(2) Wir wissen aus der Genetik zweifelsfrei, dass sämtliche persönlichen Merkmale des Menschen genetisch mitbestimmt sind. Die "Erblichkeit" aller Merkmale beträgt insgesamt rund 50%. Familie, Schule und andere Umweltfaktoren bestimmen dagegen gerade mal 5%. Der Rest ist Zufall.
(3) So natürlich auch die persönlichen Merkmale, die Bildungserfolg mitbestimmen: Intelligenz, Fleiß usw. Insgesamt errechnen Forscher für schulischen Erfolg in westlichen Ländern eine "Erblichkeit" von 60%. Umweltfaktoren wie Vorurteile, Armut usw. erklären "nur" 20% der Varianz
(4) Das führt dann zu einer ziemlich unangenehmen Erkenntnis: Die politische Forderung nach mehr Chancengerechtigkeit ist im Kern ja nichts anderes als das Projekt, den Einfluss von Umweltfaktoren auf Bildungserfolg auf 0 zu reduzieren. Über Erfolg soll alleine Talent entscheiden
(5) Wenn aber in einer "gerechten" Welt nur Talent zählt und Talent zugleich im Kern über Gene vererbt wird, dann STEIGT die "Erblichkeit" von Bildungserfolg und die Grafik oben bleibt, wie sie ist. Auch dann werden Arbeiterkinder tendenziell Arbeiter, Akademikerkinder Akademiker
(6) Nur ein Gedankenexperiment. Es demonstriert ein Grundproblem unserer Gesellschaft: Totale Chancengleichheit maximiert Ergebnisungleichheit, weil Menschen ungleich talentiert sind. "Erfolg" wird so tendenziell über Generation vererbt.
Die Frage ist dann eben: Wollen wir das?
(7) Das hier ist nicht meine persönliche politische Meinung, sondern der Versuch, eine Facette des Problems zu zeigen, die wenig beachtet wird. Eine sehr gute Diskussion des Problems steht in Plomin 2018, Blueprint, Kapitel 9. Das ist auch die Quelle für alle Zahlen oben.
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Falls Ihre Timeline nicht kontrovers genug ist, helfe ich Ihnen gerne mit diesem Thread über Unterschiede zwischen den kognitiven Fähigkeiten von Männern und Frauen aus.
Es gibt natürlich welche, aber nicht so, wie Sie vielleicht denken. Ein Blick in die Forschung (1)
(2) Zunächst: IQ-Tests ergeben bei Männern und Frauen beinahe identische Durchschnittswerte. Was viele Leute nicht wissen: Das ist Absicht. IQ-Tests sind sorgfältig kuratiert, um systematische Ungleichgewichte zu vermeiden. Der Blick auf Mittelwerte verrät uns also wenig (Q1).
(3) Aussagekräftig ist dagegen die Erkenntnis, dass IQ bei Männern variabler verteilt ist (Grafik zur Illustration). Das heißt: In den Extrembereichen der IQ-Verteilung sind Männer häufiger vertreten als Frauen und das Ungleichgewicht wächst, je weiter man an die Ränder geht (Q2)
Am Wochenende wird mal wieder die Uhr umgestellt, wir bekommen eine Stunde Schlaf geschenkt. Na und?, denken Sie jetzt vielleicht, was kann die eine Stunde mehr oder weniger schon ausmachen?
Mehr als Sie denken. Ein Thread über die wahrlich furchteinflößende Schlafforschung (1)
(2) Damit Sie mal ein Gefühl für die Dimensionen bekommen: Eine Studie mit 42.000 Patienten über 3 Jahre zählt an Montagen nach der Sommerzeitumstellung 24% mehr Herzinfarkte als üblich, nach der Umstellung auf Winterzeit dafür 21% weniger. DOI:10.1136/openhrt-2013-000019
(3) Eine Studie aus Spanien ermittelt ein um 30% gesteigertes Risiko für einen tödlichen Autounfall am Tag nach der Sommerzeitumstellung und schätzt, dass die Zeitumstellung auf diese Weise jährlich 5 Spaniern zusätzlich das Leben kostet. DOI:10.1097/EDE.0000000000000865
So einem Tweet ist hier jeder schon begegnet: "Forscher sicher: Gender ist ein soziales Konstrukt."
Diesen Thread schreibe ich, damit Sie das nächste Mal, wenn Sie so einer Behauptung begegnen, mit viel Gewissheit und wissenschaftlicher Autorität sagen können: Bullshit! (1)
(2) Eine Vorbemerkung: Die empirische Forschung in Psychologie, Biologie, Soziologie und Neurowissenschaft zu Geschlecht, Sozialisierung und sozialen Rollen ist gut: nuanciert, konstruktiv, hochwertig. Gender ist Teil Biologie, Teil Kultur und niemand weiß genau, wie viel wovon.
(3) Nur in Gender Studies und bei Aktivisten will man davon nichts wissen. Nach der bekannten Feministin Ruth Bleier ist Gender "an arbitrary, ever-changing socially constructed set of attributes that are culture-specific and culturally generated." ISBN:0880481366, S.178
Die UNO kämpft nicht nur gegen Armut und Krieg, sondern neuerdings auch gegen „Manterruption“: wenn Männer Frauen ins Wort fallen.
Bevor wir zum Sondergipfel einladen, sollten wir kurz empirisch klären, ob Männer wirklich solche Sprachrüpel sind. Wollen Sie's wissen? Thread (1)
(2) Antworten finden wir auf dem Territorium der Soziolinguistik und der Sozialpsychologie.
Vermutlich ist niemand überrascht, wenn ich berichte, dass zahlreiche Studien Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Kommunikationsmustern beschreiben.
(3) Dazu gehört, dass Frauen Sprache mehr auf Beziehungsaufbau ausrichten, Männer auf Statuserhalt und Problemlösung. Entgegen dem Vorurteil sind Männer wohl etwas gesprächiger als Frauen. Diese Unterschiede sind aber klein und extrem kontextabhängig. DOI:10.1177/1088868307302221
Ich möchte Ihnen gerne eine kleine Geschichte erzählen, die ich im Beruf erlebt habe und die meine Haltung zu Themen wie Vorurteilen, sozialer Benachteiligung und Chancengerechtigkeit radikal geprägt hat. Ein Thread (1)
(2) Ich habe viele Jahre intensiv mit Jugendlichen gearbeitet, die vom Schicksal ziemlich miese Karten bekommen haben. Die Geschichte handelt von einem dieser Pechvögel. Nennen wir ihn Tom.
Tom war ein typischer Hartz IV-Junge: ca. 18, Hauptschule ohne Abschluss abgebrochen ...
(3) … dann langzeitarbeitslos. Familie ein Alptraum: Vater weg, Stiefvater gewalttätig, Mutter drogensüchtig. Dazu Depressionen, Selbstverletzungen, die falschen Freunde und immer Ärger mit der Polizei.
Tom wollte sein Leben ändern, eine Ausbildung finden. Was Kaufmännisches.
Mädchen sind besser in der Schule als Jungs, liest man immer wieder. Stimmt das? Und wie soll man sich das erklären, wenn Frauen doch strukturell benachteiligt sind? Das hat mich interessiert. Ein paar interessante Ergebnisse aus der Forschung ohne Anspruch auf Ausgewogenheit (1)
(2) Vorneweg: Mädchen sind tatsächlich besser in der Schule. Eine Meta-Analyse über 369 Samples ergibt einen messbaren weiblichen Vorteil in Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften. Der Unterschied ist nicht riesig, aber konsistent und über Zeit stabil. DOI:10.1037/a0036620
(3) Warum? Der erste Verdächtige ist IQ, denn IQ korreliert mehr mit schulischem Erfolg als jeder andere Faktor. Studien zeigen aber deutlich, dass der Notenvorteil für Mädchen stabil bleibt, auch wenn man statistisch IQ als Variable miteinbezieht. DOI:10.1007/s10212-012-0127-4