Wir könnten einmal wieder auf die Zahl der freien Intensivbetten schauen, wie das die #Quarkdenker gerne machen. Aber genau wie denen würden den meisten von uns die Zahlen kein wirklich sinnvolles Bild geben.
Warum?
Naja, das fängt damit an, dass in einem Krankenhaus ein (1/n)
Bett nicht einfach ein Bett ist. Je nach PatientIn und Erkrankung stehen an diesem Bett ganz verschiedene Geräte, müssen verschiedene Medikamente verabreicht werden und muss ganz unterschiedlich viel Zeit und Expertise durch das Personal aufgebracht werden. (2/n)
Schon bei "normalen" Betten kann eine für Laien verwirrende Menge an Monitoren und Infusionströpfen neben einem solchen Bett stehen und je nach Infektiösität des Menschen im Bett können verschiedene Massnahmen nötig sein, so dass auch manche Räume nicht voll belegt (3/n)
werden können.
Kann sich ein Patient nur eingeschränkt bewegen, dann muss Thrombose- und Dekubitusprophylaxe betrieben werden, was viel Zeit durch Pflegepersonal benötigt.
Und wenn wir schon hier eigentlich viele, viele Kategorien an "Betten" unterscheiden müssten, dann (4/n)
wird das in der Intensivbetreuung nur noch schlimmer. Hier brauchen wir mehr Geräte, mehr Expertise und mehr Zeit.
Das eigentliche "Bett" ist hier oft nur noch Beiwerk, das auch optisch unter dem "Herum" verschwindet, vor allem bei invasisver Beatmung.
Das Limit ist also (5/n)
nicht nur das Bett und vor allem, es gibt nicht nur ein Limit!
Und in diese Limits laufen wir schneller als auf den ersten Blick zu erahnen, denn normalerweise liegt auf den Stationen unserer Kliniken ja eine bunte Mischung an PatientInnen.
Wenn aber COVID-19 einen großen (6/n)
Teil der Betten füllt, dann brauchen plötzlich viele Menschen die gleiche Betreuung, die gleichen Geräte.
Stellt Euch einen Baumarkt vor, in dem über Wochen die Hälfte der Kunden nur Schubkarren kaufen wollen - das könnte kein Markt stemmen. Nur sterben keine Menschen, wenn (7/n)
sie keine Schubkarre erhalten!
Und trotz all dieser Probleme, trotz all dieses logistischen und manschlichen Aufwands stemmen unsere kliniken das - mit dem Schweiss, den Nerven und den Herzen der Heldinnen und Helden, die jeden Tag ihre eigene Gesundheit riskieren, um (8/n)
da eine Versorgung möglich zu machen, wo die meisten von uns schon beim Gedanken daran aufgeben würden.
Da werden Pläne für Operationen verschoben, Patienten über hunderte Kilometer transportiert, unzählige Überstunden erbracht - und alles, um diese letzten "Betten" noch (9/n)
aufbringen zu können, wenn der nächste Fall eintrifft.
Und der nächste
Und der nächste
Und der nächste
Und trotz allem sterben die Menschen. Und auch das müssen sie stemmen, wieder und wieder! (10n)
Und dann vergleichen die #Quarkdenker die Auslastung von 2019 mit 2020, sie zählen die Atemwegserkrankungen und sagen: ist doch alles in Ordnung!
Sie vergleichen einen Normalfall mit einem Extremfall. Sie vergleichen Krankheitszahlen ohne Interventionen mit denen, die wir (11/n)
trotz aller Maßnahmen haben. Sie vergleichen schwere Atemwegserkrankungen wie eine zweiwöchige Grippe mit hohem Fieber mit kritischen Erkrankungen mit komplettem Lungenversagen und Tod.
Wissen sie nicht, was sie tun? Sind sie wirklich so dumm?
Oder wollen sie einfach nicht (12/n)
wissen, wollen sie sich die Welt schönreden?
Wollen sie sich schlauer fühlen als die Krankenpflegerin, die gerade den nächsten Fall an die Beatmung anschliesst?

Und während die Leugner sich auf die Schultern klopfen, piept in der Ferne unbeeindruckt die nächste Flatline.
(13/13)

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17 Dec
Es sieht so aus, als ginge es tatsächlich sehr bald mit den Impfungen los.
Das ist toll, aber es wird auch zu neuen Diskussionen, Irrtümern und Irreführungen führen. Viele davon sind vorhersagbar, also schauen wir ein paar doch gleich mal an, okay? (1/n)
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Weil diese Menschen das größte Risiko für schwere Verläufe haben und wir diese durch die Impfungen verlässlich verhindern können. (2/n)
rki.de/DE/Content/Inf…
Das kann im besten Fall schon ziemlich bald viele Tote verhindern helfen und die Krankenhäuser doppelt entlasten, da sowohl die schweren Fälle abnehmen, als auch das Personal geschützt wird.
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15 Dec
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12 Dec
Sollen wir mal eine kleine Runde durch die EU drehen? Es werden ja in Sachen #COVID19 immer gerne mal Länder verglichen, aber machen wir das doch mal etwas ausführlicher, okay?
Alle Daten von der hervorragenden Seite des @Tagesspiegel: interaktiv.tagesspiegel.de/lab/karte-sars… (1/n)
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11 Dec
Auch drei Monate nach Gabe des Modena-Impfstoffs finden sich neutralisierende Antikörper. Das ist super! Warum? Schauen wir uns mal kurz an, was eine Impfung kann: Bei der Impfung konfrontieren wir den Körper mit Proteinen eines Erregers - entweder (1/n)
n-tv.de/wissen/Moderna…
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Das Immunsystem erkennt dann diese Proteine als fremde Antigene und baut eine spezifische Abwehrreaktion dagegen (2/n)
auf.
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10 Dec
Vielleicht kommt endlich das erste wirkliche COVID-19-Medikament. Bis zur Zulassung wird es wohl noch ein Jahr dauern, aber das ist trotzdem ein ganz wichtiger Baustein. Nicht nur könnten damit akute Fälle behandelt werden, die z.B. (noch) nicht (1/n)

tagesschau.de/wirtschaft/boe…
geimpft werden konnten, oder bei denen die Impfung nicht gewirkt hat. Eine echte Behandlungsmöglichkeit sichert auch gegen abnehmende Immunität und/oder Mutationen des Virus ab. Damit hätten ÄrztInnen einen flexibleren Werkzeugkasten und eine Aurtottung des Virus wäre (2/n)
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7 Dec
Seufz. Na gut, mal wieder Zeit für #DoktornWieHomburg. Naja, irgendwer muss ja offensichtlich auch die einfache Mathe erklären, also schauen wir mal, was der Herr heute so gerechnet hat: Es geht um die Effektivität des COVID-Impfstoffs von BioNTech/Pfizer und um Prozente (1/n)
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Blöderweise ist das direkt gar nicht bestimmbar, denn ich kann ja nie nachweisen, was gewesen wäre, wenn ich nicht geimpft (3/n)
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