Wäre die Attacke auf das US-Kapitol, wegen der 5 Menschen starben, von Islamisten ausgeführt worden, hätten die USA Krieg gegen den Terror ausgelobt, alle Sender hätten ihr Programm unterbrochen & wir würden auf Titelseiten diskutieren, wie „unser“ Way of Life angegriffen wird.
Stattdessen hat die ARD den Roadmovie mit Charly Hübner gesendet, die ganze Welt zeigt 24/7 diesen Hillbilly-Schamanen und wir lachen darüber, dass die dummen Trottel nicht mehr fliegen dürfen.
Dass ein rechtsradikaler Mob mit engsten Verbindungen ins Weiße Haus das Kapitol stürmen, womöglich Geiseln nehmen, den Vize-Präsidenten lynchen und das Ergebnis einer demokratischen Wahl überwerfen wollte? Well. Konservative warnen lieber vor der Antifa.
Ich glaube dafür sind u.a. 2 Aspekte verantwortlich, über die nicht genug gesprochen wird:
1. (Konservative) Entscheidungsträger*innen verstehen die Gefahr nicht (gänzlich).
Das Phänomen, mit dem wir es zu tun haben, ist vielschichtig und erfordert ein grundlegendes Verständnis in Disziplinen, die Entscheidungsträger*innen teilweise nicht einmal kennen - z.B. wie & wo die neue Rechte sich (online) organisiert, radikalisiert, finanziert;
wie diese Art von Terrorismus funktioniert (@afelia zu stochastischem Terrorismus lesen), wie die rechte Szene mit Verschwörungsidelogien (s. @Natascha_Strobl) und dem fundamentalen evangelikalen Christentum (s. @ardenthistorian) zusammenhängt usw.
Auf deutsch schreiben u.a. @raeuberhose und @kattascha über die Materie - in Anbetracht der Dimensionen dieser globalen Bedrohung sollten diese zwei Expertinnen eigentlich 200.000 Follower haben und eine Standleitung ins Innenministerium.
(Vielleicht gibt es die ja schon, but then again it’s Horst Seehofer we’re talking about).
Auch @janboehm macht seit Jahren auf seinen Kanälen auf dieses Problem aufmerksam.
Besonders von Konservativen wird es aber entweder ignoriert oder (bes. vom rechten Rand) kleingeredet.
2. Konservative (und ihre Wähler*innen) haben (vielleicht auch bedingt durch Punkt 1) keine Angst vor dem Phänomen. Es richtet sich (größtenteils) nicht gegen sie (weiß, männlich, heterosexuell) und entfaltet darum eine viel geringere Wirkmacht.
(Natürlich spielt dabei auch Rassismus und Xenophobie eine Rolle, aber das wäre ein Thread für sich).
Das, zusammen mit einer ideologisch-geprägten Überhöhung von Polizei und Militär, führt auch dazu, dass rassistische Ausfälle bei der Polizei, verschwindende Waffen bei der Bundeswehr und rechte Terrorgruppen (s. Nordkreuz) niemandem wirklich zu interessieren scheinen.
Selbst der Mord an einem CDU-Politiker durch einen Rechtsradikalen hat das nicht geändert.
Man sieht ein ähnliches Phänomen in den USA: Vergleicht mal die Reaktion der Republikaner auf BLM-Demos mit z.B. Charlottesville oder eben dem Sturm auf das Kapitol.
Wenn wir dieses Problem nicht endlich mit der gebührenden Ernsthaftigkeit angehen, entsprechende Expertise in unsere Behörden holen & adäquate Ressourcen aufwenden, wird es immer größer. Und wenn dann etws ähnliches hierzulande passiert, sind wieder alle überrascht & schockiert.
#1 Nicht erpressen lassen. Das „Angebot“, 500€ für einen guten Zweck zu spenden, war natürlich nur dazu da, um ihm bei Absage aufs Brot zu schmieren, dass es ihm wohl doch nicht so sehr um Menschen in Not geht, was auch sofort geschehen ist.
#2 Nicht auf Provokationen eingehen. „Traut sich nicht“, „macht sich ins Hemd“, „Feigling“ waren noch die nettesten Attacken, Beleidigungen aus besagter Bubble folgten natürlich.
Das muss man schlicht komplett wegatmen und ignorieren, was nicht immer einfach ist.
Verschwörungsideologie + Coronaleugnung: Naidoo, Hildmann, Wendler - was fällt uns auf? Es sind so gut wie immer: Männer.
Corona zeigt auch die Krise von fragiler Männlichkeit, traditionellen Männlichkeitsbildern und (Achtung, Reizwort) des Patriarchats.
(Viel zu langer) Thread
Eigentlich naheliegend, mitten in einer Pandemie & einer globalen Rezession so etwas wie Verunsicherung oder sogar Angst zu empfinden. Aber in einem traditionell männlich gedachten Rollenbild gilt das als schwach - & Schwäche ist ein wirklich schwieriges Konzept für viele Männer.
Wir befinden uns, höchstwahrscheinlich wegen einer Fledermaus auf einem Markt irgendwo auf einem anderen Kontinent, in einer globalen Ausnahmesituation, wie sie keine lebende Person je erlebt hat. Das heißt: Keine Blaupausen, keine Sicherheiten, keine einfachen Antworten.
"Der Begriff »Powerfrau« suggeriert, dass sie Power hat, trotz ihres Geschlechts. Die »Karrierefrau« macht Karriere, obwohl sie eine Frau ist. [..]. Sie steigt nicht auf, weil sie gut ist, sondern weil sie sich rücksichtslos erkämpft, was ihr eigentlich nicht zusteht."
"Von der Powerfrau gibt es [..] kein männliches Gegenstück. Wozu auch? Man muss nur betonen, was nicht selbstverständlich oder allgemeingültig ist, das, was von der Norm abweicht. Und die Norm ist eine Gesellschaft, die gelernt hat, dass der Mann von Natur aus Höheres anstrebt,
Man führt sich viel zu selten vor Augen, wie absolut niederschmetternd und wirklich GROTESK die Situation ist, in der wir uns in Sachen #Klimakrise befinden - Thread.
So gut wie alle ernstzunehmenden Klimawissenschaftler*innen auf der ganzen Welt warnen seit Jahrzehnten vor den Folgen der Klimakrise, die - wenn nicht gebremst - das Ende der menschlichen Zivilisation wie wir sie kennen bedeuten wird.
Seit Jahrzehnten kann sich weder die internationale Staatengemeinschaft noch die Europäische Union oder die Bundesregierung zu Maßnahmen durchringen, die auch nur IM ANSATZ ausreichend wären, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern.
Weg von diesem konkreten Vorfall sind es aber genau solche Situation, in die Männer Frauen immer und immer wieder bringen und die unendlich unfair sind:
1. Mann überschreitet eine Grenze
2. Frau hat zwei Optionen: a) sie schweigt / lächelt / sieht professionell darüber hinweg oder b) sie schreitet ein.
a) führt im Zweifelsfall dazu, dass Leute sagen, sie lässt sich alles gefallen, setzt sich nicht durch, ist nicht stark o.ä.
b) führt im Zweifelsfall dazu, dass Leute (bzw.: Männer) sagen, sie sei "schwierig / zickig / hysterisch" und macht aus einer Mücke einen Elefanten.
Dann Täter-Opfer-Umkehr: "Man weiß gar nicht mehr, was man sagen darf, wenn es immer sofort so hochkocht".