Thread by @DokumentationL

Antiimperialisten vs. Antideutsche: Die Spaltung der extremen Linken wird im Zuge des aktuellen Konflikts im Nahen Osten sehr deutlich. Wie unterscheiden sich diese beiden Lager innerhalb der militanten #Antifa-Bewegung? Ein Faden. (1/17)

Die alte antiimperialistische Linke positionierte sich im Kalten Krieg gegen Israel. Sie berief sich auf Lenins #Imperialismustheorie, die Nationen in zwei Kategorien unterteilte: Böse „unterdrückende“ und gute „unterdrückte“ Länder/Völker. (2/17)

Als „unterdrückte“ Länder galten vor allem diejenigen des globalen Südens. Innerhalb der antiimperialistischen Linken entstand eine Art Fetisch für die Dritte Welt (Kuba, Tupamaros, Zapatistas, PLO usw.). (3/17)

Die Dritte Welt wird in den Augen der #Antiimperialisten vom Westen durch #Kolonialismus und Neokolonialismus „ausgebeutet“. Monokausal sei nur diese Ausbeutung an ihrer Misere schuld. Noch immer gelte Karl Liebknechts Diktum: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land.“ (4/17)

Daher müsse man auch Einwanderung aus der Dritten Welt widerstandslos hinnehmen. Deutsche Arbeiter hätten mehr mit Arbeitern aus dem Sudan als mit wohlhabenderen Landsleuten gemein. Nur "Rassismus" habe sie mit den herrschenden Klassen verbunden. Ein marxistisches Märchen. (5/17)

Im Jahr 1989 verursacht die Euphorie im Zuge der deutschen #Wiedervereinigung innerhalb der extremen Linken ein tiefes Unbehagen. Wenngleich die geistigen Wurzeln weiter zurückgehen (#Adorno, Horkheimer u.a.), entsteht nun die antideutsche Linke in der Praxis. (6/17)

Hauptfeindbild der #Antideutschen ist ein als besonders gefährlich empfundener „Deutscher Nationalismus“. Die 90er Jahre mit Ausschreitungen wie Rostock-Lichtenhagen beflügeln diesen Glauben. „Nie wieder Deutschland“ wird zur Parole, hinter der sich auch Grüne versammeln. (7/17)

Um speziell diesen deutschen "#Nationalismus" zu bekämpfen und dadurch vermeintlich ein zweites #Auschwitz zu verhindern, ist es laut antideutscher Doktrin wie bereits im Zweiten Weltkrieg legitim, sich mit „imperialistischen“ Mächten zu verbünden. (8/17)

Prägend sind der Zweite #Golfkrieg (1991), aber vor allem 9/11: Israel sei der einzige Schutzraum für Holocaust-Überlebende und die USA seine Schutzmacht. Daher wenden sich die Antideutschen gegen den altlinken #Antiamerikanismus. (9/17)

Charakteristisch sind daher besonders in den 2000er-Jahren Israel- und USA-Fahnen auf Demos der Antideutschen. Den Westen sehen sie als Bollwerk gegen deutschen Nationalismus und islamischen #Antisemitismus, Interventionskriege werden daher unterstützt. (10/17)

Besonders problematisch ist dabei, dass jeder aufkeimende politische Wille nach legitimer Verfolgung deutscher Interessen von Antideutschen per se mit Nationalsozialismus und Holocaust gleichgesetzt wird. (11/17)

Beide Strömungen verstehen sich als #Kommunisten. Was sie trennt ist der Umgang mit Drittwelt-Diktaturen, Islam und #Identitätspolitik. Gewalttätige Antifa-Gruppen rekrutieren sich aus beiden Strömungen, die heute kaum noch in idealtypischer "Reinform" existieren. (12/17)

Die Antideutschen haben zwar ihren Höhepunkt Mitte der 2000er-Jahre hinter sich, aber ihre Spuren in der extremen Linken hinterlassen. So z.B. ist das Palästinenser-Tuch als "Antisemitenwickel" mittlerweile fast vollständig aus Antifa-Kreisen verschwunden. (13/17)

Sie sind intellektuell gefährlicher, weil ihren Vertretern oftmals der Sprung von linken Nischenmedien wie Jungle World oder Taz in die bürgerliche Presse gelingt. Transatlantische "Haltung" und intellektueller Habitus machen anschlussfähig. (14/17)

Beispiele hierfür wären Thomas von der Osten-Sacken, Alexander Nabert oder Frederik Schindler, die ihren Weg von Linksaußen zur @welt gemacht haben und dort antideutsche Seilschaften bilden. Ob @ulfposh klar ist, dass linksextreme U-Boote seine Redaktion unterwandern? (15/17)

Die Antiimperialisten wiederum setzen gezielt auf Bündnisse mit antiwestlichen Migranten-Organisationen und versuchen, Fuß in #Parallelgesellschaften wie Berlin-#Neukölln zu fassen. Bewegungen wie #blacklivesmatter haben es außerdem in den Mainstream geschafft. (16/17)

Und heute? Während die #Antiimperialisten sich mit den Palästinensern als "unterdrückte" Nation solidarisieren, betonen die #Antideutschen ihre bedingungslose Solidarität mit Israel. Der Krieg im Nahen Osten hat daher viel Spaltungspotenzial für die extreme Linke.🍿(17/17)