Thread by @phwampfler

Der @phv_nw fordert »Digitalisierung mit Augenmaß«: »Das #twitterlehrerzimmer, in dem quasi nie Feierabend ist, sollte nicht für alle Lehrkräfte das Maß aller Dinge sein!« 

prwahl.de/sites/default/…

Ich lese den Text mal etwas genauer.

»Digitale Medien sollen nur dort Anwendung finden, wo es pädagogisch und didaktisch sinnvoll und verantwortbar erscheint.« 
Diese Formulierung ist bewusst vage – sie suggeriert, es gäbe sinnlose und unverantwortliche Anwendungsformen digitaler Medien, ohne diese zu benennen.

Das wird dann in Bezug auf »Medienbildung« in Widersprüchliche gedreht: Eltern würden hier nicht dafür sorgen, dass die notwendigen Kompetenzen ausgebildet werden. Daraus könnte man schließen, das sei Aufgabe der Schule.

Aber nein: »Vor dem Hintergrund der pädagogischen Verantwortung der Schule kann es gerade geboten sein, in der Schule einen Schonraum zu gewährleisten.« 

Das heißt kurz: Wenn Kinder zuhause nicht lernen, mit Medien umzugehen, sollen sie es in der Schule auch nicht lernen.

Warum eigentlich nicht? Der Grund liegt darin, dass der @phv_nw Pädagogik oder den Auftrag der Schule immer von der einzelnen Lehrperson aus interpretiert: Ihre »pädagogische Freiheit« ist es, die entscheidend ist. Also tatsächlich nicht der demokratische Auftrag der Schule.

Auch nicht das Lernen der Kinder. Die Schule ist in diesem Sinne ein »Schonraum« für die Lehrkräfte. Das zeigt dann der zweite Abschnitt deutlich, wo es darum geht, ob Unterricht »abgewertet oder herabgewürdigt« werden könnte.

Der Verband verteidigt einen nicht näher spezifizierten »Unterricht« gegen einen Fokus aufs Lernen der Schüler*innen. Warum? Auch hier geht es wieder um die Lehrkräfte: Im #twitterlehrerzimmer ist »quasi nie Feierabend«. Digitale Medien erscheinen als Zusatzaufwand.

»pädagogisch und didaktisch sinnvoll«, so der Verdacht bei der genauen Lektüre, meint im ersten Abschnitt: »Wenn die Lehrkraft das möchte und ohne Zusatzaufwand machen kann.« 

Klar, damit holt man in den Lehrerzimmern durchaus ein Segment von Lehrkräften ab.

Aber, nun dritter Abschnitt: »eine Spaltung« gebe es zu verhindern. Eine Spaltung, die im Newsletter gerade vorgenommen wurde, als sich die Autor*innen (?) gegen dem #twitterlehrerzimmer abgegrenzt haben. Die Kritik soll nicht als Kritik »der Digitalisierung« erscheinen.

Als was soll sie genau erscheinen? Als Lob? Als sachliche Einschätzung? Das wird nicht ganz klar.

Zudem ist schon die Formulierung »Befürworter und Kritiker der Digitalisierung« amüsant, liest sich wie »Befürworter und Kritiker der Evolution/Photosynthese/Gentrifizierung…«

Der letzte Abschnitt bringt das alles noch einmal auf den Punkt: Nach einem Seitenhieb (»Digitalwirtschaft«) wird vorgegeben, es gehe um »Bedarfe« von Schulen, Lehrenden und Lernenden – tatsächlich geht es aber um »die Lehrkraft als Schlüsselfigur«.

Darum geht es eigentlich: Sinnlose Aussagen wie »Pädagogik vor Technik« (vgl @mediendidaktik_ goethe.de/de/spr/mag/214…) oder »kein Selbstzweck« sind letztlich nur Staffage, um Lehrkräfte zu schützen, die Angst haben, mit Dienst nach Vorschrift nicht mehr zu den Coolen zu gehören.