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31 Jan, 25 tweets, 4 min read
Fünf Millionen Dosen Impfstoff erwartet Minister Spahn im Februar. Das ist ein Witz. In dem Tempo würde es sechs Jahre dauern, bis alle geimpft sind. Ja, ich habe nie erwartet, dass es vor April richtig losgeht, aber so brauchen wir allein 4 Monate für die höchste Risikogruppe.
Der Skandal ist, dass Israel seine komplette Bevölkerung durchgeimpft haben wird, lange bevor wir auch nur den 10-15% höchstgefährdeten Mitgliedern unserer Gesellschaft Impfungen anbieten können.
Ich vermisse auch jeden Ansatz mittelfristiger Planung bei den Impfungen, wenn es plötzlich genug Impfstoff gibt. Dann müsste nämlich 20-50 mal soviel pro Tag verimpft werden, und das geben die Impfzentren nicht her. Die niedergelassen Ärzte könnten aber täglich Millionen impfen.
Es ist wahrscheinlich ohnehin sinnvoll, die niedergelassen Ärzte jetzt mit einzubeziehen, wo der AstraZeneca-Impfstoff nur an unter 65-Jährige gegeben werden kann, was so gar nicht in bisherige deutsche Impfstrategie passt.
Es hat wohl niemand damit gerechnet, dass der Impfstoff, von dem man am meisten bestellt hat, nicht für die Hauptrisikogruppen geeignet ist. Am Dienstag wird man sich treffen und die bisherige Strategie über den Haufen werfen müssen, bevor es überhaupt richtig losgegangen ist.
Wie man es dreht und wendet: Derzeit sehe ich nicht, dass die EU bzw. Deutschland einen realistischen Plan hat, wie wir bis zum Herbst alle geimpft kriegen, die wollen. Keine Frage, die Aufgabe, vorab aus 100+ nicht existierenden Impfstoffen die aussichtsreichsten auszuwählen,...
...war auch ein Glücksspiel, aber das Glück bevorzugt die Besserinformierten, und man hätte in dem Fall einfach nur von jedem der Top-5 Impfstoffkandidaten genug für die gesamte Bevölkerung bestellen müssen, so, wie es z.B. Kanada und UK es in etwa gemacht haben.
Das hätte die EU nicht mehr als 20 Euro pro Kopf gekostet, also ein Witz im Vergleich mit den Kosten, die die Pandemie und Lockdowns verursachen. Wie aber konnte es zu derartigem Versagen und solcher Fehlkalkulation bei der Impfstoffbeschaffung kommen?
Meine These ist, dass unser System Politiker an die Macht bringt, die charakterlich, kulturell und mental ungeignet sind für Krisen wie Pandemien, größere Naturkatastrophen und Krieg, aber das will man in normalen Zeiten auch haben.
Die Engländer haben für zweiten Weltkrieg Churchill aus der Abstellkammer geholt und ihn nach Kriegsende erst mal schnell wieder weggepackt, und als er später noch mal rausgeholt wurde, hat er sich als Regierender im Frieden als eher schlechte Wahl erwiesen.
Was wir also eigentlich bräuchten wäre, dass in Krisen wie einer Pandemie andere Leute das Sagen haben als unsere normalen Schönwetterpolitiker, die große Krisen nicht können, weil ihnen der Sachverstand wie auch das Mindset fehlt, schnell gute Entscheidungen zu treffen.
Ich finde ja den chinesischen Ansatz interessant, wo ein Regierungschef, wenn er den Notstand ausruft, damit auch signalisiert, dass er die Lage nicht unter Kontrolle hat und das Heft des Handelns in qualifiziertere Hände gibt, bis der Notstand vorbei ist.
Und nach der Performance der Ministerpräsidenten, der Kanzlerin und der EU-Kommissionspräsidentin, die wir alle beobachten konnten, halte ich so gut wie keinen dafür geeignet, uns durch diese Krise zu führen - das haben sie jetzt mehrfach gezeigt.
Leider wird sich daran aktuell nicht viel ändern lassen, und es hilft auch nicht, gute Krisenmanager zu wählen, denn die sind in “normalen” Zeiten nicht die beste Wahl, denn sie müssen bisweilen schnell und rücksichtslos agieren, etwas, das man normalerweise nicht will.
Nach Corona wäre es an der Zeit, mal darüber nachzudenken, wie man denn unser demokratisches System so reformiert, dass es Pandemien schnell und effektiv bekämpfen kann und wir aufhören, abschreckendes Beispiel für Unfähigkeit von demokratischer Regierung in Krisenzeiten zu sein.
Auch wenn es nicht die ideale Lösung ist, würden wir besser damit fahren, wenn Politiker, die keine Ahnung von Pandemie haben, in Pandemiezeiten auch bei Entscheidungen nicht mitreden sollten, denn wir konnten sehen, wie sie laufend irreparable Schäden angerichtet haben.
Stattdessen sollte man in Pandemiezeiten die Entscheidungen weitgehend in die Hand von qualifizierten Experten legen, die man vorher bestimmt hat und die keine Rücksicht auf Befindlichkeiten von Leuten nehmen müssen, die keine Ahnung haben.
Ja, Experten sind auch nicht ohne Fehl und Tadel und auch nicht immer unpolitisch und nicht immun gegen Meinungsmache und können auch gewaltig daneben liegen, aber so niedrig, wie die Latte liegt, die die Politik gesetzt hat, hätten Experten am Ruder die locker genommen.
Normalerweise sind Experten so sehr auf ihr Fachgebiet fokussiert, dass es Aufgabe der Politik ist, andere Aspekte zu berücksichtigen, die außerhalb des Fachgebiets liegen, aber bei Pandemiebekämpfung haben wir gelernt, dass praktisch allen anderen Aspekten am besten ...
... gedient ist, wenn man die Pandemie schnell und hart bekämpft und sich alles andere vorübergehend unterordet, und je schneller und härter man das tut, umso kürzer muss sich alles andere unterordnen.
Das ist ein Prinzip, das man in der Politik eher nicht kennt und sogar Verfassungprinzipien zuwiderläuft, etwa dem Prinzip der praktischen Konkordanz, und außerdem müsste man den Ländern Zuständigkeiten wegnehmen und an den Bund oder die EU geben, die man auch reformieren müsste.
Alles eine Herkulesaufgabe, die wahrscheinlich eine zweite verkackte Pandemie braucht, bevor der politische Wille da ist, so weitreichende Änderungen an unserem politischen System vorzunehmen. So, wie es ist, wurde es durch die Pandemie gewogen und für zu leicht befunden.
Ein System der Pandemiebekämpfung darf einfach nicht davon abhängen, dass gerade die richtigen Politiker im Amt sind. Das alles gehört so in Gesetzesform gegossen, finanziert und organisiert, dass es für die Pandemiebekämpfung weitgehend egal ist, wer gerade regiert.
Die Politik sollte sich darauf fokussieren, diejenigen zu entschädigen oder zu versorgen, die überproportional unter den Maßnahmen zur Bekämpfung leiden, aber eine Mitsprache, wann welche Maßnahmen eingeführt und beendet werden, sollte die normale Regierung nicht haben.
Mal sehen, was passiert, aber das Versagen der Politik in Ländern Bund, Europa und global darf nicht folgenlos bleiben, und es ist nicht damit getan, diejenigen bei Wahlen abzustrafen, die so viel Schaden angerichtet haben. Wir müssen unser politisches System massiv reformieren.

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2 Feb
Das ist mehr, als ich gedacht hätte, aber plausibel. Es bedeutet, dass in ca. 6 Wochen die neuen Varianten dominieren werden und in ca. 3 Wochen der R-Wert über 1 gehen wird, wenn wir nicht weiter Kontakte reduzieren.
Hier ist zu sehen, wie sich #B117 in England durchgesetzt hat; ähnliches können wir auch bei uns erwarten. Es waren zwei Monate, in denen der Anteil von 2% auf 70% gestiegen ist.
Wenn wir sofort *alles* dicht machen, was nicht absolut lebensnotwendig ist, können wir in den nächsten 2-3 Wochen noch richtig was reißen; wenn nicht, geht es Ende März richtig ab, und wir verbringen April und Mai in einem härteren Lockdown, als es das Land bisher gesehen hat.
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2 Feb
Die britische #B117-Variante ist wohl mehrfach unabhängig in etwas mutiert, das dieselbe E484K-Mutation aufweist wie die brasiiianischen und südafrikanischen Varianten, die existierende Impstoffe weniger effektiv machen und Reinfektion derer ermöglichen, die Covid-Classic hatten.
Außerdem besagen 6 von 10 Studien, dass #B117 tödlicher ist, und die besten Studien deuten auf 30% höhere Sterblichlichkeit bei #B117-Infektionen hin.
#B117 ist auch bei uns heimisch, und wird sich wahrscheinlich auch bei uns die E484K-Mutation zulegen, wenn es sich ausbreitet. Das bedeutet, dass Herdenimmunität in weite Ferne rückt und vielleicht nie erreicht werden wird.
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31 Jan
Ok, das macht Sinn. Israel hat quasi seine Bevölkerung als Massenversuchsobjekt mitverkauft. Israel bekommt daher mehr Impfstoff, als sie verimpfen können, und zwar, bis alle durchgeimpft sind. Aus heutiger Sicht wohl ein guter Deal, aus damaliger Sicht vielleicht etwas verwegen.
So können wir Israel auch dankbar sein dafür, dass wir so früher wissen werden, wie der Impfstoff wirkt und wie sicher er in großem Maßstab ist und wirkt. Israel impft im Übrigen bereits auch Kinder, so dass wenn unsere Kinder an der Reihe sind, es hinreichend sicher sein wird.
Klingt etwas zynisch, aber in einer Pandemie ist man nun mal mit Entscheidungen konfrontiert, bei denen schwierige Risikoabwägungen vorgenommen werden müssen, die Leben und Gesundheit kosten oder bewahren können. Bisher sieht es so aus, dass es sich für Israel auszahlen könnte.
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30 Jan
Corona wirft immer wieder ethische Fragen auf. Sollen Promis sich jetzt öffentlich impfen lassen, um mit gutem Beispiel Impfunwillige zu überzeugen, oder sich wie jeder andere hinten anstellen bzw. anhand ihrer Risikogruppenzugehörigkeit eingereiht werden?
Ob man nun einige Tausend Promis impft, macht bei ~10 Millionen Personen in der Kategorie "höchstes Risiko" jetzt zahlenmäßig nicht viel aus, und es gibt noch immer zu viele Leute, die sich nicht impfen lassen wollen.
Andererseits ist irgendwie nicht einzusehen, warum Leute, die ohnehin privilegiert sind, jetzt auch noch bei der Impfung bevorzugt werden sollten, und es könnte auch der eine oder andere Risikofall sterben, selbst, wenn man nur einige Tausend jüngere Promis vorzieht.
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29 Jan
Corona-Update 29.1.2021: 7-Tage-Schnitt bei Neuinfektionen (~12400/Tag) und jetzt auch Toten (730/Tag) rückläufig, 7-Tage-Inzidenz 114/100.000, 94 laut RKI. 7-Tage-R-Wert 0,89. Image
Zahl der Tests (1,07 Mio., -8,1%) sowie Positivrate (9,97%, -4,51%) leicht rückläufig. Bedeutet, dass der Rückgang der Zahlen auch einen Rückgang des Infektionsgeschehens wiederspiegelt, wobei die Zahlen geringfügig stärker zurückgingen als das reale Infektionsgeschehen. Image
Hier die Tabelle dazu: Image
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28 Jan
Immer wieder Spaß mit den RKI-Daten. Heute neu der "LK Saarpfalz-Kreis", hieß bisher "LK Saar-Pfalz-Kreis". Aber das ist eine Petitesse. Was mir mehr Sorgen macht sind die "Stornos" von Fällen, die es zuvor nicht gab.
Täglich finden sich zig bis hunderte Fälle, die man abziehen muss, weil vermutlich eine Korrektur im Datenbestand durchgeführt wurde, aber zu rund einem Viertel dieser Fälle gibt es keinen passenden Fall, der "storniert" werden könnte.
Konkret: Es gibt -1 Fallanzahl in einem Landkreis mit Geschlecht und Altergruppe und Meldedatum, aber es gab zuvor kein +1 mit den entsprechenden Daten. Das ist etwa so, als würden Rechnungen für Artikel storniert, die nie in Rechnung gestellt wurden, weil es sie nie gab.
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