Ein interessanter Datenpunkt aus Indien sind 4,7% Infektionswahrscheinlichkeit bei Kontakten mit niedrigem Risiko und 10,7% bei Kontakten mit hohem Risiko. Das passt ganz gut zu den Zahlen aus England. princeton.edu/news/2020/09/3…
Als Infizierter muss man also im Schnitt 9 Leute unter riskanten Bedingungen treffen oder 21 Leute unter niedrig-riskanten Bedingungen, während man ansteckend ist, um eine weitere Person zu infizieren. Das gilt aber nur für Corona-Classic und in Indien.
Die Zahlen aus England sind 8 "direkte" oder 19 "nahe" Kontakte für Corona-Classic und 6 "direkte" oder 13 "nahe" Kontakte für B.1.1.7, um im Schnitt eine Person zu infizieren.
"Direkt" ist:
* gesichtszugewandtes Gespräch < 1 m Abstand
* Hautkontakt
* Anhusten, Anniesen oder Anspucken
"Nahe" ist:
* < 1 m für 1 Min. auch gesichtabgewandt
* 1-2 m für > 15 Min.
* Fahrt im PKW
* 1 m Abstand in Bus, Bahn oder Flugzeug für > 1 Min. oder 1-2 m für > 15 Min.
Eine FFP2-Maske verlängert die Zeit bis zur Ansteckung ungefähr um Faktor 10, und wenn beide FFP2-Masken tragen, vermutlich Faktor 100, wobei das grob vereinfacht ist, insbesondere in der Kombination mit MNPs/OP-Masken. FFPs werden nämlich nur auf Leckage beim Einatmen geprüft,..
..während OP-Masken nur darauf geprüft werden, was sie beim Ausatmen abhalten, und wahrscheinlich halten OP-Masken beim Ausatmen sogar mehr Viren zurück als FFP2-Masken, während OP-Masken beim Einatmen Aerosole kaum zurückhalten.
Am besten wäre es also, eine OP-Maske und eine FFP2-Maske gleichzeitig zu tragen, um eine zertifizierte Wirkung beim Ein- und Ausatmen zu haben. Kann jedem nur raten, es mal auszuprobieren. Es funktioniert aber nur mit FFP2 über OP-Maske, aber das kann die FFP2-Leckage erhöhen.
Testet also, ob eure Kombination das Einatmen leichter macht als nur FFP2 - das wäre nicht gut. Bei meinen Tests konnte ich subjektiv keinen Unterschied beim Atemwiderstand feststellen, während z.B. das Anpressen einer FFP2-Maske im Nasenbereich ihn spürbar erhöht.
Das scheint mir ohnehin der Schwachpunkt aller Masken zu sein, Leckage auf beiden Seite der Nase. Die meisten Träger, die ich sehe, haben Probleme, den Nasenbügel richtig zu formen, und ich auch, aber ich gebe mir zumindest Mühe damit.
Überraschend an der Kombination FFP2 über OP-Maske fand ich den Trage- und Atemkomfort, den ich als angenehmer empfunden habe als nur FFP2; es fühlt sich weniger feucht an, man spürt weniger Druckstellen und die FFP2 wird bleibt fast trocken, wenn man es nur kurz trägt.
Ist also auch eine Sparmaßnahme, die eine längere Verwendung von FFP2-Masken ermöglicht, wenn man die OP-Maske regelmässig tauscht. Was aber bedeutet das Alles jetzt für einen Bus, Waggon oder Flieger, in dem Alle Masken tragen?
Erst die gute Nachricht: Wenn alle anderen "nur" OP-Masken tragen, man selbst aber FFP2, ist man genausogut oder besser geschützt, als wenn alle FFP2 tragen. Was man aber nicht will ist eine OP-Maske, denn dann verlässt man sich nur auf die Schutzwirkung der Masken der Anderen.
Mit eigener, gut sitzender FFP2-Maske hat man aber einen Covid-Schutzfaktor von mindestens 10, selbst, wenn der Andere eine schlecht sitzende Maske trägt, und bis zu Schutzfaktor 100, wenn das Gegenüber eine gute FPP2- oder OP-Maske hat.
Schutzfaktor 10 ist schon was, aber kein Freibrief. Es verlängert sie Zeit, die man mit einem Unmaskierten gesichtzugewandt und mit weniger als 1 m Abstand zuhören kann, bevor es ein "direkter" Kontakt ist, von 1 auf 10 Minuten, und "direkt" heißt Infektionsrisiko 1:6 bei B117.
Hat einer der direkten Sitznachbarn in der Bahn B117, ist also < 1m enfernt und du trägst FFP2, wird nach rund 100 Minuten daraus ein "naher" Kontakt mit 1:13 Infektionsrisiko, bei 1-2m entfernt sitzenden Personen erst nach 25 Stunden.
Das Problem ist: Die arbeitsschutzrechtliche Empfehlung zu FFP2 ist eine Höchsttragedauer von 75 Minuten mit anschließenden 30 Minuten Mindesterholungsdauer. Ein echtes Problem für längere Bus-, Bahn- und Flugreisen. Die meisten Leute können sicher problemlos länger FFP2-Masken..
.. tragen, aber allgemein vorschreiben kann man das nicht, und FFP2-Masken haben einen deutlich höheren Atemwiderstand als OP-Masken und sind daher für einen viel größeren Personenkreis ungeeignet.
Insofern halte ich in öffentlichen Verkehrsmitteln einen Mindestabstand von 1 m im Nahverkehr und 2 m im Fernverkehr für dringend geboten; alles andere erzeugt auch mit Maske Kontakte der Kategorie "nahe" oder sogar "direkt", die grob in 1 von 10 Fällen zur Übertragung führen.
Oder direkter gesagt: Wenn dein direkter Sitznachbar B117 ausscheidet, hast du es nach einigen Stunden ziemlich wahrscheinlich auch, selbst mit FFP2-Maske. Vor Infizierten, die über 2 m weit weg mit Maske sitzen, ist man dagegen ziemlich sicher, wenn die Lüftung ok ist.
Für Ansteckungen im eigenen Haushalt, wo Masken eher unüblich sind, ist Abstand halten eigentlich auch eine gute Idee, wenn 6 enge oder 13 nahe Kontakte mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Infektion führen, wobei mit Pech auch der 1. Kontakt zur Infektion führen kann.
All diese Statistiken sagen über den konkreten Fall nur aus, wie häufig er vorkommt - es sind Mittelwerte, und die Realität ist viel komplizierter, aber ich finde, solche Zahlen- und Gedankenspiele helfen, die Gefahren halbwegs realistisch einzuschätzen.
Für das Reizthema Schulen heißt das, dass direkte und nahe Kontakte unbedingt vermieden werden müssen, selbst mit Masken, und OP-Masken reichen da nicht. Kindern FFP2-Masken vorzuschreiben halte ich aber für unzumutbar, jedenfalls regelmäßig und für längere Zeit.
Ein Mindestabstand von 2 m und gute Lüftung und FFP2-Masken nur im Freien abnehmen sollte Übertragungen in der Schule weitgehend verhindern, aber abgesehen davon, dass es nicht durchhaltbar ist:
Wollt ihr diesen Horror echt euren Kindern zumuten, wo ihr schon im Supermarkt nach 3 Minuten mit Maske Anfälle kriegt? Das ist doch eine kafkaeske Dystopie, eine Ausgeburt bürokratischer Monstrosität, die mit Bildungszielen so gar nichts tun. Was soll sich denn da entfalten?
Ich würde Schulen ja so aufmachen: Die Inzidenz unter 10/100.000/Woche bringen, alle Schüler 2 x die Woche testen, Klassen dauerhaft halbieren, für gute Luft sorgen, auf Abstand sitzen, ansonsten normaler Unterricht. Gibt es Infektionen, bleiben alle für 2 Wochen zu Hause. Punkt.
Ergänzung: Es gibt wohl eine Studie, die einen Schutzfaktor von 30 nahelegt, wenn beide eine OP-Maske tragen. Das "Double Masking" im Artikel ist aber eine Kombination aus Stoffmaske über OP-Maske. Dank an @MaineCnytimes.com/2021/02/10/wor…
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Na super. Berlin signalisiert Entwarnung: Die Pandemie ist unter Kontrolle. Denke, wir werden aufgrund dieses Signals in 10-14 Tagen einen Anstieg des R-Werts ab heute sehen. Nicht wegen der Schulen, sondern allein wegen der Ankündigung. Deprimierend. bz-berlin.de/berlin/berlin-…
Michael Müller ist für mich jemand, der die Leute glücklich und die Welt besser machen will, aber dabei meist Depression und Langeweile verbreitet, sich minderwertig fühlt und in mir primär Mitleid erzeugt. In vieler Hinsicht das Gegenteil von Klaus Wowereit.
Vor dem Hintergrund nehme ich ihn mehr als tragische Figur denn als politischen Übeltäter wahr, denn er meint es nur gut, davon bin ich überzeugt, und leidet daran, dass niemand sieht, wie er eisern und ungeliebt seine Pflicht erfüllt, was immer er darunter verstehen mag.
Ein Batch Biontech-Impstoff brauchte bisher 110 Tage zur Herstellung, nunmehr „nur“ noch 60 Tage. Das ist noch immer ziemlich lange und bedeutet, dass man in 2 Monaten nur so viel fertig hat, wie heute zu produzieren begonnen wurde. eu.usatoday.com/story/news/hea…
Es lässt zudem den „Produktionsausfall“ in Belgien noch dubioser aussehen als bisher. Bei derart langer Produktionsdauer kann ein Maschinenupgrade nicht die Art von Lieferengpass erklären, den wir sahen. Ich glaube noch immer, dass da etwas verheimlicht wird.
Vermute, dass in Wahrheit entweder „halbfertiger“ Impfstoff umgeleitet wurde oder größere Mengen kaputt gegangen sind, denn bei 2-3 Monaten pro Batch dürfte ein Upgrade der „Reinigungs- und Abfüllanlage“ Lieferungen nur etwas verzögern, aber den Gesamtoutput kaum beeinflussen.
Corona-Update 5.2.2021: 7-Tage-Schnitt bei Neuinfektionen (~10.500/Tag, -15%/Woche) und Toten (~700/Tag, -5%/Woche) sinkt, aber beides noch auf hohem Niveau. 7-Tage-R-Wert bei 0,91, leicht steigende Tendenz in den letzten Tagen.
Bremen (+23%), Saarland (+7%) und Hamburg (+1%) mit steigenden Neuinfektionen, alle anderen Länder mit sinkenden Zahlen, stärkste Rückgänge in Sachsen-Anhalt (-36%) und Brandenburg (-33%). Inzidenzen zwischen 71 (Baden-Württemberg)und 161/100.000 (Thüringen).
In den Top-30 Landkreisen auf pavelmayer.de/covid/risks auf den ersten 6 Plätzen nur bayrische Landkreise, danach 3 x Thüringen. Insgesamt 11 x Bayern. Die "neuen" Länder sind mit 14 Kreisen in den Top 30 noch immer überrepräsentiert, aber nicht so stark wie in den Vorwochen.
Das ist mehr, als ich gedacht hätte, aber plausibel. Es bedeutet, dass in ca. 6 Wochen die neuen Varianten dominieren werden und in ca. 3 Wochen der R-Wert über 1 gehen wird, wenn wir nicht weiter Kontakte reduzieren.
Hier ist zu sehen, wie sich #B117 in England durchgesetzt hat; ähnliches können wir auch bei uns erwarten. Es waren zwei Monate, in denen der Anteil von 2% auf 70% gestiegen ist.
Wenn wir sofort *alles* dicht machen, was nicht absolut lebensnotwendig ist, können wir in den nächsten 2-3 Wochen noch richtig was reißen; wenn nicht, geht es Ende März richtig ab, und wir verbringen April und Mai in einem härteren Lockdown, als es das Land bisher gesehen hat.
Die britische #B117-Variante ist wohl mehrfach unabhängig in etwas mutiert, das dieselbe E484K-Mutation aufweist wie die brasiiianischen und südafrikanischen Varianten, die existierende Impstoffe weniger effektiv machen und Reinfektion derer ermöglichen, die Covid-Classic hatten.
#B117 ist auch bei uns heimisch, und wird sich wahrscheinlich auch bei uns die E484K-Mutation zulegen, wenn es sich ausbreitet. Das bedeutet, dass Herdenimmunität in weite Ferne rückt und vielleicht nie erreicht werden wird.
Ok, das macht Sinn. Israel hat quasi seine Bevölkerung als Massenversuchsobjekt mitverkauft. Israel bekommt daher mehr Impfstoff, als sie verimpfen können, und zwar, bis alle durchgeimpft sind. Aus heutiger Sicht wohl ein guter Deal, aus damaliger Sicht vielleicht etwas verwegen.
So können wir Israel auch dankbar sein dafür, dass wir so früher wissen werden, wie der Impfstoff wirkt und wie sicher er in großem Maßstab ist und wirkt. Israel impft im Übrigen bereits auch Kinder, so dass wenn unsere Kinder an der Reihe sind, es hinreichend sicher sein wird.
Klingt etwas zynisch, aber in einer Pandemie ist man nun mal mit Entscheidungen konfrontiert, bei denen schwierige Risikoabwägungen vorgenommen werden müssen, die Leben und Gesundheit kosten oder bewahren können. Bisher sieht es so aus, dass es sich für Israel auszahlen könnte.