktive) Ankunft in Berlin filmisch inszinierte (Падение Берлина 1950)/2
Stalin überhöhte nicht nur seine eigene Person sondern auch die d. "Russentums". In seiner Tischrede zum Kriegsende (24. Mai 1945) hob er die Rolle des russischen Volkes hervor. Hintergrund war, d. seine eigene Herrschaft 1941 auf dem Spiel stand. Er rettete seine Legitimität/3
#Russland und #China feiern aktuell ihre "strategische Partnerschaft". #Putin verkauft sein Land als historischen Vorkämpfer der "multipolaren Weltordnung" gegen die "Vormacht des westlichen Imperialismus und Kolonialismus". Stimmt das? Ein kurzer historischer Thread🧵/1
Das russische Zarenreich wollte im 19. Jahrhundert eine europäische Imperialmacht sein, seine Macht in Asien und Afrika ausbauen. Die russischen Truppen drangen in Ostsibirien und der Mandschurei bis China vor und zwangen dem Kaiser "ungleiche Verträge" zur Grenzziehung auf/2
Die Russen verstanden sich als überlegene europäische ("weiße"!) Kolonialmacht gegen "unzivilisierte" Asiaten. Kulminationspunkt war der chinesische "Boxeraufstand" (1889-1901) gegen den Einfluss der Europäer und die Christianisierung. Die Russen stellten (nach Japan) das /3