Was braucht es für die #Verkehrswende?

Zuallererst die glaubhafte Sicherheit zu vermitteln: Nein, niemand will bei dir zuhause aufkreuzen und deinen ollen VW Polo beschlagnahmen mit dem du Sonntags deinen Pferdeanhänger zum Reiten und dreimal im Jahr nach Italien fährst. /MS
Es geht nicht darum, das Autofahren zu verbieten. Es geht darum, die Alternative so auszubauen, dass es keine oder nur noch wenig Autos für den Individualverkehr *braucht*.
Das geht. Man muss nur wollen. Und es ist in einer überalternden Gesellschaft ohnehin elementar. /MS
Mit 70 sind die meisten Menschen schlicht eine Gefährdung im Straßenverkehr. Langsame Reaktionszeiten, abgebaute Beweglichkeit, Demenz. Und dennoch fahren sie Auto, einfach weil sie sich sonst nicht mehr versorgen könnten. Dem kann nur ein guter ÖPNV abhelfen. /MS
Worauf es ankommt: der ÖPNV/ÖPFV muss bezahlbar, zugänglich und flexibel sein.
Das #49EuroTicket ist ein erster und lange überfälliger Schritt dahin: Kinder <6 fahren kostenlos im Nahverkehr, alle anderen für höchstens 49€. Keine Zonen, Waben, Ringe etc. mehr./MS
Der zweite Schritt: der ÖPNV muss zuverlässig verfügbar werden. Wer auch nur 20 Minuten von der nächsten Großstadt entfernt wohnt, ist meist schon in der Verkehrswüste. 24/7 mindestens entweder Stundentakt oder verfügbares Ruf/Sammeltaxi sollten überall Standard sein. /MS
Mit "überall" meine ich auch tatsächlich überall: auch auf dem Land, von Einsiedlerhöfen abgesehen. Und das Angebot muss den Mobilitätsbedarf der Menschen abdecken: nicht nur zum nächsten Bahnhof, sondern eben auch in Nachbardörfer, Einkaufszentren, Gewerbegebiete. /MS
Von mir aus auch gern in jedem Dorf so nen 25 km/h People Mover. Niederflur, elektrisch und autonom. Da gibt es schon Modellprojekte und die gehören flächendeckend ausgerollt. /MS
Als Nebenaufgabe muss die Nahversorgung in der Fläche wieder sichergestellt werden: wenn eine Fahrt zum Supermarkt 20-30min braucht, *erzwingt* das wöchentlichen Großeinkauf und damit ein Gewicht/Volumen, das mit ÖPNV nicht transportierbar ist. /MS
Wir haben uns als Gesellschaft die Abhängigkeit vom Auto eindeutig selbst eingebrockt, die Versorgung mit grundlegenden Dingen des täglichen Bedarfs ist das beste Beispiel. Wie sich da auf dem Land Kommunen wegen kurzfristiger Gewerbesteuer langfristig schaden... /MS
Der nächste Punkt: die gern angeführten Elektronik-, Bau- und sonstigen Großgerätmärkte müssen in die Pflicht genommen werden, Mietfahrzeuge oder bezahlbare, zeitnahe und zuverlässige Lieferung für die Kunden bereitzustellen. /MS
Und es muss endlich auch auf dem Land und nicht nur bis auf den Meter genau innerhalb der Grenzen der profitablen Großstädte Carsharing-Angebote geben. Dann braucht niemand mehr jeden Monat hunderte € für Versicherung, Instandhaltung und Wertverlust zahlen. /MS
Damit wäre der Individualbedarf an Mobilität im Nahverkehr abgedeckt. Es bleibt der Fernverkehr, und da schaut es düster aus. Abgestimmte Taktung Fehlanzeige - und vor allem mit Kindern kaum bezahlbar. /MS
Wenn das Flugzeug (weit) weniger kostet als ein Zugticket in den Süden für eine Familie, setzt das doch überhaupt erst den Anreiz, mit dem Auto zu fahren.
Die Bahn war mal Dienstleister für die Massen. Dann kam das Gerede von Rentabilität. /MS
Und jetzt auch noch drölf parallel verkehrende Eisenbahnen in Deutschland - DB/ICE, Thalys, SBB, ÖBB, Flixtrain. Und nicht alle davon sind nahtlos und einfach buchbar: über meinen Kampf mit dem Nachtzug hatte ich ja schonmal geschrieben. /MS
Eine weitere Bahn-Reiseklasse wurde mehr oder weniger gestrichen: der Autozug. Dabei wäre das eine richtig geniale Idee für alle, die aus welchen Gründen auch immer am Zielort auf ein eigenes Auto angewiesen sind (zB weil es keinen ÖPNV dort gibt oder wegen Rollstuhl). /MS
Nur: wenn man sich die Tickets nicht leisten kann und es eigentlich nur Hamburg, Düsseldorf und München als Stationen gibt, dann nutzt das Angebot halt auch keiner. Das wurde, wie das Nachtzug-Netz, bewusst und mit Volldampf in den Prellbock gefahren. /MS
Kurz zusammengefasst: eine Stärkung des ÖPNV und ÖPFV hilft allen Menschen. Sie ist das wichtigste und effektivste Mittel zur Reduzierung der CO2- und anderen Emissionen im Verkehrssektor. Sie schafft soziale Gerechtigkeit und Teilhabe auch für arme, alte und behinderte Menschen.
Wer weiter Auto fahren will, kann und soll das gerne tun.
Aber wer sich das freiwillig antut, wenn es günstigere, zuverlässigere und einfachere Mobilität gibt, ist selbst schuld. /MS
Ein paar Ergänzungen zur #Bahn. Die erste kommt von einem Follower:
"Zugänglich" meint selbstverständlich auch "zugänglich für Menschen mit Einschränkungen und Behinderungen". Gerade die Bahn hat hier noch erheblichen Nachholbedarf. /MS
Die zweite kommt von meiner Freundin: das leidige Thema Gepäck in der #Bahn...
Früher (tm) gab man sein Gepäck am Bahnhof oder Zug am Gepäckwagen ab und nahm es dort wieder in Empfang. Heute muss man selbst schleppen, wuchten und beten dass es einem niemand klaut. /MS
Heißt, gerade für Familien wäre es eine massive Erleichterung, wenn man einfach sein Großgepäck ein, zwei Tage vorher schonmal am Bahnhof abgeben könnte und es käme zuverlässig am Zielort an. /MS
Ja, gibt es, aber das Problem: die Bahn wickelt den "Gepäckservice" mit Hermes ab. Und danke aber nein danke.
Da zeigt sich halt einmal mehr, dass Outsourcing einfach für den Allerwertesten ist. /MS

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More from @watch_union

Apr 16
Wenn Herr @friedrich_merz über den #Fachkräftemangel spricht, möchte ich euch bitten auf die feine Nuancierungen zu achten.

- Der @CDU-Vorsitzende rechnet zum einen Arbeitslosenzahlen mit offenen Stellen auf und betont immer wieder, dass es nur etwas mehr Druck braucht, um
die Leute wieder ans Arbeiten zu bringen.

Womit Herr Merz unterstellt, jede*r Arbeitslose sei für jeden Job qualifiziert.

- Auf der anderen Seite sind Geflüchtete nichts anderes als Sozialtouristen, mit denen wir rein gar nichts anfangen können und daher umgehend
zurückgeschickt werden sollten.

Herr Merz offenbart damit nicht nur seine miserable Wirtschaftskompetenz, er belegt vor allem seinen fundamentalen Rassismus.
/PM
Read 4 tweets
Apr 16
Der Maggus wird das Thema #Atomkraft so lange reiten, bis es tot ist und stinkt.

Es emotionalisiert so schön und lenkt davon ab, wie die @CSU die Energiepolitik in den letzten Jahrzenten verkackte.
#Söder
/PM twitter.com/i/web/status/1… Image
@CSU tagesschau.de/wirtschaft/tec…

Als @Markus_Soeder 2011 den Ausstieg aus der Atomkraft forderte, hing sein Land bereits stark von der Atomkraft ab.

Jetzt hatte man 12 Jahre Zeit um für Ersatz zu sorgen.

Die Windkraft wurde von der @CSU allerdings verteufelt. Also setze man auf
Solarenergie... und Gas.

Auf Gas aus Russland vor allem. Selbst nach der Annexion der Krim hielt man dies für eine gute Idee.

Dem nicht genug, hielt es die @CSU auch nicht für nötig, für ein lokalen Gasspeicher zu sorgen. Hier verließ man sich primär auf einen ausländischen
Read 7 tweets
Apr 16
Markus #Söder für Atomendlager in #Bayern

Der @CSU-Ministerpräsident will das Atomkraftwerk #Isar2 auf Länderebende weiter betreiben.
Dies müsste auch bedeuten, dass er von seiner Position abrückt, es dürfe kein Endlager in Bayern geben.

Aber ernsthaft:
Das ist purer Populismus Schlagzeile der Tagesschau:...
Der Bund, also die CDU/CSU Regierung aus dem Jahr 2011, hat entschieden, dass es in DEUTSCHLAND wegen des Risikos keine Atomkraft mehr geben darf.

Bayern ist Teil Deutschlands.

Genehmigungen, so wie Überwachung der Atomkraft jetzt den Ländern zu überlassen, würde den
Atomausstieg nicht nur rückgängig machen, es würde diese Technologie auch viel, viel unsicherer machen.

Nicht nur hat der Bund die größeren Kapazitäten zur Überwachung, die Verbindungen zu den lokalen Energiebetreibern sind auch nicht ganz so eng, wie bei den Ländern.
Read 6 tweets
Apr 14
Ihr erinnert euch noch an die 100.000€ "Handgeld" an #Merz, welches ihm die Deutsche Vermögensberatung AG übergeben hat?
Es war ein Scheck.

Während der Übergabe haben sich der @CDU-Vorsitzende und die #DVAG über ein mögliches Provisionsverbot unterhalten.

Bereits einen Monat DVAG verteilte Hunderttause...
zuvor hatte die @CDU/@CSU im Bundestag angefragt, ob so ein Verbot in Planung ist.
Danach wurde gleich Stimmung gemacht, dass so ein Verbot "unabsehbare Folgen für deutsche Kleinanleger" hätte.
Laut #DVAG und #CDU/#CSU ist der zeitliche Zusammenhang natürlich nur rein zufällig.

Für mich sieht das allerdings ganz anders aus, als ob die DVAG diese Übergaben nutzt, um ganz gezielt persönlichen Einfluss auszuüben.
Read 7 tweets
Apr 14
Die Wirtschafts- und Finanzpolitik der @fdp ist eine Schande für jeden Liberalen.

Denn es ist konservative Politik.

Ein Politik mit nur einem Ziel. Dem Erhalt des alten und morschen um jeden Preis. Das Resultat ist Angst vor dem Neuen.
Das alte Kapital, welches auf alten Technologien beruht, ist es, dem sich die @fdp verschrieben hat.
Aus Angst, die deutschen Stromkonzerne könnten die Energiewende nicht überstehen, wird sie bis heute bekämpft.
Es wird durch die Manipulation von Ausschreibungen versucht dafür zu sorgen, dass nur milliardenschwere Konzerne die Mittel haben Investitionen zu tätigen.
Durch das Beharren auf Wasserstoff und eFuels wird dafür gesorgt, dass es auch weiterhin Großstrukturen braucht.
Read 13 tweets
Apr 13
Dieser Tweet wird sehr wütend aus einem Vorort von München gesendet, in dem weder S-Bahnen noch irgendeine Art bezahlbares Taxi fährt. Himmelarschundzwirn, und so will man Menschen ohne Lappen vom ÖPNV begeistern. /MS
Was soll das für ein Witz sein, über 3 Stunden in denen NICHTS fährt. /MS Image
Deutschlandticket, MVV Abo, weißgottwas. Nützt alles nen feuchten Furz wenn man 10km vor der Stadgrenze einfach *strandet*. Ja, bla bla, der MVV und der Freistaat bestellen zu wenig. bla bla. Ich würde es ja verstehen wenn es wegen Baustellen wäre, aber so? Es ist 2023! /MS
Read 6 tweets

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