Corona-Update 5.2.2021: 7-Tage-Schnitt bei Neuinfektionen (~10.500/Tag, -15%/Woche) und Toten (~700/Tag, -5%/Woche) sinkt, aber beides noch auf hohem Niveau. 7-Tage-R-Wert bei 0,91, leicht steigende Tendenz in den letzten Tagen.
Bremen (+23%), Saarland (+7%) und Hamburg (+1%) mit steigenden Neuinfektionen, alle anderen Länder mit sinkenden Zahlen, stärkste Rückgänge in Sachsen-Anhalt (-36%) und Brandenburg (-33%). Inzidenzen zwischen 71 (Baden-Württemberg)und 161/100.000 (Thüringen).
In den Top-30 Landkreisen auf pavelmayer.de/covid/risks auf den ersten 6 Plätzen nur bayrische Landkreise, danach 3 x Thüringen. Insgesamt 11 x Bayern. Die "neuen" Länder sind mit 14 Kreisen in den Top 30 noch immer überrepräsentiert, aber nicht so stark wie in den Vorwochen.
Zahl der Tests in der KW4 zur KW3 fast unverändert (+1,4%). Zahl der positiven Tests sinkt um 13% auf 95.000, die Positivenrate von 9,94% auf auf 8,53%, in etwa der Höchstwert in der 1. Welle. Die Zahlen erhärten einen realen Rückgang der Infektionen um ca. 15% ggü. der Vorwoche.
Hier der Graph als Tabelle:
In Berlin eine sehr ähnliche Situation wie im Bund, Inzidenz leicht besser (85,3 vs. 89,6) , 7-Tage-R Wert minimal schlechter (0,92 vs. 0,91).
Berlin: In der Gliederung nach Altergruppen sinkt die Inzidenz nicht mehr in der Altersgruppe 80+ und vergrößert den Abstand zu den anderen Altersgruppen, wo sie weiter sinkt.
Berlin: Inzidenzen unter Schülern auf weniger als 1/4 der Werte vor den Schulschließungen gesunken. Stärkster Rückgang in der Altergruppe 10-14.
Berliner Labore kommen auch wieder mit dem Testen mit, und die Positivenquote ist jetzt mit 8,4% leicht unter dem Bund mit 8,53%.
Zahl der gemeldeten Corona-Patienten in Berliner Krankenhäusern sinkt stärker als die der Intensivpatienten. Beides auf hohem Niveau. 30-50% der ~350 Berliner Intensivpatienten werden sterben.
Allgemein ist es in Deutschland so, dass 1 von 10 positiv Getesteten ins Krankenhaus muss und jeder 40. positiv Getestete stirbt, was 1 von 4 ins Krankenhaus eingelieferten Patienten entspricht. Was für ein Horror, wenn das Haus voll ist und jeder 4. es nur tot verlassen wird.
International fast überall stark zurückgehende Neuinfektionen, auch im stark betroffenen Portugal, UK und den USA. Tschechien steht in den Starlöchern für eine 4. Welle. ourworldindata.org/coronavirus-da…
Deutschland mit Inzidenz im unteren Mittelfeld mit vergleichsweise langsamen Anstiegen und noch langsameren Rückgängen. Deutscher "Lockdown" drückt R weniger als der Lockdown in meisten anderen Ländern, obwohl die Maßnahmen auf dem Papier fast identisch sind.
Links die Mobilitätsdaten für Deutschland, rechts die für UK. Deutsche sind im Lockdown mehr unterwegs oder am Arbeitplatz und weniger zu Hause als die Briten. Unklar warum, aber ich vermute, dass die Briten einfach gerade mehr Angst haben, sich anzustecken, als die Deutschen.
Fakoren wie die Nachrichtenlage und empfundene Bedrohung scheinen mir wichtige, wenn nicht gar die wichtigsten Faktoren dafür zu sein, wie sehr der Einzelne tatsächlich Kontake reduziert.
Das sieht man allein daran, dass Kontakte in der Regel vor Maßnahmenbeginn reduziert werden und bereits vor Maßnahmenende wieder ansteigen. Ein Lockdown und sein Ende werden von vielen Leuten quasi vorgezogen bzw. von der Politik nachvollzogen.
Steigende Zahlen und bedrohliche Nachrichten von vollen Krankenhäusern und Krematorien und neuerdings agressiven Virusmutanten reduzieren die Ignoranz und Kontaktfreudigkeit der Bevölkerung ganz sicher mehr als jede einzelne Maßnahme es kann, vor allem, wenn Kontrolle fehlt.
Umgekehrt führen fallende Zahlen und bereits die Diskussion oder das baldige Inaussichtstellen von Lockerungen dazu, dass viele Leute das als Entwarnung begreifen und von sich aus unvorsichtiger werden.
Daher haben wir wohl die paradoxe Situation, dass allein das zu frühe Argumentieren für Lockerungen dazu führen kann, dass die Zahlen dadurch langamer oder gar nicht sinken und Lockerungen weiter in die Ferne rücken.
Lockerungsbefürworter wollen Lockerungen in der Regel nicht an feste Grenzwerte binden, sondern Zeitpunkte, und sie argumentieren mit der unbedingten Dringlichkeit der Lockerungen und damit, dass man ja so viele Sicherheitsvorkehrungen hat und der Infektionsbeitrag minimal ist.
Das ist, als würde ich sagen: "Meine Freunde, ich bestehe darauf, mich regelmäßig mit euch allen zu treffen, also könnt ihr euch aus Infektionsschutzgründen nicht mit anderen Leuten treffen." Das funktioniert so gut wie "Do what I say, not what I do."
Eine Pandemie ist eine der Situationen, wo zu frühes Reden über etwas dazu führt, dass sich dessen Eintritt verzögert. Ich möchte diesen Leuten daher nicht den Mund verbieten, weil ich anderer Meinung bin, sondern sie dem gemeinsamen Anliegen schaden, zur Normalität zu kommen.
Bestimmte Interessengruppen von Pandemiebekämpfungsmaßnahmen auszunehmen ist noch nicht einmal ein Nullsummenspiel, es ist ein Minusexponentialspiel, wie Korruption und Umweltzerstörung. Dem Nutzen weniger steht ein viel höherer Schaden Aller gegenüber.
Und der Schaden tritt bereits zum Teil dadurch ein, dass man Dinge sagt, die die Pandemie verlängern und Menschenleben kosten. Vorzeitiges Lockerungsgerede ist Verharmlosungsgerede und hilft nur dem Virus, sonst niemandem, auch der Wirtschaft nicht.
Ich denke nicht, dass man Reden über Lockerungswünsche staatlich zensieren soll oder überhaupt kann, aber ich behalte mir für meinen Teil vor, den Rednern Mitverantwortung für ein Mehr an Toten und längeren Lockdown zu geben und sie für dumme oder schlechte Menschen zu halten.
Lieber aber appelliere ich an jeden, doch bitte selbst zu prüfen, ob das, was man sagt, den Bemühungen eher hilft oder eher schadet, die Pandemie so effizient wie möglich zu bekämpfen. Andere Länder haben uns gezeigt, dass und wie das geht.
Der kurzfristige Ausblick ist ok, die Zahlen sinken noch, aber der Rückgang verlangsamt sich gerade leicht. Mittelfristig breiten sich die Mutanten aus, weil wir nicht genug dagegen tun, und wir werden deshalb wohl noch 1 oder 2 harte Lockdowns sehen, weil wir zu früh lockern.
Langfristig, also ab der 2. Jahreshälfte aber können wir erwarten, dass sich die Situation entspannen wird, weil genug gute Impfstoffe verfügbar sein werden, aber es wird ein langer Weg bis zur völligen Normalität; mehrere Jahre, bis sich alle Bereiche der Wirtschaft erholen.
Bleibt gesund!
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Das ist mehr, als ich gedacht hätte, aber plausibel. Es bedeutet, dass in ca. 6 Wochen die neuen Varianten dominieren werden und in ca. 3 Wochen der R-Wert über 1 gehen wird, wenn wir nicht weiter Kontakte reduzieren.
Hier ist zu sehen, wie sich #B117 in England durchgesetzt hat; ähnliches können wir auch bei uns erwarten. Es waren zwei Monate, in denen der Anteil von 2% auf 70% gestiegen ist.
Wenn wir sofort *alles* dicht machen, was nicht absolut lebensnotwendig ist, können wir in den nächsten 2-3 Wochen noch richtig was reißen; wenn nicht, geht es Ende März richtig ab, und wir verbringen April und Mai in einem härteren Lockdown, als es das Land bisher gesehen hat.
Die britische #B117-Variante ist wohl mehrfach unabhängig in etwas mutiert, das dieselbe E484K-Mutation aufweist wie die brasiiianischen und südafrikanischen Varianten, die existierende Impstoffe weniger effektiv machen und Reinfektion derer ermöglichen, die Covid-Classic hatten.
#B117 ist auch bei uns heimisch, und wird sich wahrscheinlich auch bei uns die E484K-Mutation zulegen, wenn es sich ausbreitet. Das bedeutet, dass Herdenimmunität in weite Ferne rückt und vielleicht nie erreicht werden wird.
Ok, das macht Sinn. Israel hat quasi seine Bevölkerung als Massenversuchsobjekt mitverkauft. Israel bekommt daher mehr Impfstoff, als sie verimpfen können, und zwar, bis alle durchgeimpft sind. Aus heutiger Sicht wohl ein guter Deal, aus damaliger Sicht vielleicht etwas verwegen.
So können wir Israel auch dankbar sein dafür, dass wir so früher wissen werden, wie der Impfstoff wirkt und wie sicher er in großem Maßstab ist und wirkt. Israel impft im Übrigen bereits auch Kinder, so dass wenn unsere Kinder an der Reihe sind, es hinreichend sicher sein wird.
Klingt etwas zynisch, aber in einer Pandemie ist man nun mal mit Entscheidungen konfrontiert, bei denen schwierige Risikoabwägungen vorgenommen werden müssen, die Leben und Gesundheit kosten oder bewahren können. Bisher sieht es so aus, dass es sich für Israel auszahlen könnte.
Fünf Millionen Dosen Impfstoff erwartet Minister Spahn im Februar. Das ist ein Witz. In dem Tempo würde es sechs Jahre dauern, bis alle geimpft sind. Ja, ich habe nie erwartet, dass es vor April richtig losgeht, aber so brauchen wir allein 4 Monate für die höchste Risikogruppe.
Der Skandal ist, dass Israel seine komplette Bevölkerung durchgeimpft haben wird, lange bevor wir auch nur den 10-15% höchstgefährdeten Mitgliedern unserer Gesellschaft Impfungen anbieten können.
Ich vermisse auch jeden Ansatz mittelfristiger Planung bei den Impfungen, wenn es plötzlich genug Impfstoff gibt. Dann müsste nämlich 20-50 mal soviel pro Tag verimpft werden, und das geben die Impfzentren nicht her. Die niedergelassen Ärzte könnten aber täglich Millionen impfen.
Corona wirft immer wieder ethische Fragen auf. Sollen Promis sich jetzt öffentlich impfen lassen, um mit gutem Beispiel Impfunwillige zu überzeugen, oder sich wie jeder andere hinten anstellen bzw. anhand ihrer Risikogruppenzugehörigkeit eingereiht werden?
Ob man nun einige Tausend Promis impft, macht bei ~10 Millionen Personen in der Kategorie "höchstes Risiko" jetzt zahlenmäßig nicht viel aus, und es gibt noch immer zu viele Leute, die sich nicht impfen lassen wollen.
Andererseits ist irgendwie nicht einzusehen, warum Leute, die ohnehin privilegiert sind, jetzt auch noch bei der Impfung bevorzugt werden sollten, und es könnte auch der eine oder andere Risikofall sterben, selbst, wenn man nur einige Tausend jüngere Promis vorzieht.
Corona-Update 29.1.2021: 7-Tage-Schnitt bei Neuinfektionen (~12400/Tag) und jetzt auch Toten (730/Tag) rückläufig, 7-Tage-Inzidenz 114/100.000, 94 laut RKI. 7-Tage-R-Wert 0,89.
Zahl der Tests (1,07 Mio., -8,1%) sowie Positivrate (9,97%, -4,51%) leicht rückläufig. Bedeutet, dass der Rückgang der Zahlen auch einen Rückgang des Infektionsgeschehens wiederspiegelt, wobei die Zahlen geringfügig stärker zurückgingen als das reale Infektionsgeschehen.