Menschen, die für ein bisschen Identität und Zuspruch jede Realität aufgeben, mit „Geschichtsunterricht“ einfangen zu wollen, ist genau der Fehlschluss, der auch Trump mit Faktenchecks besiegen wollte. Der Bruch geht viel tiefer, irgendwo weit unten, wo kein Wissen mehr hinkommt.
Diese Frau vergleicht sich nicht mit Sophie Scholl, weil sie nicht weiß, wer das war. Sondern genau deshalb. Sie maximiert ihre Selbstviktimisierung mit dem maximal bösen Gegner NS. Entweder wir geben stabil X% der Bevölkerung auf, die solche akute Realitätsentfremdung zeigen.
Oder wir akzeptieren endlich, dass wir sie mit mehr Realität nicht erreichen werden. Alle Forschung zeigt: formale Bildung hilft kaum gegen Verschwörungsmentalitäten. Vielleicht denkt man also eher über Erzählungen und Angebote nach, die es mit ihren aufnehmen können.
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T. Krauel, "Chefkommentator" der WELT, findet es „so unerträglich wie richtig“, dass hochrangige Nazis nach 45 unbehelligt weiterlebten. Wie kann man das schreiben? Was triggert "konservative" Autoren momentan so? Ein Thread mit Erklärungsversuchen. amp.welt.de/debatte/kommen… (1/X)
Samira El Ouassil @samelou und ich sprachen diese Woche darüber im Podcast (ab 29:38): was macht „konservative“ Publizisten am aktuellen Diskurs so irre, dass sie so irre Texte schreiben? Was verändert sich gerade für sie? soundcloud.com/piratensenderp… (2/X)
Aktuell scheint ihnen das Monster der „cancel culture“ (ein Begriff, schon kaputt, bevor er hier ankommt, weil analog „politischer Korrektheit“ durch aggressiven Übergebrauch bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt), was sie sensationslüstern beschwören, jedes Maß zu nehmen. (3/X)
Sehe enorm viel Text von Weißen, die fordern, wir müssten uns endlich unserem eigenen Rassismus stellen. Und dann doch wieder nur den anderer anprangern. Verstehe die Wut auf uns „Liberale“ und unsere blinden Flecke. Versuche mal unsortiert anzufangen. #KritischesWeißsein (1/10)
Vor Jahren hatte ich eine Wohnung abzugeben, durfte KandidatInnen auswählen. Ich habe einen weißen Journalisten favorisiert, weil ich dachte, so habe ich am wenigsten Stress. Menschen mit Migrationshintergrund hatten 0 Chance. Treibt mich heute noch um. #KritischesWeißsein (2/10)
Polizeigewalt gegen PoC habe ich lange wegsortiert unter „das passiert eben in einer diversen Gesellschaft“. Viel zu spät habe ich mich interessiert für unfassbare Fälle wie den von Oury Jalloh. Wären es Weiße gewesen, sicher früher und mit mehr Sorge. #KritischesWeißsein (3/10)
Weil sie jetzt auch für Deutschland diskutiert werden, hier die häufigsten Sätze zu (selbstgemachten) Atemschutzmasken, meine Gedanken dazu mit Quellen und Implikationen (Spoiler: alle müssen weltweit dringend selbstgemachte Masken tragen). (1/X) #maskeauf
„Eine Maske schützt in erster Linie nicht den Träger, sondern die anderen vor ihm.“ Grundsätzlich richtig. Eine mechanische Barriere wie die Maske ist vermutlich aber keine Einbahnstraße. (2/X)
Zudem verdichten sich Hinweise, dass nicht die feinen Aerosole, sondern v.a. große Tröpfchen für die Ansteckung verantwortlich sind. Und die werden beidseitig aufgehalten. Der Träger ist mit Maske eher etwas besser geschützt als ohne Maske. (3/X)
Thread zur angeblichen politischen „Spaltung“ der Gesellschaft (aka „Riss“ oder „Kluft“), vor der alle Seiten warnen, die aber nie präzise erklärt oder gar empirisch belegt wird. These: Weil es sie nicht gibt. Denn was genau würde dieses Sprachbild denn real bedeuten? (1/12)
Dass zwei Seiten überhaupt nicht mehr miteinander reden, nicht mehr miteinander in Kontakt kommen, sich nicht mehr austauschen können, weil ihre Positionen so radikal sind, dass sie nicht nur unvereinbar werden, sondern unverhandelbar, unbesprechbar. (2/12)
Dass zum Beispiel in Sachen Migration 70% für eine weitere massenhafte Aufnahme von Flüchtlingen aus aller Welt ohne besondere Auflagen wären. Und 30% für die totale Abschottung, ständige Grenzkontrollen und Abschaffung des Asyls. Und dazwischen niemand. (3/12)
Verrohung der Sprache braucht keine Drohungen und Beschimpfungen. Sie zeigt sich perfider im Weglassen von Wörtern und Zahlen. Da werden Zehntausende Tote mit keinem Wort erwähnt; Foltergefängnisse, prügelnde Küstenwachen, abgrundtiefe Verzweiflung - keine Silbe. (1/10)
Eine längst gescheiterte Politik des Wegsehens, der Deals mit Despoten und Milizen - kein Satz. Stattdessen wird der allerletzte Dominostein einer langen Reihe an Unmenschlichkeit „Provokation“ genannt, „Katastrophe“, werden die Begriffe der einen Seite übernommen… (2/10)
...während die andere verhaftet wird. Sprache, Denken und Handeln verrohen, wenn wir nicht mehr über Ursache, Umstände und Ethik sprechen. Sondern nur noch „Recht“ angewendet sehen wollen. (3/10)
Die Farben zeigen die jeweils „stärkste“ Partei, meistens um einige Tausend Stimmen. Dieses Narrativ vergisst die Mehrheit, die sie nicht gewählt haben. Es täuscht totale Gegensätze vor und begünstigt damit, was es beklagt.
Bitte, bitte kann mal eine SoziologIn mit empirischer Kompetenz diese „Spaltung“, die für Klicks taugt, als das entlarven, was sie ist: Simplifizierende, alarmistische These ohne belastbare Belege jenseits von Statistik-Spielchen. Bitte.