Heute vor 70 Jahren am #17Juni1953 erreichte der #Volksaufstand in der DDR seinen Höhepunkt. Die Diktatur der SED stand vor dem Kollaps und konnte sich nur durch die Intervention der Sowjetunion an der Macht halten. Was waren die Hintergründe des Aufstands? Ein Thread/1
Die Sowjetunion und die SED machten „ausländische Agenten“ und „#Faschisten“ für den Volksaufstand verantwortlich. Ein Vokabular das #Putin nicht zufällig für den #Euromajdan 2013/2014 in der #Ukraine anwendete. #Russland hat Paranoia u. Verschwörungsdenken der Sowjets geerbt/2
Die tatsächlichen Hintergründe liegen in der forcierten Stalinisierung der DDR ab dem Juli 1952. Unter dem Slogan des „Aufbaus des Sozialismus“ begann eine Repressionswelle gegen Andersdenkende und eine Anhebung der Arbeitsnormen. Landwirte u. Mittelstand wurden enteignet/3
Stalin selbst wurde in seinen letzten Lebensmonaten immer paranoider gegen innere und äußere Feinde. Er glaubte an einen neuen Weltkrieg und verlangte von den kommunistischen Vasallen eine umfangreiche Militarisierung. Der Aufbau der Armee belastete d. knappe Budget der DDR/4
Die Flüchtlingszahlen aus der DDR stiegen dramatisch. Allein im März 1953 – dem Todesmonat Stalins – flohen 60.000 Menschen. Im Mai 1953 befürchtete die sowjetische Kontrollkommission den Zusammenbruch. Die neue sowjetische Führung verlangte eine Kehrtwende von Ulbricht und Co./5
Ulbricht wurde am 2. Juni nach Moskau zitiert – er blieb aber überzeugter Stalinist, der nur unwillig die Repressionen abmilderte. Die Legitimität der SED war angeschlagen, die Menschen feierten den „Sieg über die Funktionäre“. Doch die finanzielle Lage der DDR blieb desolat/6
Die Partei entschloss sich nun doch die Arbeitsnormen um 10% und ohne Lohnausgleich zu erhöhen. Die angeschlagene Legitimität des Systems und Ulbrichts, der Schlingerkurs zwischen Repression und Abmilderung waren eine explosive Mischung – ab 15. Juni begannen Streiks in Berlin/7
Der Westen war davon genauso überrascht wie die DDR-Führung. Die „Organisation Gehlen“ (Vorläufer des BND) verlor sogar im Chaos den Kontakt zu seinen Agenten in der SBZ. Die Amerikaner beobachteten die Lage, wollten die Situation aber nicht eskalieren und hielten sich zurück /8
Der RIAS berichtete, lehnte aber ab streikende Arbeiter live über den Rundfunk sprechen zu lassen. Am 17. Juni breitete sich der Aufstand schließlich auf die gesamte DDR aus. Die Sowjets fürchteten die DDR als „Trophäe“ d. „Vaterländischen Krieges“ zu verlieren u. schritten ein/9
Es gibt tatsächlich einige Parallelen zwischen dem #17Juni1953 und den Ereignissen auf dem Majdan. Der Volksaufstand brach nicht in der Phase größter Repression, sondern während eines Schlingerkurses aus – Im Herbst 2013 lehnte Janukowitsch unerwartet das Assoziierungsabkommen/10
mit der EU ab. Die Propaganda von den „ausländischen Agenten“ und „#Faschisten“ war die Schutzbehauptung eines totalitären Regimes. Die Machthaber im Kreml hatten 1953 genauso wie 2013 nur die Macht über ihre „Einflusszone“ im Blick/Ende
Quellen: „Pravda“ vom 18. Juni 1953 / Parteitagsbeschluss der SED vom 11. Juli 1952 / DPA vom 17. Juni 1953. Literatur: Engelmann, Roger: Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 und sein historisch-politischer Kontext (2004) und natürlich @IlkoKowalczukchbeck.de/kowalczuk-sasc…
1999 sorgte der emeritierte General, Neo-Stalinist u. Duma Abgeordnete (KPRF) Albert Makaschow für einen Skandal, als er forderte "alle Juden aus Russland auszuweisen". Ein Extremfall, doch #Antisemitismus ist ein beständiger Faktor in #Russland/s Politik. Ein Thread/1
Militär und Geheimdienst in #Russland haben eine lange Tradition des Judenhasses, die weit in die Sowjetunion zurückreicht. Stalin selbst sprach von "wurzellosen Kosmopoliten" und ließ noch kurz vor seinem Tod jüdische Ärzte, Künstler u. Intellektuelle verhaften und ermorden/2
Im KGB war eine jüdische Herkunft ein Ausschlusskriterium. #Putin löste möglicherweise deswegen seine erste Verlobung auf, da seine Verlobte jüdische Verfahren hatte. Die Geheimdienste des kommunistischen Blocks hatten Zugang zu antisemitischer Literatur, die sonst verboten war/3
Großbau des Kommunismus, "Eroberung der Steppe" und Instrument zur Schaffung des "Sowjetmenschen" - Kraftwerk und Stausee in #NowaKachowka waren in der Sowjetunion mehr als nur ein Industrieprojekt. Ein Thread über die ideologische u. propagandistische Ebene des Kraftwerks/1
Baubeginn war 1950 als die #Ukraine in Folge des deutschen Vernichtungskriegs in Trümmern lag. #NowaKachowka sollte vor allem die Steppenregionen von #Cherson bis zur #Krim für d. Landwirtschaft erschließen. Dimitri Shimerin, sowj. Minister für Kraftwerke, am 11. November 1950:/2
Übrigens beinhaltet Shimerins Rede eine dreiste Lüge. Denn 1941 wurde das weiter oben am Dnipro gelegene Wasserkraftwerk von #Saporischschja nicht von der "Hitlerarmee" sondern noch vor deren Eintreffen von Stalins Geheimdienst NKWD gesprengt - es starben 20.-100k Menschen/3
Heute vor 118 Jahren: Die Seeschlacht von Tsuschima beendet #Russland/s koloniale Expansion in Ostasien. Zar Nikolaus II. wollte seine Gleichrangigkeit mit dem britischen Imperium demonstrierten u. erlebte stattdessen eine vernichtende Niederlage im Krieg gegen Japan. Thread/1
Unter Finanzminister Sergej Witte (1849-1915) verstärkten sich Russlands Ambitionen im Pazifikraum. Über die Trans-Sib sollten wertvolle Rohstoffe nach Petersburg gelangen. Das geschwächte #China war zum Spielball der Imperien geworden und Russland wollte ein Stück vom Kuchen/2
Der Konflikt mit Japan um Einflussphären verstärkte sich seit den 1890er Jahren. #Russland sah sich als europäische Großmacht den "Gelben" überlegen - doch der Krieg endete für die Russen in der Katastrophe. Japan versenkte am 27./28. Mai 1905 unerwartet die russische Flotte./3
Heute ist #Verfassungstag. Mit dem #Grundgesetz vor 74 Jahren begann die Entwicklung zu einer nachhaltigen und stabilen parlamentarischen Demokratie in Deutschland. Doch wie blickte Stalins Sowjetunion auf dessen Einführung? Vieles erscheint heute wieder erschreckend aktuell/1
Die vom Obersten Sowjet herausgegebe "Isvestija" schrieb von "einem Werkzeug der westlichen Besatzungsbehörden". Die Ironie ist allerdings, dass die von Stalin in der sowjetischen Zone eingesetzte "Gruppe Ulbricht" tatsächlich einem sowjetischen Marionettenregime entsprach/2
Ex-Außenminister Molotow (der u.a. durch seine jüdische Frau bei Stalin in Ungnade gefallen war) kommentierte, dass das Grundgesetz das "Auftauchen eines neuen Bismarck oder Hitler" ermöglichen würde (...während es gleichzeitig die deutsche Souveränität beschränkte? 🤔)/3
Heute ist der 102. Geburtstag von Andrei #Sacharow. Er war sowjetischer Nuklearphysiker und Menschenrechtler. Als erster Vorsitzender von #Memorial verstand er, dass nur eine Aufarbeitung totalitärer Vergangenheit den Weg in eine demokratische Zukunft ermöglicht. Thread/1
Er kritisierte bereits 1966 die unvollständige "Entstalinisierung". Unter Breschnew diente der Siegeskult im Zweiten WK der Stütze des Systems u. seiner Legitimation. Sacharow verurteilte die Niederschlagung d. "Prager Frühlings" 1968 u. forderte d. Einhaltung d. Menschenrechte/2
Als Nobelpreisträger (1975) blieb ihm die Psychiatrie erspart, in der viele sowj. Dissidenten weggesperrt wurden. Die Parteiführung verbannte ihn 1980 in die damals geschlossenen Stadt Gorki (heute Nischni Nowgorod). Sein Gefängnis war als Wohnung im Plattenbau getarnt/3
Für alle, die noch Unklarheiten über #Putin/s Absichten in der #Ukraine haben und nicht verstehen (wollen) wie und warum #Russland diesen Krieg führt: Die Rede des russ. Politikers, Schauspielers und orthodoxen Priesters (!) Iwan.I. Ochlobystin /1
gehalten am 30. September 2022 auf dem Roten Platz in Moskau, unmittelbar nach Putins Verkündung über die "Annexion" der besetzten Territorien der Ukraine durch Russland. Meine Übersetzung: "Früher oder später passiert das, was wir alle erwarten – wir werden siegen/2
Aktuell gibt es die Idee die „Spezialoperation“ umzubenennen in eine „antiterroristische Operation“, manche sagen es wird ein vaterländischer Krieg. Ich glaube es ist nicht ausreichend - es sollte richtig heiliger Krieg genannt werden, heiliger Krieg! /3