Der Artikel hat sehr scharfe Reaktionen ausgelöst. Indem man sie „sehr leidenschaftlich“ nennt, lenkt man von vornherein von ihrem argumentativen Gehalt und Charakter ab. 2/21
Die Argumente, die auch Redakteure der @SZ gegen den Text vorgebracht haben, werden nicht referiert. Es wird auch nicht andeutungsweise deutlich, aus welchen Gründen man über den Text entsetzt sein kann. 3/21
Der Artikel enthält „polemische Elemente“? Nein, er enthält keine unpolemischen Elemente. Er ist von Anfang bis Ende eine Polemik. 4/21
„Verunglimpfung des Judentums“ war nicht das „Ziel“ des Autors? Soll das heute schon als Entwarnung genügen? 5/21
Die Kritiker wiesen auf Klischees hin, die aus der antisemitischen polemischen Literatur bekannt sind. Zu diesen Indizien des objektiven, freundlich: fahrlässigen Antisemitismus sollte die @SZ Stellung nehmen. 6/21
Kein Wort zu den von Musikkritikerkollegen herausgestellten Überschneidungen mit der völkischen Polemik gegen die Äußerlichkeit, die Effekthascherei, den Opportunismus jüdischer Musiker. 7/18
Wenn man Stellung nimmt, muss man dazu Stellung nehmen. Denn das Scharnier des Artikels, das politische und ästhetische Kritik verbindet, ist das Bild vom „Twitter-Virtuosen“. 8/21
Levit ist in der Darstellung des Artikels sozusagen nur die Karikatur eines jüdischen Musikers, ein Pseudo-Virtuose. 9/21
Kein Wort dazu, dass „Opferanspruchsideologie“ und „opfermoralisch begründbares Recht auf Hass und Verleumdung“ Leitmotive der rechtsextremen Publizistik sind. 10/21
Hier wird einem Juden vorgeworfen, aus seinem Opferstatus Kapital zu schlagen. Die @SZ hätte besser geschwiegen, wenn sie das leugnen will. 11/21
Levit habe seine Äußerung zum verwirkten Menschsein nur „vage relativiert“. Wird seine Zurückführung dieses Begriffs vom Menschen auf das Jiddische ihm nicht abgenommen? 12/21
Davon abgesehen war die Äußerung nicht auf einen einzelnen Menschen gemünzt. 13/21
Das ist Musikkritik? Nein, das ist keine Musikkritik. Musikkritik belegt und begründet ihre Urteile. Daran fehlt es hier von der ersten bis zur letzten Zeile. 14/21
Auch dieser Artikel hat scharfe Kritik auf sich gezogen, wurde als Angriff auf die Person kritisiert, der mit ethnischen Stereotypen operiere. Aber @TommasiniNYT belegt sein Urteil penibel mit Musikbeispielen. 16/21
„Warum nicht?“ Weil halbironisches, uninformiertes Spekulieren über die Gründe für das Bundesverdienstkreuz sich erübrigt. Der Bundespräsident hat sie mitgeteilt. bundespraesident.de/SharedDocs/Ber… 17/21
Wenn jeder der Ansicht sein kann, die Polemik sei übers Ziel hinausgeschossen, aber die Gründe für diese Ansicht nicht ins Gewicht fallen, kommt am Ende heraus: Die Reaktionen beweisen, dass die @SZ in ihrer Paradedisziplin Polemik nicht zu schlagen ist. 18/21
Das erinnert an die Rechtfertigung, zu der die Chefredaktion des @DLF das Entsetzen über den flüchtlingsfeindlichen Kommentar von Silke Hasselmann ummünzte. 19/21
Traurig der Unwille, den politischen Kontext der eigenen Arbeit zur Kenntnis zu nehmen. Weiß die @SZ denn nicht, dass sie selbst für den „Kampf gegen rechts“ bekannt ist und deshalb von rechts verspottet und geschmäht wird? 20/21
Das Bundesverdienstkreuz für @igorpianist „erhebt ‚linke Haltung‘ zur Staatsräson und dokumentiert zugleich öffentlich, dass Grenzüberschreitungen preisverdächtig sind“. So die AfD (afdbundestag.de/renner-bundesv…) und in der Sache leider jetzt auch die @SZ. 21/21
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Es ist beachtlich, dass sich der @DLF so viel Mühe mit der öffentlichen Erörterung von Kritik gibt wie im Podcast "Der Tag". Bei anderen Medien, zumal gedruckten, findet solche Selbstprüfung nicht-öffentlich statt, wenn überhaupt. 1/16 deutschlandfunk.de/der-tag-kommun…
Aber gemessen am Aufwand ist das Ergebnis hier dann erst recht ernüchternd. Um nicht zu sagen deprimierend. Eine Viertelstunde wird über den Kommentar von Silke Hasselmann diskutiert. Die Diskussion dauert also sechsmal so lang wie der Kommentar selbst. 2/16
Doch in dieser langen Zeit wird das Skandalöse des Textes, das nach Zugeständnis des Senders weithin als skandalös Empfundene, nie auf den Begriff gebracht oder auch nur umschrieben. 3/16
Nietzsche beschreibt in Nr. 68 von „Jenseits von Gut und Böse“ die Amnesie aus Stolz. „Endlich – gibt das Gedächtnis nach.“ Bei der Tübinger Philosophieprofessorin @sabinedoering dauerte es jetzt nur fünf Tage. 1/12
Frau Döring beklagt, dass hier bei Twitter „der freie Gedankenaustausch unterdrückt wird“.
Richard Werner, der neue Doktorvater von K. T. zu Guttenberg, hat die University of Southampton, die Guttenberg den Titel verlieh, inzwischen verlassen und seinen früheren Arbeitgeber verklagt.
Vor dem Arbeitsgericht in Southampton erreichte er zwischenzeitlich ein Urteil zu seinen Gunsten, das ihm 3,5 Millionen Pfund zusprach.
Dabei handelte es sich allerdings um ein Versäumnisurteil. Es wurde verhängt, weil die Universität keine Erwiderung auf Werners Klage eingereicht hatte und zum deshalb angesetzten Termin nicht erschienen war.
Der Streit um die Kolumne von @habibitus gibt Gelegenheit zu Klärungen. Polizisten sind Amtsträger, die in staatlichem Auftrag die beim Staat monopolisierte Gewalt ausüben. Sie mit von Gewalt bedrohten Minderheiten gleichzusetzen ist von vornherein verfehlt.
Man kennt solche Parolen aus den USA: "Blue Lives Matter". Diese Okkupation der Bürgerrechtsrhetorik läuft auf die Beschränkung der Bürgerrechte derer hinaus, die durch die Polizei geschützt werden sollen, faktisch aber zu oft vor der Polizei geschützt werden müssen.
Aus strukturellen Gründen ist der Polizei Selbstkritik fast unmöglich. Die Polizeiwissenschaft hat das gezeigt, und vernünftige Polizisten leugnen es nicht. Siehe Milos Vec bei @FAZ_Wissen über eine Studie aus NRW: faz.net/aktuell/wissen…
"Vor einigen Tagen ist in der taz ein Text veröffentlicht worden, in dem empfohlen wurde, Polizeibeamte unter bestimmten Umständen auf einer Mülldeponie unterzubringen." Das stimmt nicht. taz.de/!5691619/
Man kann den Text hier nachlesen. taz.de/Hengameh-Yagho… Es handelt sich um eine Satire, in der ein dystopisches Gedankenspiel in der grotesken Vision der Endlagerung der Polizisten auf der Müllhalde endet.
Unter keinen irgendwie alltagssprachlich ausweisbaren Bedingungen ist die Schlusspointe des Artikels als "Empfehlung" zu charakterisieren. Launig wird ein Szenario durchgespielt, dessen Prämissen irreal sind: dass "die Polizei abgeschafft wird, der Kapitalismus jedoch nicht".