Der @ISL_eV rief zum Bahnfahren am 5. Mai, dem offiziellen Protesttag der Menschen mit Behinderungen, auf.
Diesem Ruf folgte ich gerne, da mir die Idee zur der Aktion sehr gut gefällt.
@ISL_eV Aus gesundheitlichen Gründen wurde es nur eine Fahrt zu Freunden nach Nürnberg, da ich wegen einer kleinen OP noch etwas leidend bin.
Auf der Hinfahrt hat uns (meine Begleitperson und mich) die Bahn positiv überrascht.
@ISL_eV Wir kamen erst kurz vor Abfahrt an, da der rechtzeitig bestellte Taxifahrer jeden nur erdenklichen Umweg gefahren ist, um mehr Geld zu verdienen.
Wir standen also drei Minuten vor Abfahrt am Infoschalter und waren schon recht aufgelöst.
@ISL_eV Die Reaktion war auch entsprechend grantig und man teilte uns mit, dass das in drei Minuten nicht zu schaffen sei. ABER sie haben es trotzdem versucht. Eine Dame rannte am Zug nach vorne. Ich fuhr mit Vollgas (soviel ein Rolli mit e-fix von Alber eben hergibt) hinterher.
@ISL_eV Sie legte den Hublift an. Ich sauste krachend (da mit meinem breiten Rollstuhl immer aneckend) über die Rampe und *schwupp* waren wir drinnen. Kurz nachdem sich meine Begleitung gesetzt hatte, fuhren wir auch schon los.
@ISL_eV Hierzu mein herzlicher Dank und mein Respekt, dass die Bahn es doch noch ermöglicht hat.
In Nürnberg holte mich dann ein sehr freundlicher Mitarbeiter des Mobilitätsservices aus dem Zug, den ich im Januar schon mal bei einer anderen Reise angetroffen hatte.
@ISL_eV Er war uns damals sehr positiv aufgefallen, weil er uns wie VIPs behandelte und uns sogar einen Zug früher heimfahren ließ, damit wir nicht an dem gefährlichen Bahnhof (Nürnberg gilt in Deutschland als ein gefährlicher Bahnhof, wie wir an diesem Tag erfuhren) bleiben mussten.
@ISL_eV Als ich ihn wiedererkannte, sprach ich es an, dass er sich das letzte Mal so nett um uns gekümmert hatte und er freute sich und strahlte über das ganze Gesicht. “So etwas hört man heutzutage auch selten,” meinte er dann.
@ISL_eV Ich fragte, ob er am Abend dann auch wieder für uns zuständig sei, aber da hätte er dann Feierabend und ein Kollege würde das übernehmen.
Die Rückfahrt war schwieriger. Wir waren superpünktlich, d.h. viel zu früh am Bahnhof Nürnberg. Der Zug hatte Verspätung. Dann noch mehr
Der freundliche Bahnservicemitarbeiter machte sich nochmal bemerkbar, verabschiedete sich in den Feierabend und übergab uns an den Kollegen und legte ihm uns als “Lieblingskundschaft” ans Herz. :)
@ISL_eV Wir kamen dann sehr viel später in München an, da der Zug auf der Strecke auch noch stehenbleiben musste. Das Problem wurde uns über Lautsprecher mitgeteilt. Die Signale waren ausgefallen. Es war stockfinstere Nacht und der Zug fuhr “auf Sicht”, da nichts mehr funktionierte.
@ISL_eV Die Durchsagen im Zug führten so langsam zur allgemeinen Belustigung.
Geschätzte Verspätung: ca. eine Stunde
Im Schneckentempo ging es zum Hauptbahnhof.
@ISL_eV Ich war schon sehr angespannt, da man mich in München schon mal im Zug vergessen hatte und ich um Mitternacht alleine im leeren Zug stand, während alle anderen Fahrgäste längst zu ihren Anschlusszügen und Taxis etc. unterwegs waren.
@ISL_eV Wieder waren alle anderen Fahrgäste längst ausgestiegen und ich war mit meinem Begleiter alleine im Zug.
Ich hoffte, dass uns der Mobilitätsservice nicht vergessen hatte.
@ISL_eV Immerhin war ich beruhigt, da hier Endstation war, denn so war gesichert, dass ich nicht unfreiwillig in einer anderen Stadt landen würde.
@ISL_eV Mein Assistent hielt also beunruhigt am Bahnsteig Ausschau und nach einer Weile entdeckte er in weiter Ferne - wir waren auf dem Rolliplatz am allerletzten Ende des Zuges - zwei Frauen mit einem Hubliftkäfig heraneilen.
@ISL_eV Die Damen hatten offensichtlich nicht viel Erfahrung mit dem Gerät. Kaum hatte ich mich mit meinem breiten Rolli über die schmale Rampe in den Käfig gekämpft, knallte dieser auch schon in einem Rutsch nach unten!
@ISL_eV Sie hatten keine Kontrolle über den Hublift, aber es war ja nochmal glimpflich ausgegangen. Ich bedankte mich also trotzdem fürs Rausholen und dann ging es gegen ein Uhr morgens mit dem Taxi weiter in Richtung Zuhause und von dort aus direkt in die Heia.
Der #BezirkOberbayern gibt sich in der Öffentlichkeit gerne als gönnerhaft und behindertenlieb. Tatsächlich ist aber das Gegenteil der Fall.
Die Zahlen der Eingliederungshilfe sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen.
Der Bezirk hat eine Informations- und Beratungspflicht. Der kommt er nicht nach. Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen werden systematisch schikaniert und zermürbt, damit sie auf ihre Rechtsansprüche verzichten.
Das Persönliche Budget für Schwerbehinderte wird vom Bezirk Obb. mit allen Mitteln boykottiert. In unserer Selbsthilfegruppe (weit über 3000 Mitglieder) wurde auch berichtet, daß man einem Schwerbehinderten behördenseitig riet, auf das PB zu verzichten, da es soviel Arbeit mache!