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Feb 21 12 tweets 3 min read
Eine Predigt des Hasses im Gewand des #Pazifismus von einem Protagonisten der alten Friedensbewegung: Eugen #Drewermann erklärt u.a. wörtlich, Hitler habe 1939 ja nur nur "zurückgeschlagen", indem er "Böses mit Bösen vergelten" wollte (ab 18:15).
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Er spricht viel über Opfer des Zweiten Weltkrieges, meint damit aber in erster Linie Deutsche. Während die Amerikaner und Briten als die eigentlich bösen dargestellt werden: Die Briten, die Hamburg bombardiert hätten, und die vor allem die "Amis", die im April 1945
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die (angeblich) militärisch sinnlosen Angriffe auf die deutschen Stellungen in Royan bei Bordeaux flogen - einzig, um ihre Napalmbomben am lebenden Objekt auszuprobieren.
Drewermanns sieht sich nicht als "antiamerikanisch" - es gebe da "wunderbare Autoren“ - aber die USA
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wollten nun einmal die Welthegemonie erringen. Darin sieht er auch den "Grund für den Krieg" in der Ukraine. Die USA wollten Putin in die Knie zwingen, weil dieser ihrem Ziel der Welthegemonie entgegenstehe.
Drewermann bringt das ganze alte Programm der Nationalpazifisten noch
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mal zur Aufführung und ruft mit hassverzerrtem Gesicht und unter Applaus und Gejohle des Publikums: "Wir müssten aufhören, die Kolonie der USA zu sein!“ Es ist dieser gekränkte Narzissmus vieler Deutscher - das immer noch nicht verarbeitete Trauma selbst keine Großmacht mehr
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zu sein - die aus Drewermann spricht und immer wieder begierig aufgenommen wird. Insbesondere der immer wieder wiederholte Hinweis, dass die USA sich so vor einem Bündnis Deutschland-Russland fürchteten, denn das wäre „das Ende des amerikanischen Hegemonialimperialismus!“
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Es ist aber nicht nur ein verbitterter Nationalpazifist wie Drewermann, bei dem dieser Traum vom Wiederaufstieg Deutschlands zu alter Größe mit Putins Hilfe fortlebt. Es war ein Kernbestandteil des Denkens weiter Teile der deutschen Politik und Öffentlichkeit. Der ständig
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wiederholte Hinweis auf Putins "auf deutsch!!!" gehaltene Rede im Bundestag verdeutlicht, wie weit verbreitet diese Idee war. Die Atommacht Russland war dabei in erster Linie ein Vehikel, auf die eigene Ohnmachtsgefühle gegenüber den USA projiziert wurden, denn von Russland
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weiß kaum jemand etwas Näheres, und die meisten wollen es auch nicht näher kennenlernen. Es reicht erstens, in "dem Russen" einen Seelenverwandten zu erkennen, ähnlich tief und innerlich wie "der Deutsche" (Drewermann zitiert Dostojevski: "„Ein Russe ist ein Mensch,
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der alles versteht.") und dem "oberflächlichen" Amerikaner entgegengesetzt, und zweitens in Russland ein Gegengewicht zu den USA wahrzunehmen. Daraus erklärt sich wesentlich auch das Mitgefühl vieler Deutsche für das vermeintliche Zurückdrängen Russlands durch die NATO: Denn
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während diesen Nationalpazifisten das Schicksal der Menschen in Russland weitgehend egal ist (erst recht das der Menschen in Teilrepubliken wie Tschetschenien oder in anderen überfallenen Ländern wie Georgien oder der Ukraine), so bedauern sie den russischen Machtverlust vor
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allem, weil sie damit den Wiederaufstieg Deutschlands gefährdet sehen. Drewermann, der wie Jörg Friedrich den Bombenkrieg gegen Deutschland mit den NS-Verbrechen gleichsetzt, mag ein extremer Fall sein, doch basiert seine Rede auf Gedanken, die viele hierzulande teilen.
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Feb 23
Vor einem Jahr verfolgte ich von #Kiew aus die deutschen Debatten, ob man der #Ukraine Waffen geben solle (oder dürfe…), um sich gegen die drohende Invasion #Russland|s zu verteidigen. An meinem letzten Wochenende vor der erzwungenen Abreise war ich bei der Demo, auf der sich
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die Teilnehmenden überzeugt zeigten, dem neuen Angriff widerstehen zu können. Zurück in Deutschland dann die gegenteilige Haltung: Viele Leute, die ich in den Tagen nach meiner Rückkehr vor zu den Demos am Brandenburger Tor einlud, reagierten nicht, eine ehemalige Kollegin
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erklärte mir explizit, die werde nicht komme - die Nachrichten seien doch so widersprüchlich. Wären die USA mit 160.000 Soldaten an einer Grenze aufmarschiert, wären sie alle auf der Zinne gewesen. Aber den guten Putin trauten auch vermeintliche „Russlandexperten“ das nicht zu
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Feb 21
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Dieser blinde Fleck ist historisch bedingt, denn unser Pazifismus entstand aus der Erfahrung, dass wir es waren,
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stellt sich die Lage ganz anders dar: Nur der Angreifer kann entscheiden, er wolle "nie wieder Krieg", dem Angegriffene bleibt diese Wahlmöglichkeit verschlossen.
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Feb 19
Thilo Bode versucht sich in der Quadratur des Kreises - und wiederholt dabei einen oft geäußerten logischen Fehler. Im Interview mit @tazgezwitscher sagt er zum Ziel von #Verhandlungen: Die #Ukraine brauche "Sicherheitsgarantien", diese müssten durch
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auch verdienen, und das auch noch von "einflussreichen" Mächten, ist die Ukraine de facto in der NATO. Andernfalls hätten wir nach Minsk II ein Budapester Memorandum II, und Russland hätte nach einer Atempause keinen Grund, nicht eine dritte Invasion zu beginnen.
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Feb 17
Ich muss mich korrigieren: Das Interview von @timolmn und @SusanneBeyer_ mit @SWagenknecht und #AliceSchwarzer ist eine Blamage für @derspiegel: Neben der Behauptung, die *Befreiung* Kuwaits von irakischer Besatzung '91 sei "völkerrechtswidrig" gewesen
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spiegel.de/politik/deutsc…
wirft Wagenknecht in die Raum, 2021 seien 4000 NATO-Soldaten in der Ukraine "stationiert" gewesen, was sie als direkte Vorstufe einer Bündnismitgliedschaft bewertet.
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Bemerkenswert ist, dass Wagenknecht diese Falschbehauptung schon einmal in
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Die Gemäldegalerie in #Kiew (knag.museum) wurde 1922 gegründet und hieß 1936-2017 „Museum für russische Kunst“. Letzten Oktober schlug eine russische Rakete schräg gegenüber ein, zerstörte die Fenster der Strassenfront und beschädigte das Dach. Die Säle im
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