Die Gruppe, die in Deutschland am meisten marginalisiert ist, hat keine Lobby oder Fürsprecher. Es gibt kein politisches Bewusstsein für sie, keine Hilfsprogramme oder Quoten. Einige leugnen sogar ihre bloße Existenz. Tatsächlich gehören ihr Millionen von Menschen an. Thread (1)
(2) In der hyperkomplexen Wissensgesellschaft beeinflusst kein anderer einzelner Faktor Lebenserfolg so sehr wie Intelligenz. In der Psychologie spricht man vom g-Faktor: allgemeine Intelligenz. IQ-Tests erlauben eine annähernde Schätzung individueller kognitiver Fähigkeiten.
(3) In zahllosen Studien korreliert höherer IQ positiv mit Job-Performance, Bildungsniveau, Einkommen, sozialem Status, Gesundheit, Lebenserwartung, sozialer Kompetenz oder Erfolg bei der Partnersuche. IQ entscheidet mit über so ziemlich jeden erstrebenswerten Erfolg im Leben.
(4) IQ ist per Definition normalverteilt. Mittelwert ist 100. Unter 90 beginnt (je nach Test) der untere Durchschnitt, unter 70 der Bereich sehr geringer Intelligenz. Rund 15% der Bevölkerung liegt im Bereich unter 85 -- nicht weniger als 12,5 Millionen Menschen in Deutschland.
(5) Aber wie sehr beschädigt ein geringer IQ in der Praxis die Chancen für Einzelne? Die Daten zeigen: massiv.
Hier sind IQ-Mittelwerte für verschiedene Bildungsniveaus. Es gibt dabei natürlich jeweils eine Bandbreite, aber zur Illustration des Problems genügen solche Zahlen:
(6) Schulabbruch vor Klasse 8 = IQ 80-85
Klasse 8 geschafft (ca. Hauptschulabschluss) = IQ 90
Fachhochschulreife = IQ 97-100
Studierende im Bachelor = IQ 105-110
Postgraduierte = IQ 112-115
Promovierte = IQ 125
(7) Studien zu IQ und Alltagskompetenz sind ähnlich deutlich. Hier IQ-Bandbreiten, mit denen Leute verschiedene Probleme noch zuverlässig lösen:
1. Daten von einem Ausweis ablesen, Kontoauszug verstehen = IQ bis 85
2. Straßenkarte lesen, einfachere Anträge ausfüllen = IQ 86-97
(8) 3. Reise anhand von Flugplänen planen, Geschäftsbriefe schreiben = IQ 98-111
4. Komplexe Argumente aus einem Text zusammenfassen, Kostenkalkulationen mit Text-Zahlen-Transfer = IQ 112-127
5. Juristische Argumente verarbeiten, Arbeit mit komplexen Formeln = IQ >=128
(9) Abschließend IQ-Mittelwerte in verschiedenen beruflichen Kontexten:
Ungelernte Arbeiter = IQ 87
Service-Jobs, Produktions-Jobs = IQ 94
Ausgebildete Handwerker, Sachbearbeiter = IQ 101
Management, Verwaltungs-Jobs = IQ 104
Hochqualifizierte technische Fachkräfte = IQ 112
(10) Die Grafik unten gibt nochmal einen Überblick über den Einfluss von IQ auf die Lebenschancen von Menschen in einer komplexen Gesellschaft.
"WAIS IQ" entspricht den hier verwendeten IQ-Angaben. "NALS literacy level" entspricht den Komplexitätsstufen in Tweets (7) und (8).
(11) Stellen Sie sich jetzt vor, Sie gehören zu den Millionen von Menschen in Deutschland mit IQ 80 oder kleiner. Irgendwie haben Sie die Hauptschule geschafft, obwohl Sie manches nicht wirklich verstanden haben. Ihr Trainingspotenzial reicht vielleicht für einen einfachen Job.
(12) Sie wissen: Karriere und soziale Mobilität gibt es für Sie nicht. Und wenn Sie mal wieder arbeitslos sind, weil Jobs wie Ihrer immer zuerst wegfallen, sind Sie mit Ihrem Antrag auf Hartz IV heillos überfordert. Die Schulden wachsen, weil Sie Ihre Finanzen nicht verstehen.
(13) Sie wissen zwar, dass Sie nicht der Hellste sind, aber was bringt Ihnen das? Es gibt absolut nichts, was Sie dagegen tun können. Dass Sie der Gesellschaft auf der Tasche liegen, hören Sie dagegen ziemlich oft. Eigentlich haben Sie schon aufgegeben. Dafür schämen Sie sich oft
(14) Dieser Thread war mir ein persönliches Anliegen. Ich habe lange mit dieser Zielgruppe gearbeitet und oft hilflos zusehen müssen, wie gute Menschen an der Komplexität der Welt scheitern. Vielleicht erinnern Sie sich ja daran, wenn Sie in Zukunft über Benachteiligung sprechen.
(15) Um Missverständnisse zu vermeiden:
1. IQ ist genetisch, aber nicht nur.
2. Intelligenz ist mehr als IQ.
3. IQ determiniert nicht, er beeinflusst Wahrscheinlichkeiten.
4. Lebenserfolge hängen von vielen Faktoren ab.
5. Nicht jeder Arbeitslose hat einen geringen IQ.
(16) Quellen:
Gottfredson, Linda (1997): "Why g matters: The complexity of everyday life", Intelligence. 24 (1)
Kaufman, Alan (2009): IQ Testing 101
Plomin, Robert (2018): Blueprint. How DNA makes us who we are
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(2) Wir wissen aus der Genetik zweifelsfrei, dass sämtliche persönlichen Merkmale des Menschen genetisch mitbestimmt sind. Die "Erblichkeit" aller Merkmale beträgt insgesamt rund 50%. Familie, Schule und andere Umweltfaktoren bestimmen dagegen gerade mal 5%. Der Rest ist Zufall.
(3) So natürlich auch die persönlichen Merkmale, die Bildungserfolg mitbestimmen: Intelligenz, Fleiß usw. Insgesamt errechnen Forscher für schulischen Erfolg in westlichen Ländern eine "Erblichkeit" von 60%. Umweltfaktoren wie Vorurteile, Armut usw. erklären "nur" 20% der Varianz
Falls Ihre Timeline nicht kontrovers genug ist, helfe ich Ihnen gerne mit diesem Thread über Unterschiede zwischen den kognitiven Fähigkeiten von Männern und Frauen aus.
Es gibt natürlich welche, aber nicht so, wie Sie vielleicht denken. Ein Blick in die Forschung (1)
(2) Zunächst: IQ-Tests ergeben bei Männern und Frauen beinahe identische Durchschnittswerte. Was viele Leute nicht wissen: Das ist Absicht. IQ-Tests sind sorgfältig kuratiert, um systematische Ungleichgewichte zu vermeiden. Der Blick auf Mittelwerte verrät uns also wenig (Q1).
(3) Aussagekräftig ist dagegen die Erkenntnis, dass IQ bei Männern variabler verteilt ist (Grafik zur Illustration). Das heißt: In den Extrembereichen der IQ-Verteilung sind Männer häufiger vertreten als Frauen und das Ungleichgewicht wächst, je weiter man an die Ränder geht (Q2)
Am Wochenende wird mal wieder die Uhr umgestellt, wir bekommen eine Stunde Schlaf geschenkt. Na und?, denken Sie jetzt vielleicht, was kann die eine Stunde mehr oder weniger schon ausmachen?
Mehr als Sie denken. Ein Thread über die wahrlich furchteinflößende Schlafforschung (1)
(2) Damit Sie mal ein Gefühl für die Dimensionen bekommen: Eine Studie mit 42.000 Patienten über 3 Jahre zählt an Montagen nach der Sommerzeitumstellung 24% mehr Herzinfarkte als üblich, nach der Umstellung auf Winterzeit dafür 21% weniger. DOI:10.1136/openhrt-2013-000019
(3) Eine Studie aus Spanien ermittelt ein um 30% gesteigertes Risiko für einen tödlichen Autounfall am Tag nach der Sommerzeitumstellung und schätzt, dass die Zeitumstellung auf diese Weise jährlich 5 Spaniern zusätzlich das Leben kostet. DOI:10.1097/EDE.0000000000000865
So einem Tweet ist hier jeder schon begegnet: "Forscher sicher: Gender ist ein soziales Konstrukt."
Diesen Thread schreibe ich, damit Sie das nächste Mal, wenn Sie so einer Behauptung begegnen, mit viel Gewissheit und wissenschaftlicher Autorität sagen können: Bullshit! (1)
(2) Eine Vorbemerkung: Die empirische Forschung in Psychologie, Biologie, Soziologie und Neurowissenschaft zu Geschlecht, Sozialisierung und sozialen Rollen ist gut: nuanciert, konstruktiv, hochwertig. Gender ist Teil Biologie, Teil Kultur und niemand weiß genau, wie viel wovon.
(3) Nur in Gender Studies und bei Aktivisten will man davon nichts wissen. Nach der bekannten Feministin Ruth Bleier ist Gender "an arbitrary, ever-changing socially constructed set of attributes that are culture-specific and culturally generated." ISBN:0880481366, S.178
Die UNO kämpft nicht nur gegen Armut und Krieg, sondern neuerdings auch gegen „Manterruption“: wenn Männer Frauen ins Wort fallen.
Bevor wir zum Sondergipfel einladen, sollten wir kurz empirisch klären, ob Männer wirklich solche Sprachrüpel sind. Wollen Sie's wissen? Thread (1)
(2) Antworten finden wir auf dem Territorium der Soziolinguistik und der Sozialpsychologie.
Vermutlich ist niemand überrascht, wenn ich berichte, dass zahlreiche Studien Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Kommunikationsmustern beschreiben.
(3) Dazu gehört, dass Frauen Sprache mehr auf Beziehungsaufbau ausrichten, Männer auf Statuserhalt und Problemlösung. Entgegen dem Vorurteil sind Männer wohl etwas gesprächiger als Frauen. Diese Unterschiede sind aber klein und extrem kontextabhängig. DOI:10.1177/1088868307302221
Ich möchte Ihnen gerne eine kleine Geschichte erzählen, die ich im Beruf erlebt habe und die meine Haltung zu Themen wie Vorurteilen, sozialer Benachteiligung und Chancengerechtigkeit radikal geprägt hat. Ein Thread (1)
(2) Ich habe viele Jahre intensiv mit Jugendlichen gearbeitet, die vom Schicksal ziemlich miese Karten bekommen haben. Die Geschichte handelt von einem dieser Pechvögel. Nennen wir ihn Tom.
Tom war ein typischer Hartz IV-Junge: ca. 18, Hauptschule ohne Abschluss abgebrochen ...
(3) … dann langzeitarbeitslos. Familie ein Alptraum: Vater weg, Stiefvater gewalttätig, Mutter drogensüchtig. Dazu Depressionen, Selbstverletzungen, die falschen Freunde und immer Ärger mit der Polizei.
Tom wollte sein Leben ändern, eine Ausbildung finden. Was Kaufmännisches.