es ist so krass (und erschütternd), wie viel der erfahrungen und der politischen dysfunktionalität sich von der corona- auf die klimapolitik mappen lässt. corona ist klimawandel im zeitraffer, und das aktuelle versagen der liberalen demokratien ist eine zukunftsvorhersage.
offensichtlich: exponentielles schlimmerwerden des problems. daher: je früher die maßnahmen, desto milder und kürzer hätten sie sein müssen. hätten wir vor 30 jahren mit aktiver klimapolitik begonnen, hätten wir heuten einen lockeren zeitplan um unter einem grad zu bleiben.
da wir das nicht getan haben stehen eir vor der katastrophe. es ist klar, dass wir alles SOFORT umstellen müssten und sann immer noch 1,5 grad verfehlen. und es ist klar, dass wir versagen. schon wieder.
und auch die politischen rollen sind gleich: hohe überschneidung bei klima- und corona-leugnern. wenige, die die wissenschaft erst nehmen und warnen. konservative und liberale, die zwar so tun, als ob sie die wissenschaftlichen fakten anerkennen, aber glauben verhanden zu können
wenn wir corona nicht hinbekommen, werden wir auch beim klimawandel scheitern. und dann sterben mehr als eine milliarde menschen. daher sollten wir sehr genau hingucken, die rollen und diskursiven strategien analysieren und ein system der politischen verantwortlichkeit schaffen.
ach ja: und die maßnahmen: beim klimawandeldiskurs gibt es die diskussion um degrowth vs. decoupling. ich glaube, wir brauchen beide instrumente, wobei decoupling sowas wie maskenstragen ist und degrowth sowas wie der lockdown.
wär toll, wenn wir es nur durch decoupling schaffen würden. aber das sehe ich nicht. wir werden degrowthelemente brauchen, bestimmte praktiken, evtl. bestimmte branchen verbieten usw.
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prognose: gaia x wird das digitale ber. viel zu ambitioniert, viel zu groß, viel zu viele akteure, viel zu viel politik, und das im digitalen entwicklungsland deutschland. es wird fertig, wenn niemand mehr von cloud redet, hat sicherheitslücken und kinderkrankheiten en masse.
ich bin absolut dafür, dass der staat eigene digitale infrastruktur bereitstellt. aber da fängt man halt nicht ganz oben im stack an und versucht mit einem strahlenden leutturmprojekt die versäumnisse aus der vergangenheit wett zu machen, sondern beginnt die arbeit ganz unten.
digitalisuierung der behörden, der ämter, der bestehenden infrastrukturen. und nee, nicht mit nem großauftrag an microsoft oder sap, sondern mit open source software und dem aufbau von inhouse kompetenzen. und dann arbeitet man sich von da den stack hoch.
ein bei umweltschützern beliebtes narrativ ist, dass die coronakrise geizeigt hat, dass die gesellschaft im angesicht einer globalen krise durchaus handlungsfähig sei. ich halte das für eine völlig falsche beobachtung. die westlichen gesellschaften haben auch bei corona versagt.
interessant ist, dass das versagen bei corona durchaus strukturgleich ist, wie das beim klimawandel. in beiden fällen ist eigentlich klar, was zu tun ist. in beiden fällen gibt es wissenschaftler*innen die sehr präzise vorhersagen machen. in beiden fällen ist es politikversagen.
in beiden fällen braucht es kollrktives handeln, statt individuelle versntwortung. in beiden fällen würde ein möglichst frühzeitiges eingreifen, spätere viel drastischischere maßnahmen verhindern. in beiden fällen ist aber ein frühzeitiges handeln politisch nicht durchsetzbar.
es gibt dieses narrativ, auch bei linken u. liberalen, dass diese ganze post-truth-problematik auf die hegemonie postmoderner/poststrukturalistischer theorie zurückzuführen sei. das ist natürlich quatsch. aber ich würde sogar sagen, das gegenteil ist der fall. let me explain.
das narrativ geht so: durch das insistieren der poststrukturalisten, dass es keine objektive wahrheit gäbe, seien dem gesellschaftlichen diskurs gewissermaßen die ankerpunkte abhanden gekommen. jeder kann jetzt fröhlich alles als wahrheit deklarieren und sich darauf berufen.
doch abgesehen davon, dass es empirisch eine herausforderung sein düfte, unter trump-anhänger*innen und corona-leugner*innen versprengte derrida-leser*innen zu finden, macht es allein deswegen keinen sinn, weil niemand so felsenfest von der wahrheit überzeugt ist wie die spinner.
es wird immer so viel negatives über social media gesagt, da muss ich mal ne lanze für twitter brechen. bei spezielllen großereignissen, wie jetzt der pandemie ist es ein so unfassbar gutes informationswerkzeug, wenn man damit umgehen kann. nirgends werde ich besser informiert.
ich bin in den letzten monaten so vielen expert*innen gefolgt, die mich ständig mit news, einschätzungen und studien versorgen. keine redaktion kann da mithalten.
klar, es schwimmt auch viel müll rum. medienkompetenz besteht darin, die trottel auszusortieren.
das ist auch wahrscheinlich sogar das shortcoming der redaktionen. sie schaffen es einfach nicht, die trottel auszublenden. immer noch ein streeck-interview, eine fleischhauerkolumne und leute wie gabor steingart dürfen sogar chefredakteuer spielen. es gibt keine qualitätsfilter
dieser text macht mit hannah arendt noch mal klar, dass es bei politischen lügen nicht um das ersetzen der wahrheit mit der lüge geht, sondern um das zerstören dieser unterscheidung
grundsätzlich einverstanden, habe aber das gefühl, dass das tiefer geht:
these: politische kommunikation hat immer mehrere ebenen und eine davon (die, die hier meta-kommunikation genannt wird), ist die der kommunizierten macht.
der macht-layer der kommunikation basiert rein auf der unterscheidung stärke/schwäche, bzw. dominanz/untwerfung.
beispiel: wenn trump offensichtlich lügt, sagt er auf dem macht-layer: ich habe so viel macht, ich stehe über der wahrheit. wenn trump sich in der debate daneben benimmt, sagt er auf dem macht-layer: regeln gelten nicht für mich, so mächtig bin ich. wenn er das gesetz bricht: etc
im grunde ist die neue @rezomusik-vorlesung (danke @NoisyNarrowBand) ein konstruktiver und ich finde durchdachter vorschlag zum umgang mit der medienkrise, insbesondere der vertrauenskrise der medien. thread.
medienkrise zusammengefasst: das internet beendete die 150 jährige monopolisierung des öffentlichen diskurses durch die massenmedien. jeder kann jetzt journalist sein, bzw. jeder kann sich jetzt in die journalistenpose werfen. ich gehöre zu den befürwortern dieser entwicklung.
aber auch ich musste verstärkt seit 2016 mit ansehen, wie das gesamtsystem erodierte und leute wie alex jones, jebsen, breitbart und politically incorrect alle standards erodierten und die grenze zwischen journalismus und verschwörungstheorie immer weiter verwischten.