Trotz der teils schrillen Töne der letzten Tagen, geht es Allen in diesem Forum darum, Schaden von Kindern und ihren Familien abzuwenden. Ich möchte daher meine Position noch einmal ausführlich darlegen:

1/21
Zunächst:

Ich plädiere dafür, dass wir alle

a) unsere Scheuklappen abnehmen und nicht nur monothematisch auf Sars-CoV2 starren und

b) uns gegenseitig zuhören

2/21
Was wissen wir, was nicht?

1. Kinder und Jugendliche sind Teil der Pandemie, auch in Schulen und KiTas

2. Kinder und Jugendliche bewegen sich nicht nur in Familien oder Gemeinschaftseinrichtungen sondern treffen sich auch im privaten Raum etc.

3/21
3. Die Studienlage zur Gefährdung von Kindern/Jugendlichen in Gemeinschaftseinrichtungen ist nicht unisono, teilweise sogar extrem widersprüchlich. Das liegt an unterschiedlichen Methodiken, gesellschaftlichen Settings, dahinter liegenden Hygienekonzepten, Inzidenzen etc.

4/21
4. Auch zu den neuen Mutanten ist die Datenlage ebenfalls uneinheitlich. Erste Daten haben hohe Verbreitung unter Kindern/Jugendlichen gezeigt. Diese Beobachtung ist im UK von offizieller Stelle zurückgenommen worden.
5/21
In Portugal aber wohl hoher Anteil betroffener Kinder mit B117. Allerdings dort besondere Situation wegen aufgehobenem Lockdowns über Feiertage. in Deutschland mehrere B117 Cluster in Schulen/KiTas.

6/21
5. Es ist gesichert, dass Hygienemaßnahmen die Ausbreitung von Sars-CoV2 verhindern bzw. das Risiko reduzieren können, auch für B117.

7/21
6. Es sind wiederholt (weitgehend übereinstimmende) Hygienekonzepte z.B. von @rki_de @DAKJ_Akademie vorgeschlagen und aktualisiert worden.

In den nächsten Tagen ist eine Weiterentwicklung in eine sehr breit konsentierte S3 Leitlinie der @AWMF zu erwarten!

8/21
Jetzt der Blick auf die andere Seite der Medaille, auf die andere und ich in den letzten Tagen hingewiesen haben:

1. Kinder und Jugendliche sind nicht ausschließlich durch #SARSCoV2 gefährdet. Die Risiken sind vielfältig und vielgestaltig!

9/21
2. Kinder/Jugendliche sind durch den @Lockdown stark betroffen; sehr viele leiden durch die Einschränkungen ihres Lebensraums, viele leiden unter unzureichenden Bedingungen des Schulunterrichtes

10/21
3. Gerade heute wurde wieder gezeigt, dass gerade die sozial Schwächeren und Bildungsferneren besonders schlechte Unterrichts- und Homeschoolingbedingungen vorfinden. "Die Schere geht weiter auseinander"

11/21
4. Wir wissen, dass gerade Defizite in der frühen Bildung, also bei Klein- und Grundschulkindern, schwerwiegende negative Auswirkungen haben und sich langfristig auf Bildungs- und Berufsabschluss etc. auswirken werden

12/21
5. in den Kinderkliniken und Jugendämtern sehen wir viele Fälle von Vernachlässigung, Gewalt, Kindeswohlgefährdung.
Hilfe-Hotlines für Familien berichten von stark vermehrten Anfragen.
Es zeigt sich eine Zunahme depressiver Symptome bei Kindern/Jugendlichen usw.

13/21
6. in den Kinderkliniken sehen wir vermehrt Kinder mit schwersten Manifestationen lebensbedrohlicher Erkrankungen (Diabetes, Krebs), die wir sonst in dieser Form früher nicht gesehen haben.

14/21
7. so sind im ersten Lockdown in UK mehr Kinder an solch verpassten Diagnosen verstorben als an Covid.

15/21
Zusammenfassend sehen wir also viele verschiedene Risiken.

Daher ist eine sorgfältige ABWÄGUNG DER VERSCHIEDENEN RISIKEN notwendig.

Dazu folgende, kurz skizzierte Vorschläge (die hoffentlich auch komplett gelesen werden):

16/21
1. Die Infektionszahlen über Deutschland sind insgesamt noch zu hoch. Daher ist der strenge Lockdown notwendig.

(ABER: Wenn Kinder strenger Schulschließung unterliegen, muss eine Homeoffice-Pflicht -wo immer möglich- bestehen! Gleiche Rechte für Kinder und Erwachsene!!!)

17/21
2. Wir brauchen ein Stufenkonzept raus aus dem Lockdown.
Das Konzept muss Deutschlandweit einheitlich und verbindlich festgelegt sein, muss aber nach regionalen Infektionszahlen und lokal, bis hin zur einzelnen Gemeinschaftseinrichtung spezifisch anwendbar sein.

18/21
3. Ich halte es für richtig, dass KiTas u. Grundschulen am Ende eines Lockdowns prioritär geöffnet werden sollen - eben wegen der o.g. Risiken.

Wann dieser Schritt regional gegangen werden kann, ist deutschlandweit anhand verbindlicher Grenzwerte einheitlich festzulegen

19/21
4. Ab erster Öffnung von KiTas/Grundschulen müssen Hygienevorgaben verbindlich eingehalten werden, u.a.:
a) Kleine konstante Gruppen
b) AHA-L
c) Testkonzepte
d) Hygienekonzepte,-verantwortliche, Nachverfolgungskonzepte
u.v.a.m.

KEINE ÖFFNUNG OHNE VERBINDLICHE EINHALTUNG!

20/21
5. Zuletzt müssen wir Kindern und Jugendlichen, gerade aus sozial schwachen Familien, mehr Unterstützungsangebote machen

21/21

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14 Aug 20
Ich werfe mal ein epidemiologisches Erklärungsmodell für Kinder in die Diskussion:

Wie erkläre ich Kindern Abstandsregeln oder den Sinn von strengen Kohorten/"epidemiologischen Gruppen" in #Schulen und #KiTa ?

1/8
Wenn ich Hygienekonzepte wie die Bildung von strengen epidemiologischen Gruppen einfach erklären soll, finde ich das Beispiel eines Waldbrandes hilfreich und anschaulich.

(auch wenn natürlich jedes Bild immer etwas schief ist - als Vorabkommentar für Nörgler)

2/8
Also:

Wir haben in der Bevölkerung derzeit #SARS_CoV_2 Infektionen, vergleichbar mit dem Funkenflug bei einem Waldbrand.

Je mehr Infektionen, desto mehr Funkenflug.

Wenn Funken fliegen, kann sich das Feuer ausbreiten.

3/8
Read 9 tweets
2 Aug 20
#COVID19 #Kinder #Schulöffnungen:
Zwischen 2 Stellungnahmen der @DGKJ_eV u. Partnern, DASS Schulen offen sein müssen, und WIE das gelingen kann, ein persönlicher Thread, der die Thematik #Kinder und #Infektionen etwas breiter beleuchten soll (Fakten/Meinung gekennzeichnet!)

1/24
Was wissen wir (Fakten)?

1. Bei Kindern wurden bislang in D. unterproportional viele #SARS_CoV2 Infektionen nachgewiesen. Ihr Anteil steigt aber.

2. Kinder infizieren sich womöglich weniger leicht als Erwachsene (weniger ACE2 Rezeptoren? andere Ursachen? noch unklar?)

2/24
3. Kinder scheiden vergleichbar viele Viren aus wie Erwachsene, sind möglicherweise genauso ansteckend (siehe @c_drosten), insbesondere Jugendliche

4. Kinder erkranken MIT SICHERHEIT nicht so schwer an #COVID19 wie Erwachsene

3/24
Read 24 tweets

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