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Weil sie jetzt auch für Deutschland diskutiert werden, hier die häufigsten Sätze zu (selbstgemachten) Atemschutzmasken, meine Gedanken dazu mit Quellen und Implikationen (Spoiler: alle müssen weltweit dringend selbstgemachte Masken tragen). (1/X) #maskeauf
„Eine Maske schützt in erster Linie nicht den Träger, sondern die anderen vor ihm.“ Grundsätzlich richtig. Eine mechanische Barriere wie die Maske ist vermutlich aber keine Einbahnstraße. (2/X)
Zudem verdichten sich Hinweise, dass nicht die feinen Aerosole, sondern v.a. große Tröpfchen für die Ansteckung verantwortlich sind. Und die werden beidseitig aufgehalten. Der Träger ist mit Maske eher etwas besser geschützt als ohne Maske. (3/X)
Ganz sicher sind aber alle anderen sehr viel besser geschützt vor ihm als ohne. Eine ausführlichere Diskussion der mechanischen (beidseitigen) Wirkung: medium.com/@Cancerwarrior… (4/X)
„Nur die Kranken sollten eine Maske tragen.“ In der Verkürzung falsch. Prof. @c_drosten errechnete neulich in seinem Podcast, dass ca. 44% der Infektionen von nichterkrankten Trägern des Virus kommen, die keinerlei Symptome haben. (5/X)
@c_drosten Dazu kommen noch einmal viele, die zwar erkrankt sind, aber deren Symptome sehr milde sind. Auch sie haben ohne Test keine Ahnung, dass sie akut ansteckend sind. Wenn nur eindeutig Kranke eine Maske tragen, lassen wir grob die Hälfte der Spreader grundsätzlich aus. (6/X)
@c_drosten Unter ihnen sind vermutlich relativ viele „Superspreader“, also Menschen, die eher mobil sind und viele Kontakte haben, eben weil sie sich gesund fühlen. ndr.de/nachrichten/in… (7/X)
@c_drosten „Damit es was bringt, müssten wirklich alle eine Maske tragen." Falsch. Wenn eine Maske das Ansteckungsrisiko mindert, und wir als „Herde“ das Ansteckungsrisiko senken wollen, dann hilft jede Maßnahme schon ab der ersten Person. 100% wären natürlich optimal. (8/X)
@c_drosten Aber wenn nur 80% oder auch nur 1% die anderen schützen, steigt der Schutz für die Herde um 80% oder 1%. Es gibt keinen absoluten Kipppunkt, ab dem eine Maßnahme Sinn ergibt, und schon gar nicht bei 100%. (9/X)
@c_drosten Sonst wären Abstandhalten, Händewaschen und jedes einzelne juristische Gesetz auch erst sinnvoll, wenn es 100% befolgen. In der Mechanik „alle oder keiner“ liegt eine Negierung der individuellen Verantwortung, die wir aber immer wieder von neuem einfordern müssen. (10/X)
@c_drosten „Masken bieten nur sehr unzulänglichen Schutz.“ Stark untertrieben. Zahlen variieren nach Material, Machart und Studiendesign, durchschnittlich landen sie bei 75%. Drei Viertel der infektiösen Tröpfchen könnten von der Maske abgefangen werden. clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT00… (11/X)
@c_drosten Ein immenser Effekt auf die häufigste Infektionskette, den manche deshalb bei vor allem durch Tröpfchen übertragenen Viren für entscheidender als Händewaschen ansehen. clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT00…
(12/X)
@c_drosten „Masken vermitteln ein falsches Sicherheitsgefühl.“ Unklar. Die WHO und andere Behörden argumentieren so gegen Masken für die Bevölkerung. Empirie dazu habe ich keine gefunden (gerne verbessern). Geschweige denn auf großer Skala bei entsprechender Krisenkommunikation. (13/X)
@c_drosten Manche ExpertInnen meinen im Gegenteil: Masken könnten sensibilisieren für den Ernst der Lage. Und je eher wir das Stigma des "Aussätzigen" hinter uns lassen, was noch manchen MaskenträgerInnen begegnet, desto besser. (14/X)
@c_drosten "Masken werden nicht fachgerecht eingesetzt." Richtig. Man muss klar und verständlich kommunizieren, was an Handling und Hygiene zu beachten ist. Im schlimmsten Fall jedoch droht keine Katastrophe, sondern ein verminderter Schutz. (15/X)
@c_drosten „Masken sind Virenschleudern.“ Unklar. Eine durchfeuchtete Maske voller infektiöser Tröpfchen ist gefährlich. Jede Maske muss entsprechend hygienisch behandelt werden. Masken ersetzen nicht das Händewaschen. (16/X)
@c_drosten Manche ÄrztInnen glauben jedoch, dass Menschen sich dadurch weniger unbedacht an Nase und Mund fassen, Schmierinfektionen vermindert werden. Verlässliche Quellen, jemand? (17/X)
@c_drosten „Professionelle OP-Masken sind so rar, wir sollten das Thema vergessen.“ Falsch. Medizinische Masken gehören in die Medizin, unbestritten. Selbstgemachte Masken jedoch, sogar Tücher und Schals bieten vom Material her ebenfalls einen beträchtlichen Schutz. (18/X)
@c_drosten Tschechien hat eine Bevölkerung von 10 Millionen innerhalb dreier Tage mit genähten Masken versorgt (wie? siehe Link). Knappheiten sind immer relativ zu unserer Anstrengung. (19/X) docs.google.com/document/d/1EW…
@c_drosten „Niemals werden wir große Gesellschaften mit den Millionen täglich nötiger Masken versorgen.“ Richtig. Allein die Franzosen schätzen ihren Bedarf auf 40 Mio. Masken pro Woche (s. Link). Aber gleichzeitig ist es zu kurz gedacht. (20/X) france24.com/en/20200329-fr…
@c_drosten Eine selbstgemachte Maske aus Stoff hat einen großen Vorteil: sie ist (>60 Grad) waschbar und damit wiederverwendbar. Wir brauchen genau eine solche (selbstgemachte) Maske pro Mensch. Einmal. Nicht endlos oft Milliarden Masken. (21/X)
@c_drosten Zuletzt kein Missverständnis, sondern eine Frage, und zwar die allerwichtigste für mich: Wenn der Bedarf an Atemschutzmasken weltweit steigt und die reichen Länder den Markt aggressiv leerkaufen, was machen dann die ärmeren? (22/X)
@c_drosten Wie sollen Gesellschaften, in denen Medizin und Hygiene, Wirtschaft und politische Handlungsfähigkeit viel schwächer sind als hier, eine Chance haben gegen das Virus, wenn wir schon das Schlimmste befürchten? (23/X)
In Indien stehen 1,3 Milliarden unter Lockdown, die hygienischen Verhältnisse sind teilweise zum Verzweifeln, die Aufklärung gering, die Versorgung wird niemals reichen. Und ihre Kurve ist exponentiell (Quelle: Johns-Hopkins-Universität). So wie fast überall auf der Welt. (24/X)
Fast überall ist die Versorgung in jeder Hinsicht schlechter als hier. Ohne selbstgemachte Masken, zur Not aus alten T-Shirts per überall verständlicher grafischer Anleitung, rasen wir auf eine globale Katastrophe zu. (25/X)
Danke fürs (so viel) Lesen. Mehr Quellen und Material auf maskeauf.de und vor allem hier (tschechische Studiensammlung): tiny.cc/maskswork
(Dieser Satz steht so oder ähnlich auch in den aktuellen Empfehlungen der WHO und des Robert Koch-Institutes @rki_de. Wieso dort niemand die 44%-Gefahr einer Infektion durch nichterkrankte einbezieht, kann man nur spekulieren.) (5,5/X)
Fortsetzung: "Die Maske ist eine Geste der Höflichkeit." Kann man so nennen. In Zeiten einer globalen Krise, mit potenziell sehr vielen Opfern und großen Kollateralschäden, ist die Fürsorge, nicht aktiv an ihrer Verschlimmerung mitzuwirken, mehr als eine Höflichkeitsgeste. (27/X)
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