#COVID19 #Kinder #Schulöffnungen:
Zwischen 2 Stellungnahmen der @DGKJ_eV u. Partnern, DASS Schulen offen sein müssen, und WIE das gelingen kann, ein persönlicher Thread, der die Thematik #Kinder und #Infektionen etwas breiter beleuchten soll (Fakten/Meinung gekennzeichnet!)

1/24
Was wissen wir (Fakten)?

1. Bei Kindern wurden bislang in D. unterproportional viele #SARS_CoV2 Infektionen nachgewiesen. Ihr Anteil steigt aber.

2. Kinder infizieren sich womöglich weniger leicht als Erwachsene (weniger ACE2 Rezeptoren? andere Ursachen? noch unklar?)

2/24
3. Kinder scheiden vergleichbar viele Viren aus wie Erwachsene, sind möglicherweise genauso ansteckend (siehe @c_drosten), insbesondere Jugendliche

4. Kinder erkranken MIT SICHERHEIT nicht so schwer an #COVID19 wie Erwachsene

3/24
5. Schwere Folgeerkrankungen wie #PIMS /#Kawasaki-like Syndrome sind sehr selten (Promillebereich), mit gutem Outcome

6. Tödliche Verläufe (3 unter >15k Fällen in D.) sind < 20 Jahren extrem selten (Grunderkrankungen!), auch Fälle mit nachfolgenden chron. Folgeerkrankungen

4/24
Weitere Fakten zu Infektionen im Kindesalter allgemein, die in der Diskussion m.E. mal mitbetrachtet werden sollten:

7. Kleinkindalter ist das Alter der häufigen Virusinfektionen - bis zu 12 fieberhafte Infektionen/Jahr können noch als normal betrachtet werden
5/24
8. Ab dem Schulalter haben die Kinder meist eine „Grundimmunität“ gegen viele Virusinfektionen erreicht, erkranken daher seltener.

9. bei #Sars_CoV2 sind wir alle „Kleinkinder“, haben also nicht im Alter einen Immunschutz erreicht (daher kann es „Alte“ genauso erwischen)

6/24
Wie sind diese Virusinfektionen zu werten? Aus meiner Sicht sehr ambivalent:

10) gehäufte Virusinfektionen können bei Kindern „mit entsprechender Disposition“ zu rezidiv. Bronchitiden, z.T. unter dem Bild eines frühkindlichen Asthmas führen (bei anderen Kindern aber nicht)

7/24
hier spielen andere Faktoren (z.B. Raucher im Haushalt, Allergien in Familie etc.) eine zus. Rolle

11) Bestimmte Virusinfektionen insbes. #RSV können langfristig die Reagibilität des Bronchialsystems erhöhen und Asthma-ähnliche Symptome bedingen, insbes. bei Frühchen

8/24
12) man weiss aber auch, dass frühe Kindesbetreuung (vor 3. Geburtstag), große Geschwister und damit einhergehende frühe Infektionen gewisse RISIKEN SENKEN, z.B. das Risiko Allergien zu entwickeln oder eine akute lymphatische Leukämie als Kind zu erleiden. (Fakt!)

9/24
Frühkindliche Infektionen können also auch was Gutes haben!

Und wenn man es evolutionär betrachtet, sind wir Menschen und unser Immunsystem seit Abertausenden Jahren darauf getrimmt, im jungen Alter Viren effektiv abzuwehren (Meinung)

10/24
Was bedeutet all das für unsere Entscheidung bzgl. #Schulen, was bedeutet "#BildungaberSicher" möglicherweise in einem solchen Kontext?
(Achtung - jetzt kommt definitiv der Meinungsteil!)

11/24
A: Die Punkte 1, 2, 3 sind m.E. für diese Entscheidung irrelevant!
(auch wenn sie rauf und runter diskutiert werden)

Denn:
Solange nicht ausgeschlossen ist, dass Kinder #Sars_CoV2 übertragen können, müssen wir sie in Hygienekonzepte einbeziehen, situativ und politisch!

12/24
B: Die Punkte 4, 5, 6 und 9 sind für unsere politische Strategie entscheidend!

Denn:
Für Kinder ist #Sars_CoV2 wahrscheinlich kein schlimmerer Erreger als die anderen bislang bekannten Erkältungsviren einschl. Corona (Punkte 7, 8).

13/24
An #Influenza und #RSV sterben jedes Jahr immer wieder Kinder in Deutschland, und trotzdem fordert keiner Schulschließung von November bis Ostern.

Wir sollten daher auch bei #COVID19 mit dem gleichen Maß messen und entscheiden

14/24
C: Wir müssen unsere politische Strategie an den Risikogruppen orientieren, das sind Patienten (mitunter auch Kinder) mit Vorerkrankungen und ältere Menschen (Punkt 9).

15/24
Ich habe doch schon vor Corona kein Kind mit Krebs und Chemotherapie in die Schule geschickt - warum sollte ich das jetzt tun? Genauso können wir auch nach individueller Betrachtung Risikokinder von der Schulpräsenz befreien

16/24
Das werden nicht viele Risikokinder sein, aber ENDLICH profitieren sie von Möglichkeiten des Homeschoolings! (was haben wir seit Jahren vergeblich versucht Mauern einzureissen, um das für unsere Onko-Kinder zu erreichen…. Seufz!)

17/24
D: Wenn wir aber die Schulen öffnen können, weil wir keine Sorge haben müssen, dass Kinder ohne Vorerkrankungen schwer an #COVID19 erkranken, dann müssen wir dennoch unbedingt, streng und diszipliniert Hygienekonzepte implementieren …

18/24
… um Lehrkräfte zu schützen
... um andere Kinder und ihre Familien zu schützen
... um zu verhindern, dass Schulen zu #Superspreadingevents werden und dann die Pandemie aus dem Ruder läuft

19/24
Wie das gehen kann, für verschiedene Altersgruppen, in verschiedenen Infektionsszenarien, das hat die @DGKJ_eV mit Partnern sehr detailliert und anwendungsnah in ihrer Stellungnahme unter dgkj.de ausformuliert (ab 3.8.2020)

20/24
Fazit der langen Rede:

- wenn wir Schulen öffnen, liefern wir unsere Kinder NICHT einem unkalkulierbaren Risiko aus!
- wir müssen für Kinder vor #SarsCov2 NICHT MEHR ANGST haben als vor anderen Viren, deren Existenz uns bislang nie nach Schulschließung hat rufen lassen.

21/24
- wenn wir bei Schulöffnungen diszipliniert Hygienekonzepte einhalten, insbesondere Kohorten trennen, können wir verhindern, dass Schulen Orte für Superspreading werden, oder im on/off Modus arbeiten

22/24
KINDER HABEN EIN RECHT AUF TEILHABE, FÖRDERUNG UND BILDUNG!

Echte Teilhabe ist nur in Form einer Präsenzschule möglich

Die Schulen MÜSSEN also auf, wir müssen es RICHTIG machen!

23/24
Diese Entscheidung kann man aus meiner Sicht nicht individuell freistellen, es müssen ein politischer Rahmen und eine Zielrichtung gesetzt sein!

24/24

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Feb 2
In diesem Thread ein Einblick in die Kinderklinik Dortmund am @klinikumdo und eine subjektive Bewertung:
In Dortmund liegen 7 Tage Inzidenzen bei U10 seit ca 1 Woche bei ca 5000, bei Jugendlichen bei ca 3000.
Deutlicher Anstieg seit 10.1.2022

1/15
mags.nrw/coronavirus-fa…
Die niedergelassenen Kinder- und Jugendärzt:innen berichten von einer hohen Rate positiver PCRs bei Kindern und Jugendlichen, mit überwiegend milder Infektsymptomatik (Luftweginfektion, Fieber, Bauchschmerzen etc.) - vergleichbar Infektwellen in anderen Wintern

2/15
Die Notfallambulanz unserer Klinik sieht im Vergleich zu anderen Jahren weniger Patienten, bei diesen auch eine hohe Rate (ca. 1/3) positive PCR Ergebnisse. Ebenfalls Infektsymptomatik, meist milde.

3/15
Read 15 tweets
Jan 7
Super positive Zahlen aus den USA zur Sicherheit der #SARS_CoV_2 Impfung bei Kindern 5-11 Jahren, wenige Impfreaktionen, Herzmuskelentzündungen (sogar seltener als bei älteren Jugendlichen)
Kinder/Eltern sollten ermutigt sein, sich impfen zu lassen - alle!
cdc.gov/vaccines/acip/…
Hier folgen die entscheidenden Slides:
zunächst zu 5-11 Jährigen
(12 Herzmuskelentzündungen bis 19.12. registriert; alle entlassen, gebessert bzw. "recovered") Image
Bei Jugendlichen häufigere Herzmuskelentzündungen, aber auch mit günstigem Verlauf: Image
Read 4 tweets
Aug 31, 2021
Lieber Herr Lauterbach! Ihre pauschale Kritik an "den Kinderärzten" ist nicht zielführend. Es wäre hilfreicher, wenn Sie sich mit aller Ihrer politischen Macht auch für die konsequente, flächendeckende, vollständige Umsetzung der S3 Leitlinie einsetzen...
@BVKJ
.. zu den von Ihnen genannten Zahlen:
wir sehen einen Effekt der Schulrückkehr mit flächendeckender Testung der SuS, seit 2. Schulwoche in #NRW wieder langsam sinkende Inzidenzen, aber noch auf hohem Niveau...
mags.nrw/coronavirus-fa…
... wir sehen in NRW Kliniken aber keine Corona Erkrankungswelle. Vielmehr deutet sich das an, was auch amerikanische Kollegen berichten: im Herbst/Winter Zusammenfallen verschiedener Infektionserkrankungen, mit potenziell hoher Belastung d. Kliniken ... nytimes.com/2021/08/27/us/…
Read 6 tweets
Apr 1, 2021
Man kann die Entwicklung von Inzidenz und Infektionszahlen auch bildlich in beispielhaften Szenarien darstellen

1/5
A: Beispielrechnung:
Ein Teil einer Population wird getestet, mit einem Anteil von 10% positiven Tests. Hochgerechnet auf eine Gesamtbevölkerung ergibt das einen Inzidenzwert von 11

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B: In diesem Szenario ist die Infektionshäufigkeit höher. Bei gleicher Testgruppengröße steigt die Rate positiver Tests. Die Inzidenz steigt auf 22

3/5
Read 5 tweets
Feb 11, 2021
Ich begrüße, dass die Kinder und die Schulen prioritär in den Blick genommen werden, auch in @landnrw - möchte aber auf folgende Punkte hinweisen, denn die bislang verkündeten Regelungen reichen m.E. nicht aus:
@ArminLaschet

1/5

www1.wdr.de/nachrichten/la…
1. Ich halte es NICHT für sinnvoll, alles landesweit einheitlich umzusetzen. Wir brauchen verbindliche einheitliche Regelungen, die regional spezifisch angewendet werden - einen Wettbewerb der Regionen.

(die 7-d-Inzidenzen variieren heute von 19,3 in MS bis 119,8 in HA)

2/5
2. geteilte Klassen, kleine verbindliche Gruppen sind gut. Sichern Sie bitte auch die Schulwege, Pausen etc.. Daher z.B. gestaffelter Schulbeginn/Pausen, mehr Schulbusse etc.
(siehe z.B. S3 LL der @AWMF, Empfehlungen der #DGPI)

3/5
Read 5 tweets
Feb 9, 2021
In der Diskussion u.a. um sichere Schulen wird gerne das noch nicht abschließend ausformulierte Testkonzept kritisiert.
Ich möchte anhand einer Beispielrechnung illustrieren, warum es in der Tat nicht einfach ist, und warum Schnelltests nicht die eine einfache Lösung sind.

1/10
Alle Annahmen der Beispielrechnung sind hoch optimistisch angesetzt, optimistischer als die Daten aus dem Preprint der Studie von @CDrosten zu Antigen-Schnelltests unter medrxiv.org/content/10.110…

2/10 Image
Ich stelle diese Annahmen in den nächsten Schritten in Beziehung zu verschiedenen Hintergrundinzidenzen (so genannte Vortestwahrscheinlichkeit)

3/10 Image
Read 10 tweets

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